@ E.R.O.S.
eine funktionelle Einrichtung und gerahmte Aquarelle, die aussehen, als hätte man sie einer Hotelkette abgekauft. Das Gebäude kommt mir vor wie ein Musterhaus eines noch zu erschließenden Wohngebiets.
»Doktor Lenz?« ruft eine Frauenstimme.
Aus einem Aufgang, der zu den Schlafzimmern im ersten Stock führen muß, tritt eine Frau Ende Zwanzig. Sie hat rötlichbraunes Haar, das etwas dicker als das von Drewe ist, grüne Augen, helle Haut, und eine schlanke, aber athletische Figur. Alles in allem ist sie eine etwas härtere Version meiner Frau. Sie macht drei Schritte in den Raum hinein, bevor ich das Halfter und die Pistole darin dicht unter ihrem linken Arm sehe.
»Sherry ist hinten«, sagt sie zu Lenz. »Und der Typ von der technischen Forschungsabteilung ist oben im Gästeschlafzimmer.« Ihr Blick fällt auf mich. »Wer ist das?«
»Special Agent Margie Ressler, darf ich Ihnen Harper Cole vorstellen? Er ist einer der Sysops von EROS. Er wird mir helfen, heute abend in die Gänge zu kommen. Wie ist es bislang gelaufen?«
»Ich habe bislang noch nicht das Geringste getan, nur Pizza geordert. Ich habe genug für alle bestellt.« Agent Ressler kann die Aufregung in ihren Augen nicht verbergen. »Ich habe mir gedacht, da Sie noch nicht online gegangen sind, kann auch noch niemand das Haus überwachen, oder?
Ich habe extra große Pizzen bestellt«, fügt sie hinzu, als Lenz lediglich seufzt. »Und ihnen gesagt, sie sollen die Anchovis weglassen, nur für alle Fälle. Soll ich Ihnen ein paar Stücke reservieren?«
»Ich habe keinen Hunger«, sagt Lenz geistesabwesend. »Cole?«
»Ich nehme ein paar.«
»Sind Sie mit einer Diät-Coke zufrieden?«
»Prima.«
»Bringen Sie es nach oben«, trägt Lenz ihr auf.
Am Fuß der ebenfalls mit Teppichboden überzogenen Treppe bleibt er stehen und ruft über die Schulter zurück: »Ich habe in der Garage keinen Wagen gesehen!«
Margie Ressler eilt ins Wohnzimmer zurück. »Sie liefern ihn heute abend. Müßten jeden Augenblick kommen. Ein Acura Legend, Baujahr zweiundneunzig, bei einer Drogenrazzia beschlagnahmt. Geht das in Ordnung?«
»Sicher. Achten Sie darauf, daß Sherry Ihnen alles zeigt, was Sie wissen müssen.«
»Ja, Sir.«
Am Kopf der Treppe tritt Lenz in einen Raum, der ursprünglich als Schlafzimmer gedacht gewesen sein muß. Nun enthält er einen Computerschrank, der eine ganze Wand vereinnahmt, einen Tisch-PC von Dell, ein Toshiba-Subnotebook mit einem eingestöpselten und angeschlossenen PCMCIA-Modem, eine Reihe Schnurtelefone, ein Faxgerät, ein Handy und ein Sony-Fernsehgerät. In der Nähe der Badezimmertür steht ein Kühlschrank mit Tiefkühlfach und einem Mikrowellengerät darauf, und an der gegenüberliegenden Wand ein Doppelbett.
»Haben Sie vor, eine Weile hier zu bleiben?« frage ich, als Lenz seine Tasche in einen Schrank stellt, der bereits zur Hälfte mit Herrengarderobe gefüllt ist.
Er dreht sich zu mir um, und sein Blick ist auf unheimliche Weise eindringlich. »Ich werde hier wohnen, bis das SEK Mr. Strobekker in Ketten abführt.«
Er sieht mich an, bis ich den Blickkontakt abbreche. »Was soll ich für Sie tun?« frage ich.
»Zeigen Sie mir die Highways und Nebenstraßen von EROS. Ich möchte, daß Sie meine Glaubwürdigkeit etablieren.« Er zeigt auf einen von zwei Drehstühlen. »Sie nehmen den Toshiba.«
»Haben Sie sich schon eingeloggt?«
»Ich wollte das Risiko vermeiden, irgendeine Dummheit zu begehen.«
»Haben Sie schon bei anderen Diensten gelauscht?«
»Gelauscht?«
»Lauschen bedeutet, eine Diskussion mitzuhören, ohne selbst einzugreifen. Die Gespräche anderer Personen zu verfolgen.«
»Nein.«
»Aber Sie haben die EROS-Software installiert?«
»Das hat der Junge im Gästeschlafzimmer gemacht.«
»Na schön, setzen Sie sich.«
Lenz gehorcht, ohne Einwände zu erheben, und nimmt den Stuhl vor dem Dell.
»Sie haben die kostenfreie Telefonnummer von EROS in beide Systeme eingegeben?«
»Ja. Es kann losgehen.«
»Ein Paßwort eingegeben?«
»Ja.«
»Wie lautet es?«
»Das müssen Sie nicht wissen.«
»Wir sind aber sehr empfindlich. Na schön, drücken Sie auf ENTER, und das System stellt die Verbindung her. Das geht automatisch, wie bei CompuServe oder AOL.«
Nachdem ich den Toshiba auf ein Tastatureingabeaufzeichnungsprogramm (das den FBI-Technikern ermöglichen würde, alles, was ich auf diesem Computer eingebe, zu wiederholen) überprüft und das eine, das ich fand, unbrauchbar gemacht habe, logge
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