Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
Dunkelheit rauskäme, würden sie ihm den Arm brechen.
    Es war schlimm, Doktor. Ich wollte ihm helfen, wußte aber, versuchte ich es, würden sie mich einfach zu ihm reinwerfen. Ich hoffte, daß es ihnen langweilig werden und sie verschwinden würden, als ich ein Geräusch hörte, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war eine Schlange in dieser Grube, aber keine Mokassin. Mokassinschlangen machen keinen Lärm; sie beißen einen einfach. Das war eine Klapperschlange. Zwei Sekunden nachdem sie geklappert hatte,sprangen diese Arschlöcher auf ihre Fahrräder und gaben Fersengeld.
    Ich rief Miles zu, er solle da rauskommen, aber er kam nicht hoch. Dann hörte ich, wie er ganz leise wimmerte: ›Ich kann nicht.‹ Ich sprang neben den Einstieg und flüsterte ihm zu, er solle langsam rückwärts in die Richtung gehen, aus der er meine Stimme hörte, aber er wimmerte nur weiter vor sich hin. Es war stockfinster in dem Loch, ich konnte nichts sehen. Nach vielleicht einer Minute nahm ich all meinen Mut zusammen und streckte die Hand in das Loch. Ganz langsam. Mein ganzer Arm kribbelte. Selbst mit elf Jahren wußte ich, daß eine Klapperschlange eine Grubenotter ist und Wärme und nicht etwa Gegenstände wahrnimmt. Und ich wußte, daß meine Hand viel wärmer als die Wand dieses nassen Lochs war. Ich schob die Hand über den Schlamm weiter, scheinbar eine Stunde lang. Dann berührten meine Finger Baumwolle. Ich packte Miles’ Arm und zerrte ihn da raus. Er weinte hemmungslos, und er hatte sich in die Hosen gemacht. Er zitterte wie ein Epileptiker.«
    Ich wische mir brennenden Schweiß aus den Augen. »Nachdem er sich beruhigt hatte, sagte er mir ganz leise, eines Tages würden diese Arschlöcher bedauern, was sie ihm angetan hätten.«
    »Alles in Ordnung, Cole?«
    Ordentliche Reihen weichen gelben Lichts fallen durch mein Fenster und verraten mir, daß wir endlich in einem Wohngebiet sind.
    »Klar.«
    »Ist die Geschichte damit zu Ende?«
    Ich ziehe in Erwägung, den Rest für mich zu behalten, tue es dann aber, aus welchen Gründen auch immer, doch nicht. »Mehrere Jahre später hatte der Anführer dieser kleinen Bande einen seltsamen Unfall. Er wurde viermal von einer Wassermokassinschlange gebissen. Oder jeweils zweimal von zwei Mokassins. Auf jeden Fall verlor er dabei einen Fuß.«
    Lenz hielt den Atem an. »Wie ist das passiert?«
    »Der Typ ging in Delta State aufs College, etwa hundertfünfzig Kilometer nördlich von Rain. Er stieg eines Nachmittags in seinen Wagen, und die Schlangen bissen ihn sofort in den Knöchel. Irgendwie waren sie in seinen Wagen gekommen. Sie lagen unter dem Fahrersitz und aalten sich im warmen Schatten. Der Typ hatte ein Fenster aufgelassen. Wahrscheinlich haben sie sich vom Ast eines Baumes herunterfallen lassen. Das tun sie nämlich gelegentlich.«
    Lenz hält an einer Kreuzung an und sieht mich an. »Wollen Sie damit sagen, daß Turner die Schlangen in den Wagen dieses Mannes gelegt hat?«
    Ich wähle meine Worte mit Bedacht. »Ich sage nur, hätten die Cops die Spur dieser Schlangen zurückverfolgt, hätten sie sie bis zu diesem kleinen Fort auf dem Indianergrabhügel zurückverfolgen können.«
    »Mein Gott. Wie viele Jahre nach dem ersten Zwischenfall war das?«
    »Mindestens sechs oder sieben. Das hat Miles so an sich. Er zieht eine Sache durch. Ich sage nicht, daß er ein Mörder ist. Schließlich hatten diese Jungs ihn gequält. Er hat es ihnen nur mit gleicher Münze heimgezahlt. Im Süden ist das gewissermaßen Tradition.«
    Ich zerdrücke die Tabdose und lasse sie auf den Boden fallen. »Hören Sie, sind wir bald da? Ich will rechtzeitig fertig sein, um noch das Flugzeug des SWAT-Teams zu erwischen.«
    Lenz biegt auf eine weitere Wohnstraße ab. Die Häuser hier sind groß, nicht so groß wie das von Bob Anderson, aber zweifellos wesentlich teurer. Schließlich fährt er den Mercedes auf eine Backsteineinfahrt und parkt.
    »Cole«, sagt er in die plötzliche Stille. »Sie haben gemeldet, daß diese Frauen verschwunden sind, weil Sie wußten, daß ein schreckliches Unrecht geschehen ist. Sind Sie jetzt bereit, mir zu helfen, die Sache in Ordnung zu bringen?«
    »Ist das nicht mittlerweile klar?«
    Er sitzt einfach da und läßt den Motor im Leerlauf. »Selbst wenn die Spur zu Miles Turner führt?«
    »Ja. Aber das wird sie nicht. Miles könnte vielleicht töten, aber nicht auf diese Weise. Ich glaube nicht, daß so etwas in ihm steckt. Glauben Sie es etwa?«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher