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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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großer Höhe gesprungen waren. Der Aufprall ließ die Haut oft platzen. Bei dem Gedanken daran spürte sie einen kalten Klumpen im Magen.
    »Haben Sie die Plane schon zurückgeschlagen?« Ben bückte sich und versuchte, unter das Segeltuch zu spähen. »Können wir mal sehen?«
    »Der Rechtsmediziner hat darum gebeten, dass niemand sie anrührt. Sie sollen zur Obduktion kommen, sagt er. Er – ich – wir beide möchten sie so, wie sie ist, ins Leichenschauhaus bringen. Mit Plane und allem.«
    »Dann darf ich vermuten, dass ein sexuelles Vergehen vorliegt?«
    Der Spurensicherer zog die Nase hoch. »Ja. Kann man entschieden so sagen. Ein schweres sexuelles Vergehen sogar.«
    »Und?« Ben sah auf die Uhr und wandte sich an Zoë. »Was willst du jetzt tun?«
    Sie riss den Blick von Lornes Gesicht los und sah, wie der Officer am anderen Ende des Zelts ein Etikett auf den Beutel mit den Schuhen klebte. »Ich glaube …«, murmelte sie, »… ich glaube, ich will ein paar Schritte gehen.«

3
    Eine Zeitlang hatte Lorne Wood zu Millies und Sophies kleiner Clique gehört. Aber dann, vor ungefähr einem Jahr, hatte es ausgesehen, als entferne sie sich nach und nach von den anderen Mädchen. Vielleicht hatten sie von Anfang an nicht allzu viel miteinander gemeinsam gehabt; sie war auf einer anderen Schule und ein Jahr älter gewesen, und Sally hatte schon immer den Eindruck gehabt, sie sei weiter entwickelt. Sie war die Hübscheste von allen, und sie schien es zu wissen. Blond, mit milchweißer Haut und klassischen blauen Augen. Eine echte Schönheit.
    Jetzt, an diesem Mittag, versammelten sich die Teenager um den Computer in Isabelles Arbeitszimmer und suchten auf Facebook und Twitter allen möglichen Tratsch und Klatsch zusammen, um Stück für Stück herauszufinden, was passiert war. Viel Neues gab es nicht; die Polizei hatte keine weitere Presseerklärung herausgegeben, nachdem sie am Morgen bestätigt hatte, dass Lorne vermisst wurde. Anscheinend hatte ihre Mutter sie zuletzt am vergangenen Nachmittag gesehen, als sie zu Fuß in die Stadt auf Einkaufstour gegangen war. Seitdem hatte es auf Lornes Facebook-Seite kein Update gegeben, und mit ihrem Handy war auch nicht mehr telefoniert worden. Als ihre Eltern sie angerufen hatten, war das Telefon anscheinend abgeschaltet gewesen.
    »Vielleicht steckt nur ein kleiner Streit dahinter«, meinte Isabelle, als die Kids wieder draußen waren. »Sie war sauer auf ihre Eltern und ist mit einem Jungen weggelaufen. Das hab ich in dem Alter auch getan. Man will es seinen Eltern mal so richtig zeigen. So was eben.«
    »Wahrscheinlich.« Sally nickte. »Vielleicht.«
    Es war kurz vor halb zwei. Zeit zum Gehen. Sie fing an, ihre Sachen einzupacken, und dachte dabei an Lorne. Sie war ihr nur ein paarmal begegnet, aber sie erinnerte sich an ein entschlossenes Mädchen mit einer etwas traurigen Ausstrahlung. Einmal hatte sie mit ihr im Garten gesessen, als sie und Millie noch bei Julian in der Sion Road wohnten, und Lorne hatte aus heiterem Himmel gesagt: »Millie hat großes Glück. Wissen Sie – weil es nur sie gibt.«
    »Nur sie?«
    »Keine Geschwister.«
    Sally war überrascht gewesen. »Ich dachte, du verstehst dich gut mit deinem Bruder?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Ist er nicht nett zu dir?«
    »O doch, er ist sehr nett. Und er ist klug.« Sie strich sich das Haar aus dem hübschen Gesicht. »Er ist vollkommen. Er tut alles , was Mum und Dad wollen. Das meine ich ja. Millie hat Glück.«
    Dieses Gespräch war Sally im Gedächtnis geblieben, und sie erinnerte sich jetzt so klar und deutlich daran, als hätte es erst gestern stattgefunden. Sie hatte noch nie gehört, dass jemand es als Nachteil empfand, einen Bruder oder eine Schwester zu haben. Vielleicht dachten manche Leute so etwas, aber sie hatte noch nie erlebt, dass es jemand aussprach.
    »Ich wünschte, sie würden das nicht tun.« Sally blickte auf. Isabelle stand am Fenster und schaute stirnrunzelnd hinaus in den Garten. »Ich weiß nicht mehr, wie oft ich es ihnen gesagt habe.«
    Sally stand auf und ging zu ihr. Der langgestreckte Garten war mit Obstbäumen bepflanzt und von hohen Pappeln gesäumt, die beim leisesten Windhauch raschelten und sich bogen. »Wo sind sie denn alle?«
    Isabelle streckte den Zeigefinger aus. »Siehst du? Da am Ende. Sie sitzen auf dem Übertritt am Zaun. Ich weiß, was sie im Sinn haben.«
    »Ja?«
    »O ja. Pollock’s Farm. Sie überlegen, ob sie sich da heimlich hinschleichen

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