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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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war versessen darauf, sich auf allen Gebieten zu beweisen. Deutsche Rennwagen siegten auf allen Pisten, weil ›Auto-Union‹ Staatszuschüsse kassierte, und deutsche Bergsteiger kraxelten wie die Idioten auf jeden Alpengipfel. Ich glaube, genau um diese Zeit purzelten auch ein paar die Eiger Nordwand runter – das bewies zwar nicht, daß sie gute Kletterer waren, aber immerhin, daß sie gute Nazis waren. Deutschland war nun einmal wild entschlossen, jeden bei allem zu schlagen, egal, um welchen Preis.«
    »Und Steiner?«
    »Natürlich auch vom Hitler-Regime finanziell unterstützt. Seine Maschine war ein abgerüsteter Luftwaffenjäger, sein Mechanikerteam die beste Mannschaft in der Branche, von der Luftwaffe abgestellt. Sicher, er war ein prima Flieger, kein Zweifel, aber wahrscheinlich wußte auch er, daß Billson einfach besser war. Also stürzte er sich auf Teufelkommraus in jedes Risiko – und kam damit durch. Er beanspruchte seine Maschine bis zum Gehtnichtmehr, und bei der Landung in Kapstadt flog sie ihm auch prompt um die Ohren. Hat Schwein gehabt, daß ihm das nicht schon früher passiert ist.«
    Das war etwas zum Nachdenken. »Sabotage?«
    Englisch starrte mich an. »Auf die Idee ist noch keiner gekommen. Das ist ja ein dicker Hund!«
    »Und?«
    »Mein Gott, was Versicherungen sich alles einfallen lassen, um an anderer Leute Geld zu kommen! Was wollen Sie denn machen, wenn es wirklich Sabotage war? Die deutsche Regierung auf hunderttausend Pfund verklagen? Ob Bonn darauf reinfällt? Also, ich weiß nicht …« Er zuckte die Achseln. »Billsons Maschine ist nie gefunden worden. Da sehe ich wenig Hoffnung für Sie.«
    Ich leerte mein Glas. Viel war jetzt wohl aus English nicht mehr herauszuholen, also schliff ich eine scharfe Klinge, um ihm noch eins überzubraten. »Sie glauben also fest, daß Billson Ihnen nicht mehr in die Quere kommen kann?«
    »Keine Chance«, lachte er. »Harcourt mag ja ganz fromm und salbungsvoll sein, aber den Billson hat er sauber zusammengeknotet und als Muster-ohne-Wert-Paket heimgeschickt. Tote kann man eben nicht verleumden. Und Billson schwört auf den Tod seines Vaters.«
    Ich lächelte milde. »Es gab mal einen Mann namens Wright, der schrieb ein paar schlimme Sachen über einen gewissen William Ewart Gladstone, wobei er durchblicken ließ, daß dieser ein arger Philister sei, vor allem im Sexuellen. Das war 1927, und Gladstone war schon lange tot. Aber sein Sohn, der damalige Lord Gladstone, nahm nicht nur Anstoß, sondern auch einen guten Anwalt. Wie Paul Billson heute, wurde auch ihm damals gesagt, Tote könnten nicht verleumdet werden, aber trotzdem nagelte er diesen Wright an die Wand.«
    English bedachte mich mit einem Blick aus feuchten Augen. »Aber wieso denn?«
    »Er verleumdete Wright bei jeder Gelegenheit. Er nannte Wright einen Lügner, einen Trottel und eine Memme – immer in aller Öffentlichkeit. Er sorgte sogar dafür, daß Wright aus seinem Klub gefeuert wurde. Schließlich mußte Wright, um seinen eigenen Ruf zu schützen, Gladstone vor Gericht zitieren. Gladstone ließ Norman Birkett für sich auftreten, der ein phantastischer Anwalt war, und Birkett machte Wright dann im Gerichtssaal zur Minna. Als der Fall erledigt war, war auch Wright erledigt; sein beruflicher Leumund war restlos am Boden zerstört.« Und jetzt setzte ich das Messer an: »So könnte es Ihnen auch ergehen.«
    English winkte ab. »Billson schafft das nicht. Das ist einfach nicht der Typ dafür.«
    »Er könnte es schon schaffen«, sagte ich. »Es muß ihm nur jemand helfen.« Und jetzt drehte ich das Messer noch einmal herum: »Mir zum Beispiel würde es ein Vergnügen sein, als Zeuge für Billson aufzutreten und zu beschwören, Sie hätten mir selbst erzählt, daß Sie Billsons Vater für tot halten – im Gegensatz zu den Behauptungen in Ihrem kleinen Schmutzartikel.«
    Ich stand auf und ließ ihn sitzen. An der Tür des Pubs blieb ich stehen und schaute noch einmal zurück. Er saß in der Ecke und sah aus, als hätte ihn einer in den Bauch getreten.

6. Kapitel
    Ich aß früh zu Mittag, und dabei kam ich – mit Verspätung – auf die Idee, Paul Billsons Halbschwester anzurufen. Ich rechnete nicht damit, sie an einem Werktag daheim zu erreichen, aber nach dem dritten Klingeln wurde das Telefon abgehoben und eine angenehme Stimme meldete sich: »Alix Aarvik am Apparat.«
    Ich erklärte ihr, wer und was ich sei und sagte schließlich: »Aber Sie haben wohl auch nichts von

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