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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Ich lege Ihnen das sogar in Ihrem eigenen Interesse dringend nahe.«
    »Wollen Sie mir ernsthaft weismachen, daß jeder billige Schreiberling den Namen meines Vaters ungestraft durch den Dreck ziehen darf?« Billson schäumte vor Wut.
    Harcourt sprach mahnend: »Mäßigen Sie sich, Mr. Billson. Sonst dreht sich der Spieß um. Mit dergleichen unkontrollierten Äußerungen gerät man leicht in Schwierigkeiten.«
    Billson warf seinen Stuhl um, als er aufsprang. »Und ob ich mir juristischen Beistand hole!« schrie er und starrte English an. »Ihnen werde ich's zeigen, Sie verdammter Kerl!«
    Dann knallte er die Tür hinter sich zu.
    Harcourt griff nach der Zeitung und blätterte Englishs Artikel auf. Er vermied es, English direkt anzusehen und sprach Graydon an: »Ich schlage vor, in Zukunft bei Veröffentlichungen ähnlicher Art die Empfehlungen der juristischen Abteilung vor der Drucklegung einzuholen und nicht danach.«
    »Sind wir aus dem Schneider?« fragte Graydon.
    »Rein rechtlich schon«, sagte Harcourt. Dann, angewidert, fügte er hinzu: »Zum moralischen Aspekt steht mir natürlich kein Urteil zu. Sollte die Witwe klagen, sieht es freilich anders aus. Hier ist unmißverständlich dargelegt, daß sie sich bei einem Versicherungsbetrug zum Komplizen ihres Mannes gemacht habe. Denn wie anders hätte Billson sich in den Genuß der Versicherungssumme setzen sollen?«
    Graydon nahm sich English vor: »Was ist mit der Witwe?«
    »Kein Problem. Die ist vor gut einem Jahr gestorben. Im Krieg hatte sie einen Norweger geheiratet, seitdem hieß sie Aarvik. Auf die Idee, eine Story über Billson zu schreiben, kam ich übrigens, als ich von Helen Billsons Tod las.«
    Harcourt schnaubte und ging, und Graydon grinste English an. »Das war ziemlich knapp, Mike.« Er nahm einen Bleistift zur Hand. »Und sei so nett, Mike, bevor du gehst – stell den Stuhl wieder auf.«
    Ich gab noch einen aus für English. »Paul Billson hatte also überhaupt keine Chance?«
    English lachte: »Nicht die geringste. Seinen Ruf habe ich ja nicht angegriffen. Menschenskind, ich hatte überhaupt nicht daran gedacht, daß der Kerl existiert.«
    »Paul Billson interessiert mich eigentlich weniger«, sagte ich. »Glauben Sie wirklich, daß Peter Billson seinen Tod inszenierte, um die Versicherung zu bescheißen?«
    »Schon möglich«, sagte English. »Jedenfalls gibt's so 'ne prima Story.«
    »Aber glauben Sie selbst es auch?«
    »Spielt das eine Rolle, was ich glaube?« English nahm einen Schluck. »Natürlich glaube ich's nicht. Ich glaube schon, daß Billson drauf gegangen ist.«
    »Sie fühlten sich also ziemlich sicher bei der Aufforderung an Peter Billson, wieder in Erscheinung zu treten?«
    »Ich wette immer gern auf sichere Pferde«, grinste er. »Wenn er wirklich die Versicherung aufs Kreuz gelegt hat, dürfte er wohl kaum auf den Köder hereinfallen, oder? Ich befand mich auf sicherem Boden – bis sein Sohn wie der Kasperl aus der Kiste auftauchte.«
    Ich sagte: »Was nun die Versicherung angeht – hunderttausend Pfund ist ja eine Menge Zeug. Die Prämie muß verteufelt hoch gewesen sein.«
    »Gar nicht mal. Die Flugzeuge von 1936 waren längst nicht mehr die mit Stricken und Schreinerleim zusammengestöpselten Eigenbaukisten der zwanziger Jahre. Die Fachleute zweifelten kaum mehr, daß jedes Flugzeug sein Ziel erreichen konnte. Die Frage war nur noch: wie schnell. Und es war die Zeit der Zeitungskriege. Die Tageszeitungen gingen damals fast mit Messern aufeinander los, um sich gegenseitig die Leser wegzuschnappen. Eine Versicherungsprämie war lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein, verglichen mit allem, was sonst im Konkurrenzkampf aus dem Fenster geworfen wurde. Aber eine Zahl wie hunderttausend Pfund ist immer gut für eine Schlagzeile.«
    »Hatte Billson eigentlich bei dem Wettflug eine Chance?«
    »Aber klar. Er war der heiße Favorit. Die ›Luftikus‹, also die Northorp, die er flog, war eine der besten Maschinen ihrer Zeit. Und ein Klassepilot war er auch.«
    »Wer hat denn die Rallye gewonnen?«
    »Ein Deutscher namens Helmut Steiner. Ich glaube, Billson hätte siegen können, wenn er am Leben geblieben wäre. Steiner wurde nur erster, weil er jedes Risiko auf sich nahm.«
    »Was für Risiken?«
    English zuckte die Achseln. »Ich erinnere mich nicht mehr genau an die Zeit – so alt bin ich ja nicht –, aber ich habe eine Menge darüber gelesen. Es war die Nazizeit, in Berlin lief die Olympiade, und die Herrenrasse

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