Atemlos
Mann läuft immer noch putzmunter in der Gegend herum. Wieso?«
»Herrgott, das weiß ich doch nicht! Er müßte wirklich tot sein. Ich hab' ihn in der gottverdammtesten Gegend erschossen, die es gibt. Er kann da nicht rausmarschiert sein.«
»Also hat er Hilfe gehabt. Und als nächstes startet einer eine Reklamekampagne für dieses verdammte Flugzeug. Reklame! Menschenskind – Flugblätter in der ganzen verdammten Wüste! Kissack, unser Plan sah vor, keinerlei Aufmerksamkeit auf dieses Flugzeug zu lenken. Und was passiert? Dank Ihrer hervorragenden Arbeit sucht nun jeder verdammte Araber nebst Familie nach dieser Maschine.«
»Dafür kann ich doch nichts!« schrie Kissack. »Von diesem Byrne habe ich nichts gewußt.«
»Ist das der Mann, der die Flugblätter verteilen läßt?«
»Ja. Ein verkalkter Yankee, der auf Eingeborener macht.«
»Ich hab' keine Lust, hier herumzustehen und mir das Gehirn braten zu lassen«, sagte Lash. »Steigen Sie in den Wagen.«
Der Rangerover schaukelte auf seiner Federung. Ich nahm die Gelegenheit wahr, es mir bequemer zu machen und vor allem von dem Stein abzurücken, der sich mir zwischen die Rippen drückte. Durch Lash änderte sich alles. Kissack hatte zweimal versagt und daraufhin Verstärkung angefordert – und gekommen war der Boß persönlich. Nach allem, was ich hörte, hatte Lash deutlich mehr Biß als Kissack.
Und hören konnte ich sie immer noch, denn sie hatten die Fenster offenstehen. Lash sagte: »Als ich von den Flugblättern erfuhr, gab ich Ihnen Anweisung, in Agades zu bleiben. Aber was passiert? Ich komme an und muß feststellen, daß Sie in diese verdammte Wüste abgebraust sind. Und als nächstes müssen wir uns erzählen lassen, daß Bailly in eine Karambolage geraten ist. Wie ist das eigentlich passiert?«
»War kein Unfall«, sagte Kissack. Dann berichtete er, wie er uns überfallen hat. »Ich hatte die ganze Bande festgenagelt – alle, bis auf einen, der mir entwischt ist. Zu Fuß kann er nicht weit kommen, dachte ich mir. Die Burschen hatten keine Chance mehr. Da schreit sich Bailly plötzlich seine verdammte Seele aus dem Leib.«
»Was war passiert?«
»Weiß der Teufel! Der Araber hat ihm was verpaßt. Was oder wie, weiß ich nicht, aber seinen Fuß ist er los. Bailly humpelte im Sand herum wie Rumpelstilzchen und jammerte sich einen ab; der Araber verduftete. Wir haben noch hinter ihm hergeballert, aber er ist verduftet.«
»Schiß haben Sie gehabt«, sagte Lash.
»Schiß hätten Sie auch gehabt, wenn Sie Baillys Fuß gesehen hätten«, konterte Kissack. »Er hat überhaupt nicht aufgehört zu schreien. Mußte ihm eins über den Schädel ziehen, damit er still war.«
»Sie haben ihn dann in den Wagen gesetzt und nach Bilma gebracht. Kissack, Sie sind ein Dummkopf.«
»Was hätten wir denn sonst machen können?«
»Wenn Ihnen Baillys Geschrei auf die Nerven ging, hätten Sie ihn ja umlegen können. Dann hätten Sie sich auch weiter um die Bande kümmern können. Sie hatten sie doch festgenagelt, wie Sie behaupten.«
»Herrgott noch mal, Sie …« Kissack blieb die Stimme weg. »Sie sind ein eiskalter Bastard.«
»Ich bin ein Realist«, sagte Lash. »Was waren das überhaupt für Leute, mit denen Sie sich da angelegt haben?«
»Der eine war Byrne, der Mann, der die Flugblätter verteilen läßt. In Agades hatte er mich für dumm verkaufen wollen, aber das hatte ich durchschaut. Und der andere war mit Sicherheit Billson. Außerdem waren noch zwei Araber dabei.«
»Araber oder Tuaregs?«
»Wen interessiert das? Für mich sehen die alle gleich aus.«
»Ich wiederhole, Kissack – und ich wiederhole mich nicht gern –, Sie sind ein Dummkopf, Kissack. Trugen die Männer Schleier?«
»Byrne – ja. Und noch einer. Der dritte, der Bailly erwischt hat, trug keinen Schleier.« Eine Pause trat ein, wohl, weil Lash nachdenken mußte. Dann sagte Kissack patzig. »Aber das ist doch egal. Mensch, ich hab' diese Wüste so was von satt!«
»Schnauze!« Lash mußte weiter nachdenken. Schließlich sagte er: »Was ist aus den Männern geworden?«
»Keine Ahnung. Hier sind sie nicht. Den Toyota hab' ich ganz schön zusammengeballert. Von den Reifen ist nur einer heil geblieben. Und aus diesem verdammten Sand kommt keiner mehr raus, Mr. Lash.«
»Das haben Sie schon einmal gesagt, da ging's um Billson, und da haben Sie sich auch geirrt.« Lash machte aus seiner Verachtung keinen Hehl. »Jede Wette, daß Sie sich auch diesmal irren. Weil Sie ein
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