Atemlos
Dummkopf sind. Vor dem Abflug von Algier habe ich mir die Mühe gemacht, Erkundigungen über diesen Amerikaner, diesen Byrne, einzuziehen. Der Mann lebt seit fünfunddreißig Jahren in der Wüste, Kissack! Die Algerier mögen ihn nicht besonders, aber er hat Freunde, große Nummern in der Politik, also kann er sich halten. Aber die meiste Zeit lebt er hier in Niger. Wenn Sie ihn nicht umgelegt haben, dann würde ich sagen, ist er auch aus der Wüste rausgekommen, denn da kennt er sich aus. Haben Sie ihn umgelegt?«
»Nein«, sagte Kissack unwirsch.
»Morgen fahren wir raus, und dann will ich einen zerschossenen Toyota einsam in der Wüste liegen sehen und ein paar Leichen in zumutbarer Entfernung. Aber wehe, da ist nichts. Dann werden Sie sich wünschen, Sie wären an Baillys Stelle.«
»Der Toyota wird dastehen, Mr. Lash. Ich weiß, wo meine Kugeln getroffen haben.«
»Wetten Sie nicht zu hoch darauf«, sagte Lash kühl. »Ich setze nämlich dagegen. Der Wagen wird nicht mehr dastehen. Aber hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollten in Agades auf mich warten? Warum sind Sie nicht dortgeblieben?«
Kissack bekam einen Anfall von Mut. »Erinnern Sie sich nicht mehr, was Sie mir gesagt haben? Sie sagten, wir hätten einen Vertrag über die Liquidierung von Billson, und Sie fragten, wieso er noch am Leben sei. Ich habe nur meine Arbeit gemacht.«
»Großer Gott!« Lash wurde nun heftig. »Durch diese Flugblätter hat sich doch alles geändert! Das hätte selbst ein Kretin wie Sie kapieren müssen. Billson tot oder lebendig – das ist doch jetzt völlig wurscht. Das Flugzeug wird nun auf jeden Fall gefunden. Und damit sitzt mein Auftraggeber in der Klemme. Und das wird ihm wenig Spaß machen.«
»Wenn ich Byrne erwischt hätte, dann hätte es auch keine Belohnung für die Auffindung des Flugzeugs gegeben. Deshalb war ich hinter ihm her.«
»Mit ›Wenns‹ gebe ich mich nicht ab«, sagte Lash. »Ich brauche Gewißheit. Und im übrigen irren Sie sich schon wieder. Wenn das abgestürzte Flugzeug Byrne ein paar tausend Pfund wert ist, dann wird sich jeder, der es findet, ausrechnen können, daß es auch einem anderen etwas wert ist, ob da nun ein Byrne ist oder nicht. Ich sage Ihnen, das Flugzeug wird gefunden werden, und man wird davon sprechen.«
»Was ist bloß an diesem verdammten Flugzeug dran?«
»Das ist nicht Ihre Sache.« Lash schwieg wieder. Schließlich sagte er: »Haben Sie eine Ahnung, warum Byrne und Billson sich plötzlich in dieser Richtung davongemacht haben? Wissen Sie, wohin sie unterwegs waren?«
»Ich hab' die beiden nicht gefragt.«
»Sie stochern wieder mit einer viel zu kurzen Stange im viel zu dicken Nebel«, sagte Lash bissig. »Von jetzt an wird anders gearbeitet. Ich wette, daß Byrne und Billson immer noch in der Nähe sind. Wir werden sie finden. Und Sie machen keinen Finger gegen ihn krumm, hören Sie? Im Gegenteil, wenn sie in Schwierigkeiten geraten, helfen wir ihnen sogar. Kapiert?«
»Mensch – in der einen Minute motzen Sie mich an, warum die Heinis noch nicht krepiert sind, und in der nächsten Minute soll ich sie in den Arm nehmen und ihnen die Nase putzen.« Kissack war angewidert.
Lash brachte viel Geduld auf. »Wir wissen doch nicht, wo das Flugzeug ist, oder? Aber Byrne weiß es vielleicht schon – dank seines Reklamefeldzuges. Also lassen wir ihn die Kiste finden, und wenn nötig, helfen wir ihm sogar dabei. Und damit schlagen wir dann Byrne, Billson und das Flugzeug, alles zusammen, mit einer Klappe.«
»Bravo!« sagte Kissack.
»Und damit Sie nicht wieder Mist bauen, bin ich dabei«, sagte Lash. »Fällt Ihnen sonst etwas ein, was ich wissen muß? Egal, wie unwichtig es Ihnen scheint.«
»Eigentlich nichts. Außer, daß in Tamanrasset allerhand komische Gerüchte in Umlauf sind.«
»Welche Gerüchte?«
»Zum Beispiel, daß Billson in Tam in einer Art von Gefängnislazarett liegen soll. Aber das kann ja nicht sein, wenn er in der Ténéré war.«
»Wann haben Sie das gehört?«
»Heute – hier im Restaurant. Ein englischer Tourist, der mit deutschen Touristen unterwegs ist, hat da dumm herumgequatscht. Billson am Sonnenstich gestorben, Billson am Leben, aber mit einer Kugel im Leib; Billson am Leben, aber im Gefängnis – jede Menge Gerüchte, wie dieser Bursche, dieser Stafford, erzählt.«
»Was?«
»Er hat gesagt, es wären alles nur Gerüchte. Genaues weiß man nicht.«
»Was war das für ein Name, den Sie da genannt haben?«
»Wessen
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