Atemlos - Toedliches Erbe
gar nicht erst angegangen. Aber irgendjemand wird zurückkommen und versuchen, das
Rapture
abzulassen und in eine andere Maschine umzuladen.«
»Wir können …«
»Ich habe die Tanks abgeklemmt. Fliegen wird die Maschine nicht, und auch die Tanks wird niemand leeren können, um die Flüssigkeit umzuladen. Jedenfalls für eine Weile nicht. Sobald wir aufgebrochen sind, mache ich bei den Behörden Meldung und gebe ihnen durch, dass sie eine Chemikalienschutztruppe mitbringen und das Gelände räumen müssen. Hast du nicht gesagt, das Zeug sei zu instabil, um per Flugzeug transportiert zu werden?«
»Mit einem Sprühflugzeug wäre eine Anwendung aus der Luft durchaus möglich. Es fliegt so niedrig, dass die Flughöhe keinerlei Auswirkungen auf die Stabilität der Droge hätte.« Sie schloss ihre Tasche und drehte sich zu ihm um. »Und du bist ganz sicher, dass es nicht versprüht wurde?«
Er schüttelte den Kopf. »Jedenfalls noch nicht. Die Tanks sind voll.« Sie hatten die Maschine beladen und gesichert, bereit das
Rapture
zu verteilen, und seine Männer waren umgebracht worden … Aber wieso zum Teufel stand die Maschine dann noch im Hangar?
»Gott sei Dank. Und jetzt?«
Rand rieb sich die Hände. »Wir werden ein paar Gefälligkeiten einfordern und dann zusehen, dass wir von hier verschwinden, bevor man uns Fragen stellt, die wir nicht beantworten können. Die Freigabe der Toten werde ich später regeln, sobald das hier vorbei ist. Jetzt müssen wir erst mal nach Griechenland.«
Sie hatten verdammtes Glück gehabt. Keiner von ihnen war schwer verletzt worden, und es war auch nichts Schlimmeres passiert, niemand hatte das
Rapture
über einer ahnungslosen Stadt herniederregnen lassen. Das nannte Rand einen gelungenen Tag.
Sie flogen die in Fontainebleau gemietete Cessna nach Thessaloniki in Nordgriechenland – abermals unterhalb des Radars und ohne Flugplan. Allein schon mit ihren Flügen brachen sie so viele Gesetze, dass man ihn im Falle seiner Ergreifung so ziemlich aller einschlägiger Verbrechen bezichtigen würde – und diese Liste war verdammt lang.
Nicht auf dieser Liste stand allerdings, dass ihn das im Augenblick gerade nicht die Bohne interessierte.
Am Flughafen klauten er und Dakota einen Wagen und fuhren die einhundertfünfzig Kilometer bis nach Nea Roda. Auf halber Strecke wechselte Rand das Fahrzeug und dann noch einmal fünfundzwanzig Kilometer vor dem kleinen Touristenstädtchen.
Nichts hatte darauf hingedeutet, dass sie verfolgt wurden, und doch wurde er während der ganzen Fahrt das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden.
»Wenn wir geschnappt werden, sind wir auf jeden Fall dran – und sei es nur wegen schwerem Autodiebstahl«, bemerkte Dakota, während sie es sich bequem machte und ihre Schuhe von den Füßen kickte. Sie hatte jetzt wieder die schwarze Perücke aufgesetzt, deren kurze Haare vom durch das Fenster wehenden Wind um ihr Gesicht geweht wurden. Die Möglichkeit, dass man sie früher oder später ins Gefängnis werfen könnte, schien sie nicht weiter zu bekümmern.
»Du kannst denen immer erzählen, du wärst als Geisel genommen worden«, schlug er unbekümmert vor, während er auf einen zur Hälfte besetzten öffentlichen Parklatz einbog. »Schnapp dir deine Sachen. Von hier aus gehen wir zu Fuß.«
»Ich werde dich nicht allein den Kopf hinhalten lassen. Schließlich waren diese Typen auch hinter mir her.«
Auf der schmalen Halbinsel mit ihren spektakulären Stränden und Touristenläden gab es nur wenige Hotels. In einem kleinen, intimen Hotel mochte Rand nicht absteigen, nicht so kurz vor dem Finale. Das größte Hotel allerdings war wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. »Ausgezeichnet«, sagte er, als er das Schild mitsamt Baugerüst erblickte. Für eine Nacht wäre das vorübergehend geschlossene Hotel perfekt.
»Du findest es
gut
, dass das Hotel geschlossen ist?«
»Gut für uns. Wir brauchen weder unsere Pässe noch sonst einen Ausweis vorzuzeigen, um dort einzuchecken.«
Dakota nahm ihre Sonnenbrille ab und betrachtete das Gebäude mit skeptischem Blick. »Sieht aus, als könnte es über uns zusammenbrechen.«
»Keine Bauarbeiter. Ist doch perfekt.«
Sie mischten sich unter eine Gruppe von Touristen, die gerade dabei waren, ihre Strandutensilien zusammenzupacken, und schlenderten dann ganz beiläufig um das Hotel herum zur Rückseite.
»Kein Mensch zu sehen«, bemerkte Rand, als er einfach durch einen unverschlossenen Seiteneingang ins Innere trat.
Weitere Kostenlose Bücher