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Atemlos - Toedliches Erbe

Atemlos - Toedliches Erbe

Titel: Atemlos - Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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Motor abgestellt, und jetzt ruderten er und Rand stramm gegen die Dünung an. Dakota kauerte in der Mitte des Bootes und klammerte sich mit beiden Händen an ihre Sitzbank. Sie wünschte sich, es gäbe einen dritten Satz Ruder, damit sie sich nicht so nutzlos fühlte.
    Sie hatten sich darauf geeinigt, kein Wort mehr zu sprechen, sobald sie in die Nähe der steilen, felsigen Küste kamen. Geräusche, hatte ihr Begleiter ihnen bei ihrem Aufbruch vor drei Stunden erklärt, trugen über Wasser. Ohnehin hatte sie dafür keine Kraft mehr übrig.
    Dakota hielt die hölzerne Sitzbank mit beiden Händen gepackt. Nicht, dass sie irgendetwas spürte. Längst hatte sie jegliches Gefühl in Händen und Füßen verloren. Unter ihrer schwarzen Regenjacke, die sie vorhin übergezogen hatte, war alles nass, und was von ihr nicht bedeckt wurde, war noch deutlich nasser. Die beiden Männer dagegen hatten in ihrem unablässigen Kampf gegen das aufgewühlte Meer, um das Boot über Wasser und auf Kurs zu halten, gar keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, dass sie völlig durchgeweicht wurden.
    Der Fischer saß im Heck, Rand ihr gegenüber im vorderen Teil des Bootes. Die Ruder tauchten ein und schimmerten im immer wieder aufscheinenden Mondlicht. Bei jedem Ruderschlag perlten silberne Tropfenketten von den Riemen. Klatschen, Eintauchen, Anheben. Ein immer gleicher Rhythmus. Dakota konzentrierte sich auf Rands schwere Ölzeugjacke.
    Und dann erlebte sie es am eigenen Leib – selbst mitten auf dem Ozean war es möglich, einen Klaustrophobieanfall zu erleiden. Okay, genau genommen war dies nicht der Ozean, sondern nur ein Meer. Gott sei Dank war sie nicht auch noch seekrank, auch wenn ihr nicht recht klar war, wieso nicht. Die aufgewühlten Wellen, die gegen den hölzernen Bootsrumpf klatschten, hoben und senkten das Boot nicht nur, sondern ließen es auch seitlich schlingern. Ab und an hatte sie das Gefühl, es hebe gänzlich ab.
    Wäre da nicht dieses beklemmende Gefühl gewesen – hervorgerufen durch ihre Klaustrophobie, ihre Angst, jeden Moment zu ertrinken, und die Erkenntnis, dass sie, sobald sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, getötet werden konnte –, es hätte das Abenteuer ihres Lebens sein können. Eiskaltes Wasser platschte über ihre Schultern.
    In der Dunkelheit leuchteten die GPS -Zahlen vor ihrem inneren Auge strahlend hell. Ihre Zielperson befand sich ein gutes Stück vor ihnen und bewegte sich kaum von der Stelle. War sie an ihrem endgültigen Ziel angelangt? Sobald sie das Ufer erreichten, würden sie das Labor finden, da war sie sich sicher. Aber sie hatte auch große Angst davor, was – oder wen – sie dort vorfinden würden.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, beugte sich Rand vor und nahm ihre Finger. Augenblick mal – wieso
ruderte
er nicht? So gern sie seine Hände spürte, im Augenblick wäre es ihr lieber gewesen, sie blieben fest am Ruder. Was in aller Welt hatte er nur vor?
    Er ließ ihre Hand los, um ihr den Arm um die Schultern zu legen. Wärme. Geborgenheit. Der plötzliche Ruck und das Kratzen, als das kleine Boot auf einem steinigen Strand aufsetzte. Rand hatte ihre Landung vorhergesehen. Allerdings hatte sie keine Ahnung wie, denn noch Augenblicke zuvor hatte nicht das Geringste darauf hingedeutet.
    Er sagte ein paar leise Worte zu dem Mann, der sie über das Wasser gerudert hatte, dann half sie ihm mit weitgehend gefühllosen Fingern, das zweite Boot vom ersten loszubinden. Sie kletterten an Land. Augenblicke später – die Welle war noch nicht einmal zurückgeschwappt – war der Fischer wieder auf dem Wasser.
    Der Wind vom Meer war kalt. Sie half Rand, das noch kleinere Boot über die Steine bis zur gut drei Meter entfernten Baumreihe hochzuziehen. Die Steine waren glitschig, und Dakota bewegte sich mit größter Vorsicht. Dies war kein geeigneter Augenblick, sich den Knöchel zu verstauchen – oder Schlimmeres.
    »Okay. Du kannst jetzt die Taschenlampe einschalten – aber halt den Strahl nach unten gerichtet und decke ihn ein Stück weit mit den Fingern ab. Ja, genau so.« Sie hielt sie so, dass er genug sehen konnte, um das Boot an dem verdrehten Stamm eines alten Olivenbaums zu vertäuen.
    Rand ließ den Rucksack, den er dabeihatte, von den Schultern gleiten, warf ihn zur Seite und machte sich daran, den Reißverschluss seiner Regenjacke aufzuziehen. »Tut mir wirklich leid, aber unsere Regenjacken müssen wir hier zurücklassen – für die Rückfahrt. Wir werden

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