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Atemlos - Toedliches Erbe

Atemlos - Toedliches Erbe

Titel: Atemlos - Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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er ihr jeden Schritt, jeden Griff vorgab und vor dem Weiterklettern jeweils abwartete, ob sie auch zurechtkam. Es ging mühsam aufwärts. »Ohne mich würdest du einfach von Fels zu Zweig, von Stein zu Ast springen, hab ich recht?«
    »Wenn du nicht hier wärst, würde es nur halb so viel Spaß machen.«
    Dakota schmunzelte – und verkeilte derweil ihren tennisschuhbewehrten Zeh im harten Erdreich, um sich mit der freien Hand ein wenig höherzutasten. »Lügner.« Sie wusste, dass er und die beiden Stark-Brüder viele Jahre lang Kletterfreunde gewesen waren. Zak hatte ihr von einigen der wilden Abenteuer erzählt, die sie durchgemacht hatten, Rands Heldentat eingeschlossen, als er ihn diesen Berg hinuntergetragen hatte. Das hier spielte nicht mal in derselben Liga.
    Sie hielt sich an seiner Jeans fest und setzte den Fuß auf die Stelle, die er ihr gezeigt hatte – immer im Vertrauen darauf, dass er sie sicher bis nach oben bringen würde. Jedes Mal, wenn sie einen Ast ergriff, um sich daran hochzuziehen, wenn sie einen Zeh Halt suchend in die Erde bohrte, erinnerte er sie daran, kurz innezuhalten und zu prüfen, ob er ihr Gewicht auch wirklich trug. Sie wusste seine Vorsicht zu schätzen. Sechs Stockwerke, das mochte für ihn nicht hoch sein, für sie dagegen hätte es ebenso gut der Mount Everest sein können. Daher war sie ihm für jede Hilfe dankbar, die er ihr geben konnte. Und für die Dunkelheit, die verhinderte, dass sie nach unten schielte.
    Plötzlich war ein mehrmaliges Klopfen zu hören. Einen Moment lang dachte sie, es wäre ihr eigener Puls, doch dann lauschte sie angestrengt und erkannte, dass es sich um das wiederholte Klopfen von Holz auf Holz handelte. Wieder und wieder hallte es aus der Dunkelheit übers Wasser. Es klang tatsächlich wie ein schneller Herzschlag und schien aus allen Richtungen zu kommen. Sie kam sich vor wie Spiderman, als sie in der Felswand hängend den Kopf zur Seite drehte. »Was hat
das
jetzt zu bedeuten?«

17
    »Elf Uhr.«
    Das Geräusch schien im Inneren ihres Kopfes widerzuhallen. Verwirrend. »Das ist eine
Uhr?«
, fragte Dakota leise, an ein stacheliges Gestrüpp geklammert. Der Gong kam ihr als Ausrede für eine kurze Verschnaufpause gerade recht.
    »Ein
Semantron
. Das ist ein längliches Schlaginstrument aus Holz. Jeden Abend um elf Uhr schlägt einer der Mönche es mit einem Schlegel. Früher wurde damit eine private Gebetsstunde eingeläutet. Immer weiterklettern.«
    Ihre Beine und Rands Schwung ausnutzend, zog sie sich ein Stückchen höher. »Woher weißt du das?«
    »Hab ich unten im Hotel gelesen. Wie kommst du zurecht?«
    »Es geht viel leichter, als ich dachte.« Das war nur halb gelogen. Wenn sie wieder nach Hause kam, würde sie endlich dieses Fitnessstudio aufsuchen müssen, wo sie jetzt schon seit einem Jahr Mitglied war und in dem sie erst drei Mal gewesen war.
    Da Rand den größten Teil der Schufterei übernahm, gelangten sie ohne Zwischenfall bis zum Oberrand der Klippe. Als sie die letzten paar Meter hinaufkraxelte, stellte sie nicht eben überrascht fest, dass sie trotz der Kälte schwitzte und ihre Arme und Beine von der Anstrengung zitterten. Sie war eindeutig der unsportlichste Mensch, den sie kannte. Und stolz auf sich selbst, dass sie nicht kreischend wie ein kleines Mädchen darum gebettelt hatte, beim Boot zurückgelassen zu werden.
    Rand kletterte über die Felsenkante und zog sie dann neben sich nach oben. Hastig entfernte sie sich einen Schritt vom Abgrund und schaute sich dann um, um sich zu orientieren. Als sie sich die Hände am unangenehm nassen Hosenboden ihrer Jeans abwischte, fiel ihr Blick auf das verräterische Schimmern des Ozeans tief unten, und sie hörte das leise Wispern der über die Felsen spülenden Wellen.
    Bis da unten war es ein weiter, sehr weiter Weg.
    Sie befanden sich inmitten eines kleinen Wäldchens. Die Bäume waren kaum auseinanderzuhalten, da sie sich lediglich als massiveres Schwarz vor der Dunkelheit abzeichneten. Doch um welche Art es sich auch handelte, das dichte Blattwerk bot ihnen Schutz vor dem Wind. Der feuchte Stoff ihrer Kleider fühlte sich trotzdem klamm und kalt an. »Wir sollten uns umziehen.«
    »Unser hilfsbereiter Begleiter, der Fischer, meinte, ein Stück nördlich von hier gleich hinter den Bäumen gäbe es eine Ruine. Lass uns dahin gehen, dort sind wir geschützter.« Er nahm ihre Hand und bog ihre Finger auseinander. »Ihre Waffe, Ma’am.« Er drückte ihr die kleine .38er in die

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