Atemlos - Toedliches Erbe
ihr vertraut hätte. Was für eine Art Leben hätten sie dann wohl geführt?
Sie würde es nie erfahren.
Nach ungefähr zehn Minuten ließ er ihre Hand los und schaltete die kräftige Taschenlampe ein, hielt den Strahl nach unten und deckte ihn teilweise mit der Hand ab. Sie hakte sich bei ihm unter und schloss die kleine Lücke zwischen ihnen.
Der kleine, von winzigen fliegenden Insekten erfüllte Lichtstrahl wies ihnen den Weg durch das felsige Gelände. Vereinzelt waren Grasbüschel zu erkennen, ein mächtiger Baumstamm und ab und an ein Strauch, der sich aus dem Dunkel schälte. »Was sagen unsere Zahlen?«
»Bleiben konstant.«
»Die Ruine«, verkündete er und schwenkte den Lichtstrahl über die Steinmauern.
Ruine
traf es auf den Punkt. Das Gebäude bestand aus vier eingefallenen Seitenwänden ohne Dach. Rand führte sie nach »drinnen« und suchte die Mauern mit dem Lichtstrahl ab. Nicht größer als drei mal vier Meter, war es seinerzeit eine Art Nebengebäude eines Klosters gewesen, das selbst schon lange nicht mehr existierte. Jetzt gab es hier nicht viel mehr als einen Haufen Trümmersteine.
Er legte die Lampe auf einen vorspringenden Felsen, sodass der Strahl auf den Boden gerichtet war, und ließ den Rucksack daneben fallen. »Zieh dich aus.«
Sie ließ ihre Umhängetasche vor ihre Füße plumpsen. »Das sagst du zu einer Frau mit einer Waffe in der Hand?«
Er schob ihr die Hand unters Haar und zog sie zu sich heran. »Ich kann das, ich habe nämlich die größere Waffe.«
Sie neigte das Gesicht zur Seite, und plötzlich waren ihre Lippen genau da. Er beugte sich vor und küsste sie.
Zu kurz, aber absolut süß. Er hob den Kopf und schaute ihr in die Augen. »Zieh dich rasch um. Damit wir es endlich hinter uns bringen.«
Dakota zog trockene Jeans und zwei langärmelige T-Shirts aus dem Rucksack und hielt jeweils eines der beiden Teile in den spärlichen Lichtstrahl, um ihre Größe zu überprüfen. Dann reichte sie ihm seine Sachen, warf ihre auf einen nahen Felsen und zog sich rasch bis auf die nackte Gänsehaut aus. In einer pechschwarzen Nacht im Freien zu sein, vollkommen nackt, war ein befreiendes Gefühl. Nur schade, dass sie nicht verweilen konnten. Sie streifte ihre Schuhe mit den Füßen ab, anstatt die Hand nach Rand auszustrecken.
Der beugte sich über sie und rubbelte ihre unterkühlte Haut mit etwas Trockenem ab. Strich ihr mit dem weichen Stoff von den Schultern über ihre Brüste bis nach unten über ihren Bauch. »Ich hoffe doch, das ist nicht dein schönes, trockenes Hemd«, meinte sie tadelnd und lehnte sich gegen ihn. Nur um sofort einen Rückzieher zu machen. Er hatte noch immer seine kalten, nassen Sachen an.
»Du hast ja eine Gänsehaut.«
Sie lächelte. »Die kannst du doch gar nicht seh …«
»Wird auch Zeit, dass ihr auftaucht«, sagte eine Männerstimme ohne besondere Betonung. »Ist ja ganz rührend, nur hatten wir euch schon vor zwei Stunden erwartet.« Damit trat er in die kleine Steinruine und blieb bei ihnen stehen.
Die Verwirrung ließ Rand mit seiner Waffenhand zögern. Trotzdem schob er Dakota hinter sich und starrte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Sie gehörte einem Mann, der unter gar keinen Umständen hätte hier sein sollen.
Im schwächlichen Strahl der nach unten gerichteten Taschenlampe blitzte kurz Creeds Waffe auf. »Seth? Was zum Teufel tust
du
hier?« Der Regisseur passte so überhaupt nicht ins Bild, dass Rand nicht einmal sicher war, ob er tatsächlich seinen alten Freund Seth Creed oder irgendeinen Doppelgänger vor sich hatte. Auch wäre es hilfreich gewesen, wenn sich der verdammte Mond hätte blicken lassen. So waren nur ein paar schwarze Schatten jenseits der eingefallenen Mauer hinter Creed zu sehen. Der dünne Taschenlampenstrahl reichte gerade mal aus, um die Identifizierung der Gesichtszüge des Regisseurs geringfügig zu erleichtern.
Dakota drängte sich hinter Rands Rücken, dabei streiften ihre kalten Finger kurz über seine untere Rückenpartie.
»Lasst Dr. North sich anziehen, Jungs«, gab sich Creed barmherzig und machte einen Schritt zur Seite, sodass mehrere Männer neben Rand treten konnten. »Ist ein bisschen eng hier, aber wir sind ja alle Freunde.«
Nein, dachte Rand, das schienen sie ganz und gar nicht zu sein. »Beeil dich«, raunte er Dakota zu, die schon dabei war, in ihre Jeans zu steigen, und noch immer schutzlos hinter ihm stand. Im Moment verbarg die Dunkelheit sie noch, doch das würde
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