Atemlos - Toedliches Erbe
beide wärt euch
zufällig
begegnet?« Pauls Lächeln reichte nicht bis zu seinen Augen. Aber das tat es ohnehin nie.
»Wie lautet dein Plan? Mich für alle Zeiten hinter Schloss und Riegel zu sperren?« Sie stieß ein verärgertes leises »Fick dich« hervor. »Nur für den Fall, dass du es noch nicht bemerkt haben solltest: Seit zigtausend Jahren hat keine einzige Frau mehr einen Fuß an diesen Ort gesetzt. Bestimmt würde es jemandem auffallen, wenn du losziehst, um Tampons und Schokolade zu besorgen.«
Erneut redete er über ihren Kopf hinweg, als hätte sie überhaupt nichts gesagt. »Ich wusste, wenn Rand
Rapture
im Einsatz sieht, würde er die Symptome sofort erkennen und wissen, dass es von Rydell stammt. Und dich um Hilfe bitten.«
Rand schenkte ihm einen kalten Blick. Allerdings hatte er seine Tiefenwahrnehmung verändert. Es sah zwar so aus, als konzentriere er sich auf Paul, in Wahrheit jedoch war sein Blick auf alles hinter ihm gerichtet. »So war es aber nicht«, erwiderte er mit eintöniger Stimme, während er die Entfernung zu verschiedenen Gegenständen im Labor abschätzte, die sich eventuell als Waffe benutzen ließen – sobald er den Zeitpunkt für gekommen hielt, seinen entscheidenden Zug zu machen.
Das Elektronenmikroskop stand nur wenige Meter entfernt und schien ihm eine angemessen tödliche Waffe zu sein. Fürs Erste würde er es damit versuchen.
Creed stand mit gesenktem Kopf neben Paul. Die vier schwarz gekleideten Typen, mit denen sie hereingekommen waren, hatten in einer Ecke Position bezogen – den Blick zu Boden gerichtet aus Respekt vor diesem Dreckskerl von einem Psychopathen, mit dem er genetisch verbandelt war.
Die Fenster waren von außen verbarrikadiert, und es gab drei – nein, vier Türen. Wie zum Teufel sollte er sie wieder hier herausschaffen? Angeblich wollte Zak Stark eine Antiterroreinheit zu ihrer Unterstützung schicken. Nur hatte er keine Ahnung, wann diese hier auftauchen würde oder ob das überhaupt geschah. Schließlich bestand die wenig erquickliche Möglichkeit, dass Creeds Schläger sie längst ausgeschaltet hatten.
»Mir war gar nicht bewusst, dass es das gleiche Medikament war, an dem auch Dakota gearbeitet hatte. Wir haben in letzter Zeit nicht viel miteinander gesprochen«, erklärte er Paul und schob Dakota ein wenig hinter sich, als sie ihm auf die Pelle rückte. Himmel noch mal, hatte sie etwa die Absicht,
ihn
zu beschützen? »Und selbst wenn, wäre Dakota so ziemlich die Letzte gewesen, die ich um Hilfe gebeten hätte. Schließlich war ich der festen Überzeugung, sie hätte dich hinter Gitter gebracht.«
Ganz zu schweigen von dem Blödsinn, mit dem ihm seine Mutter in den Ohren gelegen hatte, und den unbestreitbaren Beweisen, die er mit seinen eigenen Augen gesehen hatte. Was war überhaupt echt gewesen in seinem Leben?, fragte sich Rand voller Bitterkeit. Wie es aussah, war sein ganzes Leben manipuliert und zurechtgebogen worden, um es an jede beschissene Marotte von Paul anzupassen. Und das einzig Wahre in seinem Leben – Dakota – hatte er mir nichts, dir nichts weggeworfen, nur wegen seiner nichtsnutzigen Eltern. Für diese gottverdammte Blödheit gehörte er eigentlich erschossen. Nun, zumindest dafür war er jetzt genau am richtigen Ort.
»Noch ein Punkt, in dem du mich enttäuscht hast«, erklärte ihm Paul schroff. »Ich wusste, dass sie die Liebe deines Lebens war, mein Sohn. Ich habe mit dem gearbeitet, was ich hatte. Da brauche ich sie, damit sie die Rezeptur für die Massenproduktion stabilisiert – und du schaffst es nicht mal, sie bei der Stange zu halten.«
»Tja, nicht mal das hast du richtig kapiert. Sie wäre die Letzte gewesen, die ich angerufen hätte – vorausgesetzt, ich wäre überhaupt auf die Idee gekommen. Ich hätte sie bei diesem Schlamassel auf keinen Fall in der Nähe haben wollen. Ich hatte einen Freund um Hil…« Die Worte blieben ihm in der Kehle stecken, als er ein selbstzufriedenes Funkeln in den Augen seines Vaters sah.
Himmel. Er versteifte sich. Er hatte Zak stets über alles auf dem Laufenden gehalten. Steckte Stark etwa auch in dieser Geschichte drin? Wenn dem so war, dann würde hier keine Kavallerie zu ihrer Rettung angeritten kommen, weder jetzt noch sonst irgendwann. Ob das kleine Boot wohl noch am Fuß der Klippe lag, wo sie es zurückgelassen hatten? Verdammt, wie sollten sie in dieser Finsternis überhaupt dorthin zurückfinden? Sofern sie nicht gleich hier erschossen odersonst wie um die
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