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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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bereit war, mit ihm über dich und mich zu reden.«
    »Das ist ja ein feiner Freund.«
    »Er ist an sich okay. Was das angeht, ist er allerdings anstrengend.
Die Filme sind sein Tick, seine Leidenschaft.«
    »Dir beim Ficken zuzusehen? Das heißt, die anderen Mädels, die du da
oben bei ihm verheizt, sieht er alle?« Ich runzelte meine Stirn.
    Er kam merklich näher, dennoch sagte er zu laut: »Jo, ich verheize keine Mädels.«
    »Rick, es ist mir egal, was du mit anderen tust, aber bitte lass mich
aus diesen Machenschaften raus.«
    »Das tu ich!«
    Er sah mich sehr ernst an, legte das schwere Silberbesteck zur
Seite.
    »Du hast eindeutige Vorstellungen von meinem jetzigen Leben,
oder?«
    »Nein, im Gegenteil, ich tappe einfach nur im Dunkeln. Ich glaube,
etwas über dich erfahren zu haben, und in der nächsten Sekunde ändert sich
alles. Das sollte mich nicht überraschen, oder?«
    »Aber du denkst, dass ich viele Mädchen sehe?« Er blickte
herausfordernd.
    »Ich weiß es nicht, aber ich nehme an, dass du nicht vollkommen
asketisch lebst, wenn ich nicht hier bin.«
    »Ich liebe Frauen, viel zu sehr. Aber nicht so viele, wie du denkst,
Jo.«
    Es war eine gewisse Stagnation eingetreten. Nach der Hitze des
Gefechts lagen die Waffen danieder. Ich war zu erschöpft, um mehr von seinen
anderen Frauen wissen zu wollen. Die Spätzle hatte ich kaum angerührt, glotzte
auf die orangene Sauce am Glasteller und sagte: »Rick, lass uns zahlen, ich bin
für heute am Ende meiner Kräfte.«
    »Fliegst du morgen?«
    »Nein, übermorgen, sehr früh.«
    »Schenkst du mir noch diese Nacht?«
    »Bist du wahnsinnig? Ich kann heute Nacht nicht schon wieder nicht
nach Hause kommen. Und überhaupt, Rick!«
    »Hast du eine Moralpredigt von deiner Freundin bekommen?«, fragte
er.
    »Beinah. Ich kann nicht mehr. Die Dinge in meinem Leben haben sich
verändert.«
    »Du hast recht. Sollen wir uns verabschieden?« Er schaute zu
Boden.
    Ich spürte einen Stich in meiner Brustgegend. Wir zahlten und
verließen das Lokal. Eine unglaubliche Traurigkeit überfiel mich. Ich wollte ihn
genauso sehr, wie ich ihn immer wollte, trotz all der Wut und Aufregung.
    »Sollen wir noch gemeinsam bis zu meinem Hotel gehen? Es ist gleich
da.«
    »Du übernachtest hier in Bloomsbury?«
    »Ja, Beth hat es mir heute Nachmittag gebucht. Ich hatte
Heimweh.«
    Wir gingen nebeneinanderher und schwiegen. Ich sog die kühle
Regenluft in meine Lungen. Die Straße schimmerte und reflektierte die
Autolichter. Alles war klar und rein. Der leuchtende Centre Point ragte hinter
den Gebäuden hervor. Wir spazierten direkt darauf zu, in Richtung seines alten
Hauses. Jeder Quadratzentimeter schien mir hier vertraut. Mein Herz schlug
höher, als wir in seine alte Straße einbogen. Er streckte seine Hand nach meiner
aus. Wir waren ein Liebespaar.
    Jetzt sah ich ihn von der Seite an. Er hatte manchmal etwas von einem
Raubtier: seine Augen, die aus manchen Winkeln betrachtet schräg standen, die
hochgezogenen, fast buschigen Augenbrauen, die sich in der Mitte verbanden, und
die Stirn, die wunderbar hoch war. Ich liebte das Gesicht dieses Mannes, auch
wenn mich manchmal beunruhigte, dass es gerade die animalischen Züge waren, die
mich am stärksten betörten. Obwohl mir klar war, dass Schönheitsempfinden etwas
Subjektives war, wusste ich, dass auch andere seine Schönheit erkannt hatten.
Das ließ Neid in mir aufflackern. Das Außergewöhnliche an ihm war, dass sich
trotz seines Lebensstils keine Abgeklärtheit oder Verdorbenheit in seinem
Gesicht niedergelassen hatte. Dass seine Lippen füllig und voller Leidenschaft
geblieben waren. Das, was seine Augen zu mir sagten, hätten seine Worte nie
auszudrücken vermocht. Er war für mich geboren worden, dachte ich, aber ich
konnte ihn nicht erreichen. Er bot mir alles, und ich konnte es nicht nehmen.
Tränen bohrten sich durch die Kanäle hoch in meine Augen. In dieser Sekunde
liebte ich ihn und wollte, dass dieser Weg, den wir hier gemeinsam miteinander
gingen, niemals endete.

5
    Wortlos betraten wir die Hotellobby, hielten uns an der
Hand, er übernahm die Schlüsselkarte für das Zimmer.
    »Ihr Gepäck, Sir?«, fragte der Portier.
    »Danke, wir haben keins.«
    Wir gingen die breiten Treppen hoch. Es war eine Wohltat, mit ihm
einfach nur zusammen zu sein. Wir duschten gemeinsam, putzten uns mit
Hotelzahnbürsten die Zähne und schlüpften nackt unter die weißen Decken. Wir
schmiegten uns aneinander und schliefen ein. Als ich am

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