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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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die in ihrer chemischen Zusammensetzung exakt übereinstimmten mit denen einer irdischen Pflanze, die in kultivierter Form der Menschheit über Jahrtausende als Grundnahrungsmittel gedient hatte.
    Dieses Ergebnis käme der Gilde ganz und gar nicht zupaß, zumal sie hartnäckig die Auffassung vertrat, daß es nicht lohne, planetare Biosysteme zu erforschen. Daran war sie nicht interessiert, wohl aber am Abbau von Rohstoffen. Ansonsten hatten Planeten für sie keinen Wert. Darum konnte man ihre Wortführer auch nicht ernst nehmen, wenn sie vor ökologischen Katastrophen warnten und die Rechte von Einheimischen in Schutz zu nehmen versuchten. Selbst die lokale Fauna hatte für sie mehr Rechte als der einfache Arbeiter auf der Station. Aber an der Erforschung natürlicher Prozesse war sie nicht interessiert…
    Entgegen aller Voraussagen waren auf Down Mikroben gefunden worden, die sich mit denen, die der Mensch notwendigerweise mit sich herumschleppt, durchaus vertrugen. Jedenfalls liefen sie nicht gegeneinander Amok. Und das war die größte aller Sorgen gewesen: daß fremde und für den Menschen tödliche Viren eingeschleppt werden könnten oder daß sie, die Menschen, ihrerseits Erreger exportieren und katastrophale Epidemien auslösen würden. Davor waren sie natürlich auf der Hut und hatten Vorsichtsmaßnahmen getroffen, aber eben nur unter Laborbedingungen. Keiner wußte, was wirklich auf sie zukommen würde. Daß sie nun Mikroben gefunden hatten, die biologisch korrespondierten, war an sich alarmierend genug. Aber sie vertrauten weiterhin auf ihr gutes Glück, zumal die Immunologen davon ausgingen, daß da, wo Korrespondenzen seien, auch effektive Antikörper sein würden. Im Labor setzte sich die Ansicht durch, daß die Evolution mikrobischen Lebens doch wohl in sehr viel stärkerem Maße bedingt ist durch geologische und planetarische Gegebenheiten als bislang angenommen. Eine gewagte Hypothese, die da unter Genetikern, Geologen und Biologen in jener feuchtfröhlichen Nacht ausgeheckt worden war, als aus dem Obergeschoß ein außerplanmäßiges Versorgungsgeschenk eintraf.
    Himmel, diese heillose Unvernunft hier unten, dieses plötzliche Ausflippen nach all den Jahrzehnten ernster Pflichterfüllung zum Wohle der Sache, der Bewegung. Nach anderthalb Jahrhunderten stagnierender taxonomischer Studien machten sie nun eine aufregende Entdeckung nach der anderen. Sie waren wie besoffen von all dem Neuen, was auf sie einflutete. Sie lernten aus unmittelbarer Anschauung natürliche Systeme zu begreifen. Dazu standen ihnen komparative, aus Lenoirs Lehrsätzen entwickelte Kriterien zur Verfügung, Daten, die im Laufe von hundertfünfzig Jahren mit Hilfe von optischen und elektronischen Geräten in nichteinmischender Beobachtung aus dem All gesammelt worden waren. Und sie setzten ihre Arbeit fort, unbeirrt von den Schmähungen der Gilde und ungeachtet der Tatsache, daß die Gilde ihnen notwendige Mittel vorenthielt, weil sie eigene Interessen und Projekte verfolgte.
    Gewiß würde die Gilde einen ihrer Ratsbeschlüsse zutiefst bereuen, den nämlich, daß sie den Bau der Raumstation im Orbit dieses blauen, lebendigen Planeten gestattete und nicht darauf beharrte, sie in der Umlaufbahn von Maudette, diesem öden, unwirtlichen Planeten, zu errichten.
    Damals hatten sich Argumente der Sicherheit durchgesetzt; wenn irgendein Problem aufträte, wäre es besser, lebenswichtige Ressourcen in Reichweite zu haben.
    Und die waren nun in der Tat in Reichweite, so auch jene intelligente Zivilisation, die auf diesem Planeten ausgemacht worden war. O ja, von Anfang an hatte die Gilde moralische Skrupel laut werden lassen und geltend gemacht, daß der Planet und seine Bewohner ein Recht auf eigene Entwicklung haben würden. Doch Papa meinte dazu immer nur: Wieso ist das Leben dieser Fremden für die Gilde unantastbar, unseres aber so billig und gering?
    Tja, nun war Ian hier unten. Papa hatte nicht mitkommen können, und Mama wollte nicht ohne Papa. Sie wurden gebraucht in der Station und für die Bewegung; es galt, die Sache mit dem Shuttle durchzuboxen.
    Er wußte nicht und kümmerte sich auch nicht mehr darum, was da oben ablief. Was für ein Glück, daß er von dem ewigen Hickhack innerhalb der Bewegung nichts mehr mitbekam, von den Kompetenzstreitigkeiten und endlosen Diskussionen darüber, wie man sich nun der Gilde gegenüber verhalten sollte (als Sohn des Verwalters war er bestens informiert gewesen über den Stand der Dinge; er

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