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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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mein Teil würde einen solchen Mordauftrag nie annehmen.«
    Gott bewahre. Dieser Ausspruch war doch hoffentlich nur als Scherz zu verstehen. Es wäre der zweite aus Jagos Mund an diesem Abend. »Das würde ich Ihnen auch nicht zutrauen.«
    »Ich hoffe, Sie nicht beleidigt zu haben, Nadi.«
    »Ich hab Sie ebenfalls gern, Nadi«, antwortete er schmunzelnd. Was auf atev’ recht lustig klang, verfehlte auch bei Jago nicht seine Wirkung. Sie grinste und warf ihm einen verschlagenen Blick aus gespenstisch leuchtenden Augen zu.
    Aber dann: »Ich verstehe nicht ganz«, sagte sie und hob das Kinn. »Die Pointe ist mir entgangen.«
    Auch der beste Wille konnte die Kluft nicht überwinden. Er sah sie an und fühlte sich so ausgegrenzt wie damals während seiner ersten Woche auf dem Festland, als ihm ein erster grober Schnitzer im Umgang mit einem Ateva unterlaufen war.
    »Aber Sie bemühen sich wenigstens, Jago-ji. So wie Banichi auch. Das macht mich weniger…« Es gab kein Wort für einsam. »Weniger einzeln.«
    »Uns bindet ein Man’chi…«, entgegnete Jago, als habe sie doch – immerhin zum Teil – begriffen, was er gesagt hatte – »…an Tabinis Haus. Zweifeln Sie nicht an uns, Paidhi-ji. Wir lassen Sie nicht im Stich.«
    Und mit dieser Wendung zum Schluß wurde wieder klar, daß sie nicht gewillt war, auf seine Gedanken einzugehen. Er betrachtete sie und fragte sich, wie es möglich sein konnte, daß eine so aufrichtige, offenherzige Person wie sie einfach nicht empfänglich war für die Signale emotionaler Bedürfnisse. Nein, der Sinn dafür ließ sich nicht als Schrulle irgendwelcher Adjaiwaio oder einer überkommenen Philosophie abtun.
    Philosophie war das Stichwort; intellektuell verbrämte Emotion. Ein Mensch, der darauf einstieg, ging allein und in Kummer davon.
    Er sagte: »Vielen Dank, Nadi-ji«, und trat ans Fenster, auf dessen Glas vor schwarzem Hintergrund der Regen perlte.
    Da war ein Pochen oder Krachen zu hören; es kam von der Auffahrt und hallte von den Mauern wider, einmal, zweimal…
    Das waren keine losen Fensterläden.
    Im Haus blieb alles still. Nur der Regen rauschte, und im Kamin zischte das Feuer.
    »Weg vom Fenster«, sagte Jago. Er sprang zur Wand und preßte die Schultern gegen die Steine. Sein Herz fing heftig zu pochen an aus Angst, Jago könnte ihn alleinlassen, um Banichi zu Hilfe zu eilen. In wahnhafter Vorstellung sah er vier, fünf Assassinen über die Brustwehr klimmen und durch die Flure stürmen.
    Jago blieb völlig ruhig und lauschte, wie es schien. Ihr Funkgerät piepte plötzlich. Banichi meldete sich; er sprach verschlüsselt.
    »Tano hat auf Schatten geschossen«, übersetzte sie für Bren. »Nichts weiter passiert. Er hat keine Lizenz.« Was heißen sollte: Das kann auch nur einem Amateur passieren. Bren entnahm diesem Hinweis, daß Tano – und wahrscheinlich auch Algini – nicht zur Leibgarde Tabinis gehörte, zwar eine Waffe tragen durfte, aber nur zum Selbstschutz.
    »Worauf glaubte er denn anlegen zu müssen?« wollte er wissen.
    »Er hat wohl nur einen nervösen Finger gehabt«, antwortete Jago und steckte das Funkgerät zurück. »Keine Sorge, Nadi-ji.«
    »Wann haben wir endlich wieder Strom?«
    »Nicht vor morgen. Der Elektriker kommt aus Maidingi. So was kann passieren. In die Kanone da unten schlägt häufig der Blitz ein, und mitunter trifft’s eben auch den Transformator.«
    Vielleicht wird wegen des Stromausfalls das Frühstück mit der Alten abgeblasen, dachte Bren hoffnungsvoll.
    »Sie sollten jetzt zu Bett gehen«, sagte Jago. »Ich setze mich hier in den Sessel und lese, bis die anderen wieder reingekommen sind. Sie, Nadi, haben morgen eine wichtige Verabredung.«
    »Wir sprachen über Man’chi«, sagte er, nervös geworden durch das Gewitter, die Schüsse oder sein Versagen im Gespräch mit Jago. Seine persönlichen, gefühlsduseligen Offenbarungen waren bei ihr als sexuelle Avancen angekommen. Himmel hilf! Sie würde bestimmt Banichi einweihen, mit ihm zu Tabini gehen und sagen: Der Paidhi verhält sich äußerst merkwürdig; er macht Jago einen Antrag, lädt Djinana zu einer Mondfahrt ein und hält Banichi für eine Süßspeise.
    »Soso«, antwortete Jago. Sie kam auf ihn zu und faßte ihn beim Arm. »Sie gehen jetzt besser ins Bett, nand’ Paidhi. Sonst erkälten Sie sich noch…« Sie riß ihn geradezu vom Fenster weg, packte so fest zu, daß ihm der Arm weh tat.
    Er war perplex. Erkälten, so ein Unsinn, dachte er; sie will mich bloß vom

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