Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
sagte Ilisidi. »Sie versetzen unsere Mecheiti in Angst und Schrecken. Dennoch bringe ich es nicht über mich, ihre Nester zerstören zu lassen. Sie waren eher hier als wir. Was denkt der Paidhi darüber?«
    »Der Paidhi ist ganz Ihrer Meinung.«
    »Ach ja? Glauben Sie wirklich, daß diejenigen, die zuerst hier waren, einen natürlichen Besitzanspruch auf ihren Lebensraum haben?«
    Kaum hatte er zweimal an der Tasse genippt – vom garantiertermaßen harmlosen Tee – und einen Bissen Brot verzehrt, schon ging die Alte zum Angriff über.
    Bren dachte kurz nach, schwankte zwischen Zustimmung und Wortklauberei. Dann sagte er: »Ich bin wie Sie der Meinung, daß die Kette des Lebens nicht unterbrochen werden sollte. Die Ausrottung dieser Art wäre ein Verlust für Malguri.«
    Ilisidi musterte ihn aus ihren blassen Augen. Ihr Blick war so ausdruckslos wie der von Banichi. Was sie von Brens Antwort hielt, war ihr nicht anzumerken.
    »Das sind Banditen«, sagte sie.
    »Aber unersetzlich.«
    »Geschmeiß.«
    »Gegenwärtiges baut auf Vergangenem auf und bildet die Grundlage für Zukünftiges.«
    »Schädlinge, aber wie gesagt: Ich will, daß sie erhalten bleiben.«
    »Der Paidhi stimmt Ihnen zu. Wie wird die Art genannt?«
    »Wi’itkitiin. So klingt auch der Schrei, den sie ausstoßen.«
    »Wi’itkitiin.« Er sah ein zweites Exemplar ins Wasser tauchen, ein Wesen aus Schuppen und Federn. Ob es je etwas Ähnliches auf der Erde gegeben hat? fragte er sich. »Gibt es andere Tiere, die solche Laute von sich geben?«
    »Nein.«
    »Ein Grund mehr, diese Art zu schonen.«
    Ilisidi preßte die Lippen aufeinander. Es schien, als versuchte sie, sich ein Lachen zu verkneifen. Sie schwieg für eine Weile und beschäftigte sich mit dem, was auf ihrem Teller war: Getreidebrei und dünne Scheiben Frühstücksfleisch.
    Bren tat es ihr gleich. Er wollte sie nicht stören beim Nachdenken und auch das vorzügliche Essen nicht kalt werden lassen. Auf offenem Feuer zubereitet, hatte Cenedi geantwortet auf Brens Frage, wie denn ohne Strom zu kochen sei. Das Gestampfe, das nach Jagos Worten vom Notstromaggregat verursacht werde, hatte im Laufe der Nacht plötzlich ausgesetzt. Vielleicht war der Treibstoff verbraucht oder die Maschine kaputtgegangen. Das Kraftwerk hatte hoch und heilig versprochen, den Schaden so schnell wie möglich zu beheben. Wie es hieß, war auch ein Teil von Maidingi vom Strom abgeschnitten, und dessen Versorgung wiederherzustellen hatte Priorität.
    Vorläufig mußten auf der Burg die vorhandenen Feuerstellen für erträgliche Temperaturen und warme Speisen sorgen. In den Fluren und da, wo das Licht der Fenster nicht ausreichte, brannten Kerzen. Die Aiji-Mutter hatte den Frühstückstisch draußen auf dem Balkon decken lassen. Bren war froh, seine dicke Jacke angezogen zu haben. Von seiner Teetasse stiegen Dampfschwaden auf, so kühl war es, aber angenehm, sehr viel angenehmer als die drückend schwülen Nächte, die zu dieser Jahreszeit in der Hauptstadt herrschten.
    Bei all den Kerzen zwischen alten Mauern und dem Duft brennenden Holzes wähnte sich Bren um Jahrhunderte zurückversetzt, und es hätte ihn nicht gewundert, wären Galeeren unter heraldischen Segeln am dunstverhangenen Rand des Sees aufgetaucht.
    Der Schrei eines Wi’itkiti hallte von den Felsen wider, und er sah den Raubvogel übers Wasser gleiten.
    »Was geht dem Paidhi durch den Kopf? Irgendein weiser, einsichtsvoller Gedanke?«
    »Ich dachte gerade an Schiffe und an Feuerholz und daran, daß Malguri im Grunde unabhängig ist und sich selbst versorgen kann.«
    Die Aiji-Mutter spitzte die Lippen und führte eine Hand unters Kinn. »Tja, mit gut hundert Bediensteten, die die Wäsche machen, Holz sammeln und Kerzen ziehen, kämen wir hin. Dazu wären allerdings weitere fünfhundert vonnöten, um die Äcker zu bestellen und Wild zu jagen, damit diese, die Wäscherinnen, Holzfäller und Kerzenzieher genügend zu essen haben. Ja, durchaus, dann wären wir unabhängig. Abgesehen von den Kunstschmieden und Kopisten, deren Dienste wir dann und wann in Anspruch nehmen müßten, ganz zu schweigen von den Söldnern und Kanonieren für den Fall, daß wir uns zu verteidigen haben gegen Räuber, die sich auf unsere Kosten unabhängig zu machen versuchen. Glauben Sie mir, Nadi, Malguri ist ans Stromnetz angeschlossen, auch wenn es zur Zeit nicht danach aussieht.« Sie nahm einen Schluck Tee, setzte die Tasse ab und winkte mit ihrer Serviette Cenedi herbei, der sich an

Weitere Kostenlose Bücher