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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Aber wie? Das hatte noch kein Paidhi im einzelnen herauszufinden vermocht, geschweige denn in menschliche Begriffe übertragen können, so sehr sie dies auch versucht hatten – doch das war wohl ihr entscheidender Fehler gewesen, ein Fehler, der eine gutgemeinte Absicht in ihr Gegenteil verkehrte.
    Himmel, warum schnitt Jago ausgerechnet jetzt dieses Thema an? Aus Höflichkeit? Oder wollte sie ihn verhören?
    »Nadi«, sagte er müde. »Ich wünschte so sehr, mich begreiflich zu machen, aber es gelingt mir einfach nicht.«
    »Banichi spricht Mosphei’. Sie sollten sich mal in Ihrer Sprache mit ihm unterhalten.«
    »Er fühlt nicht auf mosphei’.« Es war schon spät; es fiel ihm schwer, seine Gedanken auf verständliche Weise zum Ausdruck zu bringen. »Ich habe zu erklären versucht, daß ich zu seinen Gunsten vieles auf mich nehmen würde, weil mir an seiner Person – zufällig – sehr gelegen ist.« Mit dieser Wendung hoffte er in einen abstrakten Bereich auszuweichen und an die atevische Vorstellung vom Zufall beziehungsweise Glück als Lenker des Universums anzuknüpfen.
    »Midei«, sagte Jago und zeigte sich überrascht. Bren hatte das genannte Wort noch nie zuvor gehört, dabei kam es selten vor, daß er lexikalische Lücken bei sich feststellen mußte. »Dahemidei. Sie sind ein Midedeni.«
    Gleich drei neue Vokabeln. Der verdammte Computer war nicht angeschlossen, und er hatte weder Papier noch Stift zur Hand, um sich Notizen zu machen. »Was bedeutet das?«
    »Midedeni vertraten die Lehrmeinung, daß uns Atevi von Geburt an Glück und Gunst zur Seite stehen. Ein Irrglaube.«
    Klar, natürlich. »Und der ist vermutlich längst ausgemerzt.«
    »Nun, rund die Hälfte der Adjaiwaio, zumindest die, die auf dem Land leben, halten immer noch daran fest und glauben, daß alle Atevi zu einem Bund gehören und daß jeder aufgerufen ist, diesen Bund mit allen, die ihm begegnen, neu zu schließen.«
    Wo lebten diese Leute, die einander gern zu haben als eine Verpflichtung ansahen? Bren sehnte sich dorthin, wo Sympathie verstanden wurde, fürchtete aber sogleich, daß er an diesem idyllischen Ort auf andere, möglicherweise vertragsgefährdende Schwierigkeiten stoßen würde.
    »Mit solchen Vorstellungen haben Sie doch wohl nichts zu tun, oder?« hakte Jago nach. »Ist es möglich, daß Menschen, die Herren der Technik, so etwas für wahr halten?« Das traute Jago intelligenten Wesen offenbar nicht zu.
    Nach professioneller Gewohnheit als Paidhi fragte er sich insgeheim, ob Menschen vielleicht tatsächlich blind waren im Hinblick auf ihre Gefühle der Zuneigung. Doch in dem Punkt konnte ihn kein Zweifel beirren.
    »Ich denke ja, so ungefähr«, antwortete er. Experten auf Mospheira meinten, daß Atevi nicht in der Lage seien, Vorstellungen jenseits ihrer festgefügten Logismen zu entwickeln. Dem schien aber doch so zu sein, wenn er Jago richtig verstanden hatte. Sein Herz wechselte in einen merklich rascheren Rhythmus über. Sein Menschenverstand warnte: Sieh dich vor, hier ist ein Widerspruch. »Sie können sich also vorstellen, Zuneigung für jemanden zu empfinden, dem Sie nicht durch Man’chi verbunden sind.«
    »Nadi Bren, wollen Sie etwa mit mir ins Bett gehen?«
    Bren fiel aus allen Wolken. »Ich… o nein, Jago-ji.«
    »Ich dachte nur…«
    »Verzeihen Sie meine ungehobelte Art.«
    »Verzeihen Sie mein Mißverständnis. Wie war Ihre Frage noch?«
    »Ich…« Unmöglich, zu einem sachlichen Gespräch zurückzufinden. »Ich würde gern mehr erfahren über die Midedeni. Gibt es Literatur über sie?«
    »Sicher, die wird aber hier nirgends aufzutreiben sein. Die Bibliothek von Malguri enthält fast ausschließlich Werke zur Lokalgeschichte. Die Midedeni stammen aus dem fernen Osten.«
    »Wo könnte ich ein solches Buch bekommen?«
    »Ich habe eins zu Hause, in Shejidan.«
    Herrje, dachte Bren; Jago würde bestimmt Bericht erstatten und bei Tabini den Eindruck erwecken, daß die Menschen geneigt sein könnten, einen alten, überkommenen Irrglauben in neuer Form wieder aufleben zu lassen.
    Er versuchte zu retten, was zu retten war. »Es ist unwahrscheinlich, daß es Parallelen gibt zwischen menschlichen Vorstellungen und denen der Midedeni«, sagte er. »Ich weiß auch sehr wohl um die Gefahr von vermeintlichen Ähnlichkeiten. Sie täuschen über alle Unterschiede hinweg.«
    »Jedenfalls sind wir in Shejidan durchaus tolerant.
    Wir schießen nicht gleich auf jeden, der einer eigenen Philosophie nachhängt. Ich für

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