Atevi 3 - Erbe
dem Tode Maganuris bei der Vergabe von Bauaufträgen mächtig für ihre jeweiligen Assoziierten ins Zeug gelegt hatten, wegen der Konstruktionsmängel nicht persönlich zur Verantwortung zu ziehen seien.
Manche behaupteten, der alte Maganuri habe in stürmischen Nächten den Bau verhext und nach Shimaji, Sonsini und Burati Ausschau gehalten, den erwähnten Lords, um diese an seiner Stelle herumspuken zu lassen.
Der Paidhi war aufrichtig froh, mit diesem Gebäude nichts zu tun zu haben, zumal schon jetzt, da es noch nicht voll bezogen war, Stimmen laut wurden, die seinen Abriß verlangten. Statt dessen brauchte er nur in eine der unteren Etagen des Bu-javid-Komplexes hinabzufahren, um auf streng gesichertem Weg in die für ihn freigemachten Räumlichkeit zu gelangen.
Die Angestellten standen hinter ihren Schreibtischen auf und verbeugten sich, als er und Banichi eintraten, und nand’ Dasibi, der Bürovorsteher, eilte herbei, um dem Paidhi Rede und Antwort zu stehen.
Von Dasibi begleitet und auf den neusten Stand der Dinge gebracht, schlenderte Bren durch die Gasse der Schreibtische, stellte hier und da Fragen an die Schreibkräfte, die die an den Paidhi adressierte Post nach mehr oder weniger wichtig sortierten und beantworteten.
Die interessantesten Briefe ließ sich Bren in regelmäßigen Abständen vorlegen. Von nand’ Dasibi war eine große Tafel aufgehängt worden, an der alle Beschäftigten ihre Freude hatten. Darauf wurde Buch geführt über Morddrohungen und Heiratsangebote oder über besonders wunderliche Briefe – wie der Vorschlag, die Atmosphäre vor der Verschmutzung durch vorbeifliegende Raumschiffe zu schützen, oder Brens Lieblingsbrief, der von einem Ehepaar aus dem Osten stammte und die Erfindung bestimmter Strahlen vorstellte, mit deren Hilfe sich der Ätherraum in eine verträgliche Atmosphäre verwandeln lasse, so daß einfache Flugzeuge zur Raumstation würden fliegen können.
Über sein Personal hatte der Paidhi antworten lassen, daß die geplante Raumfähre auch mit Tragflächen für Luftflüge ausgestattet sein werde, so daß sie, falls denn das Ehepaar mit seinen Wunderstrahlen Erfolg haben sollte, auch für einen entsprechend umgewandelten Raum geeignet wären.
Meldungen über solche Neuerungen waren aus dieser Provinz seither nicht gekommen.
Es gab auch eine Tafel, die der Post von Kindern gewidmet war; das Personal sammelte deren meist niedliche, manchmal erstaunlich klugen Briefe wie auch solche, die sich verängstigt über aufgeschnappte Erwachsenengespräche äußerten. Bren bekam die schönsten Kinderbriefe zu lesen, des weiteren diejenigen, die die allgemeine Stimmungslage anklingen ließen, und zur Erheiterung mitunter auch ein paar Briefe von Spinnern sowie Heiratsanträge. Von den Morddrohungen wurde er verschont.
Die Hauptarbeit der Bürokräfte bestand jedoch in der Bewältigung der ungemein umfangreichen allgemeinen Korrespondenz. Außerdem transkribierten sie seine Tonbandprotokolle und brachten seine ins Unreine geschriebenen Notizen in eine sprachlich für den jeweiligen Zweck angemessene Form. Allein diese vergleichsweise kleine Hilfestellung ersparte enorm viel Zeit und Mühe, die ihn das Wälzen von Wörterbüchern sonst gekostet hätte. Er hatte zwar selbst einen großen Wortschatz, blieb aber immer unentschieden in seiner Suche nach noch geeigneteren Ausdrücken und mochte, wenn er wichtige Berichte zu verfassen hatte, dem Wort, das ihm spontan in den Sinn kam, nie so recht trauen, weil es womöglich unliebsame Konnotationen trug, die ihm zum Nachteil ausgelegt werden könnten. Es gab bestimmt interessierte Kreise, die auf solche schriftlichen Fehler des Paidhi nur warteten. Dem Aiji würde man Vorhaltungen dieser Art nicht machen, nicht machen dürfen; Lords des Bundes waren in dieser Hinsicht allerdings stets beliebte Zielscheiben, und in weniger als einem Jahr würde er, Bren, selbst zu deren Kreis gehören und sich gehörig in acht nehmen müssen in bezug auf Äußerungen in Hörweite von Pressevertretern.
Sein Wörterbuch war von Menschen zusammengestellt worden und enthielt die jeweiligen Entsprechungen in mosphei’scher Sprache. Die eigentlichen Stolpersteine lagen allerdings nicht in der Semantik, sondern in der zahlenlogischen Anwendung. Doch seine erfahrenen Schreibkräfte brachten all ihre Fähigkeiten ein und wußten den Paidhi vor Querulanten in Schutz zu nehmen, von denen manchmal Briefe kamen, die eigens aufgesetzt waren, um dem Paidhi eine
Weitere Kostenlose Bücher