Atevi 3 - Erbe
machen.«
»Aiji-ma, so groß ist mein Einfluß wahrhaftig nicht. Glauben Sie mir…«
»Oh, nicht so bescheiden. Sie stehen bei ihr hoch im Kurs. Sie sind zivilisiert. Das ist ihr Wort. Zivilisiert. Und Sie haben, wie sie sagt, wunderschönes Haar.«
Bren rang um Fassung. Tabini war sichtlich amüsiert, und Damiri zeigte Grübchen über langgezogenen Mundwinkeln. »Das ist mir schon durch meine Sicherheitskräfte zu Ohren gekommen«, entgegnete Bren ungerührt und wunderte sich über die eigene Leichtsinnigkeit. Doch Tabini lachte; es schien als habe er ihn vorsätzlich herausgefordert.
»Seien Sie versichert, nand’ Paidhi, mein Onkel wird nicht mit Ihnen zusammen wohnen wollen«, sagte Damiri-Daja wie beiläufig. »Vorsicht. Nehmen Sie sich vor ihm in acht. Er ist sehr empfindlich, sowohl was seine Konstitution als auch was sein Gemüt angeht.«
»Er ist einfach ein sehr unvernünftiger alter Mann«, murmelte Tabini. »Es schickt sich leider nicht, eine Absicht gegen ihn zu erklären, aber, bei allen Unglücksgöttern, er bringt mich in Versuchung. Übrigens, wie führt sich die feine Gesellschaft der Halbinsel dieser Tage auf? Wie ich höre, haben Sie von Lord Geigis Gastlichkeit profitieren können.«
»Er ist ein vorzüglicher Gastgeber und wünscht Ihnen alles Gute, Aiji-ma.«
»Nun, das soll wohl sein. Ich werde mir Ihren Bericht über ihn ansehen. Er liegt mir doch bald vor, oder?«
»Meine Schreibkräfte sind bei der Arbeit, Aiji-ma.«
»Diese Plage von Onkel kommt morgen auf uns nieder…«
Morgen schon! dachte Bren, sagte aber nichts.
»Und der Regen soll aufhören, was, wie ich mir habe sagen lassen, die Farbe gründlich trocknen läßt. Bren, wenn es Ihnen gelingt, diesen unmöglichen Mann für sich zu gewinnen, ich schwöre, dann mache ich Sie zu meinem Minister.«
»Ob mir das gelingt? Ich fürchte nicht.« Aufgrund der besonderen Beziehungen zwischen den Atigeini und dem Haus des Aiji war es Tabini unmöglich, den Mann oder seine Fragen von sich abzuweisen, und der würde bestimmt einige Fragen zu den beiden menschlichen Gästen in seiner Wohnung stellen wollen.
Bren würde sein Personal anweisen müssen, dafür zu sorgen, daß sich Jason und Tatiseigi nicht über den Weg liefen. Auf Saidin war Verlaß. Sie würde in dieser Hinsicht wohl mehr Glück haben als der Aiji von Shejidan.
Es schien, als wäre niemand in der Lage, Onkel Tatiseigi etwas auszuschlagen, schon gar nicht den angekündigten Besuch, wozu auch keiner das Recht hatte. Tabinis Geschimpfe, das Bren im Flur gehört hatte, deutete darauf hin, daß der Aiji nicht Herr der Lage war, es sei denn, er plante extreme Maßnahmen.
Die Spannungen würden durch den alten Mann verschärft werden. Und Tabini würde sein Teil dazu beitragen. Da gerieten nicht nur zwei Personen aneinander, sondern zwei Clans.
Traumhaft, als Mensch darin involviert zu sein. Und was für ein Tlming! Jason war dem nicht gewachsen.
»Wir könnten uns Regen wünschen«, sagte Tabini. »Sei’s drum. Bren. Was ist mit Geigi?«
Endlich kam er zur Sache. Darüber wollte der Aiji informiert werden. Bren berichtete von Geigis allseits gutem Ansehen, aber auch von den Eindrücken, die er im Verlauf seiner Besichtigungstour gesammelt hatte, insbesondere vom ehrgeizigen Fleiß der Werksarbeiter, denen er begegnet war.
»Und wann wird das Ding in die Luft gehen?« fragte Tabini ohne Umschweife. Vor einiger Zeit stellte sich noch die Frage: Wird’s überhaupt fliegen?
»Früher als erwartet, Aiji-ma, falls nicht noch Probleme auftauchen und Verzögerungen verursachen, die im Zeitplan nicht schon einkalkuliert sind.«
»Aber ein solches Probleme gibt es bislang nicht.« Tabini stützte das Kinn mit der Hand ab und zeigte
sich zufrieden. »Dazu hätte es allerdings kommen können. Mittlerweile ist die Wahrscheinlichkeit einer Unterbrechung denkbar gering.«
Bren ging soviel an technischen Details durch den Kopf, daß er Tabinis Bemerkung nicht sofort verstand
Dann aber ging ihm ein Licht auf.
»Saigimi wollte das Projekt scheitern lassen«, sagte Tabini. »Er sah darin ein Mittel, mit dem die Regierung zu Fall gebracht werden sollte. Ein Irrtum. Die Assassinen, die er auf Geigi und den Direktor von Patinandi Aerospace angesetzt hatte, sind nicht zum Zuge gekommen. Darum hatten Sie, Bren-ji, eine geruhsame Reise.«
»Ja, Aiji-ma.«
»Ihnen ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen?«
»Nein, Aiji, ma.«
»Gut«, sagte Tabini. »So sollte es auch
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