Atevi 3 - Erbe
sein.«
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Die Unterredung mit Tabini war relativ schnell zu Ende, was nicht verwundern konnte an einem Tag, an dem ständig Telefonanrufe kamen und immer neue, besorgniserregende Hinweise auf den Besuch Tatiseigis.
So blieb Bren Zeit, vor der Pressekonferenz noch einmal in die Wohnung zurückzukehren oder unten im Büro vorbeizuschauen, um sich seinen Schreibkräften zu zeigen.
Womöglich, so fiel ihm ein, würde er bei einer Rückkehr ins Appartement ausgerechnet dann auftauchen, wenn Jason gerade mit seiner Mutter telefonierte. Jason würde entweder von der Bibliothek oder von der Wachstube aus anrufen. In der Bibliothek aber war es in letzter Zeit immer ziemlich laut gewesen (die Handwerker nebenan fingen im unpassendsten Moment zu hämmern an, worauf dann Bedienstete losrannten, um sie zur Ruhe zu bringen); darum vermutete Bren, daß Jason das Telefon in der Wachstube neben der Eingangshalle benutzen würde.
Eine Störung wäre unvermeidlich, wenn er zur Tür hereinkäme.
Also entschied er sich für einen Abstecher ins Büro, wo fleißige Schreibkräfte die Korrespondenz für ihn erledigten. Daß man dem Paidhi eins der drei vorhandenen Büros innerhalb des Bu-javid zur Verfügung gestellt hatte, war, wie es hieß, »aus Sicherheitsgründen« geboten gewesen, denn er konnte nun häufiger und ganz spontan dort nach dem rechten sehen und mußte nicht mehr, von seinen Sicherheitskräften begleitet, den weiten Weg in den sogenannten Maganuri-Annex zurücklegen. Der war in aller Eile zwischen den Hotels am Fuß des historischen Hügels hochgezogen worden und hatte einen neuen Trend eingeleitet, der sich gegen die Pläne des Ausschusses für Stadtentwicklung durchzusetzen schien: Der Verwaltungskomplex wucherte aus und drängte die Hotels, die den Regierungshügel säumten, allmählich in die Wohngebiete zurück.
Es wurde darum eine neue U-Bahnstrecke fällig zur Anbindung des neu entstehenden Hotelviertels an die Innenstadt, und Tabinis Gegner kritisierten lautstark die sich angeblich immer breiter machende Regierungsverwaltung.
Andererseits unterstützten dieselben Gegner die Bildung verschiedener Kommissionen und Sonderbehörden, um die Entscheidungsbefugnisse des Aiji zu beschneiden. Entsprechend stieg der Bedarf an Bürogebäuden und Unterkünften. Bren hatte Tabini vor einer wachsenden Fülle an Ausschüssen und Unterausschüssen gewarnt, doch Tabini war noch im vergangenen Jahr bereit gewesen, von seinen Vollmachten Teile abzugeben, weil er glaubte, daß sich manche Dinge mit seinem Stab allein nicht bewältigen ließen.
Inzwischen war Tabini vorsichtiger geworden, da sich, von so manchen Lords befördert, kommerzielle Interessen immer ungenierter in die politischen Geschäfte mischten. Das Bürogebäude da draußen, der Maganuri-Annex, der nach dem Willen jener Abgeordneten, die gegen ein Zuviel an Regierung votierten, diverse Komitees beherbergte, hatte so mangelhafte Sanitär- und Elektroinstallationen, daß ständig repariert werden mußte. Die Opposition unterstellte Sabotage, angezettelt durch Tabini beziehungsweise den alten Adel, ja, sie sprach von einer groß angelegten Verschwörung, und viele der einfachen Abgeordneten boykottierten die in diesem Gebäude stattfindenden Ausschußsitzungen wegen der ungünstigen Zahlen, die diesem Ort angeblich eigen seien.
Das Gebäude stand auf einem historischen Schlachtfeld, und manche behaupteten allen Ernstes, es werde von den dort Gefallenen heimgesucht. Seltsam nur, daß die Hotels und Geschäfte in der Umgebung nie derlei Probleme gehabt hatten.
Der Paidhi durfte sich glücklich schätzen, ein Büro im Bu-javid zu haben. So blieb ihm die lästige Fahrerei mit der U-Bahn an den Fuß des Hügels oder den Stadtrand erspart, wo, wie man hörte, die Bauarbeiten von schlechten Zahlen behindert wurden, womöglich sogar abgebrochen werden mußten; dahin hatten es gewisse Numerologen gebracht, die im Zuge der Kontroverse um die Spacewarp-Theorie völlig neue Berechnungsgrößen ins Spiel gebracht hatten.
Sie waren der Meinung, daß die Anzahl der Staatsbehörden vermindert und der gesamte Apparat auf das ursprüngliche Format zurückgestutzt werden müsse, daß alle Regierungsarbeit wieder wie einst in den Händen weniger Lords und Provinzvertreter liegen sollte, die mit ihrem Namen geradestehen würden für das, was sie an Resultaten vorzulegen hätten.
Man sagte, es sei als Warnung zu verstehen, daß jene drei ansässigen Lords, die sich nach
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