Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen
seine Familie bringen.«
Perwash war ähnlich vorgegangen. Er hatte sich ebenfalls maskiert und die unansehnliche, älteste Tochter der da Tromin verführt. »Ich ließ sie am Leben, scherte sie kahl und gab ihr eine unmissverständliche Botschaft an ihre Familie mit auf den Weg. Wenn die da Tromin sich nicht von Sadik zurückziehen, werden sie die Konsequenzen zu tragen haben.«
Der jüngste Sohn, beinahe noch ein Kind, das alle nur Tri nannten, erhob sich. »Ich hinterließ einen Toten.« Seine Augen glitzerten. Es war das erste Mal, dass er einem Feind das Leben genommen hatte.
Insgesamt waren in der letzten Nacht vier Angehörige des Khasurn der da Tromin gestorben. Ein überaus deutliches Zeichen.
Die alte Fehde eskalierte neu, seit die da Onur die Herrschaft über den Lehnsplaneten Sadik angetreten hatten. Dort siedelten auch die da Tromin und sahen zu Recht ihre bisherige Vormachtstellung gefährdet.
Die letzten Stunden bildeten den blutigen Höhepunkt der bisherigen Entwicklung. Doch damit endete es noch lange nicht.
Im Gegenteil.
Es begann gerade erst.
Gegenwart
Penzar da Onur schloss erschöpft die Augen. Ich befürchtete schon, er sei mitten in der Erzählung eingeschlafen, doch er blieb wach. »Ich verstehe, was Sie mir sagen wollen, Patriarch. Sparen Sie sich weitere Einzelheiten des Kampfes zwischen den Familiensippen.«
Der Patriarch bat um etwas zu trinken. Augenblicklich schwebte der Medorobot herbei, doch ich wies die Maschine zurück und griff selbst nach dem Wasserglas, das auf einem kleinen Tischchen neben dem Krankenbett abgestellt war. Ich hielt es dem alten Mann an die Lippen und flößte ihm vorsichtig etwas ein.
»Mein Körper kann Flüssigkeitszufuhr nicht verarbeiten«, sagte Penzar da Onur matt. »Mir wurde verboten zu trinken. Aber ich werde meine letzten Stunden nicht mit ausgedörrter Kehle verbringen.« Kindlicher Trotz spiegelte sich in den Worten.
»Es ist Eure Entscheidung«, meldete sich der Robot zu Wort. »Ich habe Euch über die Konsequenzen aufgeklärt.«
»Konsequenzen?« Der Todespatient kicherte humorlos. »Warum sollte ich an irgendwelche Konsequenzen auch nur einen Gedanken verschwenden?«
Mein Angebot, ihm erneut beim Trinken zu helfen, lehnte er ab. Ich stellte das Glas zurück. »Fühlen Sie sich kräftig genug, in der Erzählung fortzufahren?«
»Sie forderten, ich solle schneller zu den Punkten kommen, die Sie interessieren.« Er krümmte sich.
Ich beugte mich zu ihm, doch er hob abwehrend die Hand. »Ich will Ihnen den Gefallen tun, allerdings fordere ich in diesem Fall auch von Ihnen eine Gefälligkeit.«
Und das wird nicht das letzte Mal sein , kommentierte der Extrasinn. Er weiß, dass seine Informationen von entscheidender Bedeutung für dich sind. Das nutzt er gnadenlos aus. Erst das Versprechen, die Ehre seiner Familie wiederherzustellen, nun das. So wird es immer weitergehen.
Ich erhob mich und massierte den schmerzenden Rücken. Wahrscheinlich hatte der Patriarch mit voller Absicht für einen unbequemen Stuhl gesorgt. Trotzdem zwang ich mich zur Höflichkeit. »Was kann ich für Sie tun?«
»Für mich nichts. Ich bin so gut wie tot. Doch auch nach meinem Ende wird dieser Khasurn bestehen. Und er ist nicht gerade im besten Zustand, wie Sie wissen.« Der Alte verzog die dürren Lippen zu einem hässlichen Grinsen, das angesichts der halbseitigen Gesichtslähmung zu einer Grimasse geriet. »Ich bin der Patriarch, und als solcher muss ich an meine Familie denken. Die USO verfügt über beträchtliche Geldmittel. Sorgen Sie dafür, dass der Khasurn besser ausgestattet wird. Über die Höhe der benötigten Summe wird Sie einer meiner Söhne in Kenntnis setzen.«
Die Unverfrorenheit verschlug mir den Atem. »Ich werde sehen, was ich …«
»Nein, Lordadmiral Atlan .« Er betonte die letzten Worte auffällig. »Sie stehen der USO vor und können über ihre Finanzen verfügen. Sorgen Sie dafür, dass die benötigte Summe nach Lepso transferiert wird. Wir unterhalten ein Konto in Orbana. Sobald der Eingang der Geldmittel bestätigt wird, werde ich weiterreden.«
»Es kann Tage dauern«, begehrte ich auf.
»Machen Sie sich nicht lächerlich. In maximal einer Stunde wird das erledigt sein. Bis dahin gedenke ich zu schlafen. Nun gehen Sie schon. Mein Sohn erwartet Sie. Klären Sie mit ihm alles Weitere.«
Zu meiner Überraschung amüsierte sich Ohm, als ich ihm von der Schikane des Patriarchen berichtete. »Er ist ein raffinierter alter
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