Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen
dringen, ohne dass eine eigentliche Quelle erkennbar war. »Das hier.«
»Was immer das hier auch sein mag.«
»Genau das ist die Frage«, stimmte ich zu. Ich dachte an den golden glänzenden Roboter, der Ohm und mich aus dem havarierten Gleiter gezogen und offensichtlich in diese Zelle transportiert hatte. »Außerdem stellt sich die Frage, ob der unbekannte Saboteur das hier in seine Pläne miteinbezogen hat.«
Sollten wir auf diesen Roboter treffen? War es Absicht, dass dieser uns gefangen nahm? Oder handelte es sich um einen Zufall? Wer befehligte den Roboter? Die wenigen Worte, die er gesprochen hatte, gingen mir nicht aus dem Sinn. Die Fänge des Windes haben euch gebracht.
Der Roboter hatte die blumige Umschreibung für die Wüstenstürme benutzt. Was bedeutete das? Waren die Stürme tatsächlich künstliche Produkte, von Unbekannten produziert und so manipuliert, dass sie etwas brachten? Und wer waren diese Unbekannten, falls sie existierten?
Momentan gab es jede Menge Fragen, aber keine Antworten. Und das gefiel mir gar nicht.
Ohm, der von meinen Gedankengängen und dem goldenen Roboter nichts wusste, dachte unterdessen praktischer. »Es gibt nur wenige Möglichkeiten, wer den Gleiter sabotiert haben könnte.« Er sah mich herausfordernd an. »Da wäre zum einen Artemio Hoffins …«
»Das halte ich nicht für wahrscheinlich«, sagte ich. »Ich bin davon überzeugt, dass er sich schon lange nicht mehr in Orbana aufhält. Er weiß über unsere Schritte nicht Bescheid. Der Angriff des Gurrads nach meiner Landung stellte wohl eine Ausnahme dar. Hoffins wird ihn vor seiner Abreise instruiert haben, auf die HAPPY FEW des Prospektors Elias Pattri zu warten und ebendiesen Prospektor aus dem Weg zu räumen.«
Falls sein Feind Atlan dumm genug ist, in derselben Maske erneut auf Lepso aufzutauchen , ergänzte der Logiksektor beißend.
Wie dem auch sei – Hoffins ist mit anderen Dingen beschäftigt. Sei es mit der Jagd nach Tyarez oder sonst irgendetwas.
Ohm erhob sich und stemmte beide Handflächen gegen die feuchte Wand. »Dann bleibt nur der Gleiterverleiher. Der Gnom namens Krraligg. Doch warum sollte er seinen eigenen Gleiter sabotieren?«
»Vielleicht«, antwortete ich düster, »weil ein gewisser Patriarch ihm den Materialverlust doppelt und dreifach aufwiegt.« Ich schüttelte den Kopf. »Allerdings sollten wir die dritte Möglichkeit nicht vergessen.«
»Und die wäre?«
»Dass alles ganz anders ist. Dass Dinge mitspielen, von denen wir nicht die geringste Ahnung haben.« Ich berichtete meinem Begleiter von dem Roboter.
»Womit sich die Frage klärt, wie wir hierhergekommen sind. Aber nicht diejenige, wo wir sind.«
»Das finden wir am leichtesten heraus, indem wir von hier fliehen.«
»Ein Ausbruch?«
»Was sonst? Abwarten?«
Ohm blieb keine Zeit zu antworten. Eine knarrende Stimme meldete sich. Sie schien von überall her zu kommen, aus den Wänden zu sickern und gleichzeitig von der Decke herabzusinken. »Ausbruch ist zwecklos. Widerstand ist zwecklos. Die Fänge des Windes haben euch gebracht. Ihr werdet bereits erwartet.«
»Was heißt das?« Mir stieß unangenehm auf, dass offenbar jedes unserer Worte belauscht wurde.
»Das heißt, dass ihr abwarten müsst.«
»Zeig dich!«, forderte ich.
Einige Sekunden tat sich nichts, dann schob sich ein ebenso wie die Umgebung aussehendes, gemauertes Stück Wand zur Seite. Dahinter stand der nahezu kugelförmige Goldroboter – oder einer der vielen seiner Art. Ich zählte zehn Maschinen, was jeden Gedanken an eine Blitzaktion zur Überwältigung und anschließenden Flucht im Keim erstickte.
»Bioformen …«, schnarrte der Roboter. »Bioformen und ihre Neigung dazu, unbedingt vor einem Gegenüber stehen zu müssen. Es macht keinen Unterschied, ob du mich siehst oder nicht. Ich bin überall.«
»Du bist eine maschinelle Intelligenz, verteilt auf alle Roboter und technischen Anlagen dieser … Station?«
»Definiere maschinelle Intelligenz.«
Das ersparte ich mir. »Wieso hast du uns hierhergebracht?«
»Die Fänge des Windes haben euch gebracht«, sagte die Maschine.
»Wer steuert die Sandstürme?«, schoss ich eine Frage ins Blaue.
»Ich. Ich bin der Wind. Ich bin der Fang. Ich bin der Krake.«
»Von wo kommst du?«
»Ich bin seit jeher. Bin der Anfang und das Ende.«
In diesem Moment kam mir ein Verdacht. »Verfügst du über eine biologische Komponente?«
»Verfügt der Wind über eine biologische Komponente? Verfügt der Krake
Weitere Kostenlose Bücher