Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen
Nur die Verantwortlichen des SWD … und diese würden kooperieren oder sterben. Genau wie wir, seine Männer fürs Grobe. Ich war übrigens der Einzige, der damals überlebte.«
Seine Nasenflügel bebten. »Was nichts anderes bedeutete, als dass ich an weiteres Geld kam. Zwei meiner … Kollegen vererbten es mir unfreiwillig. Als Tasamur schließlich in den Wirren starb, hielt ich dieses Kapitel für erledigt.«
»Bis sich deine Freundin als seine Spionin herausstellte.«
Er widersprach. »Acsais offenbarte sich einige Stunden, nachdem ich erfuhr, dass Tasamur noch lebt. LepsoLive sendete sein Bild. Genau an dem Tag, den er Wochen zuvor Acsais gegenüber genannt hatte, um ihren Auftrag zu erfüllen.«
»Tasamur hat alles genau geplant.«
Es stellt sich eine Frage , ergänzte der Extrasinn, und die Antwort darauf liegt auf der Hand. Warum hat Tasamur so effektiv dafür gesorgt, dass Ohm sein Geheimnis auch weiterhin für sich behält? Könnte es ihm nun, da er nicht mehr in der Öffentlichkeit steht, nicht völlig gleichgültig sein?
Das könnte es , stimmte ich zu.
Es gibt nur eine Erklärung dafür. Flakio Tasamur sieht seine Karriere noch nicht als beendet an. Er plant zurückzukehren. Nach all den Jahren wird er seine Stellung zurückfordern. Er hat große Pläne.
Der stumme Dialog dauerte nur Sekunden. Ohm bekam davon nichts mit und sagte: »Deswegen gehe ich davon aus, dass Flakio Tasamur in der Lage ist, uns hier herauszubringen. Indem er seine Mutantenfähigkeiten einsetzt.«
»Das erklärt aber noch nicht, wie er außerhalb der Schweißöde seine Verbindungen aufrechterhält. Nimmt er empathischen Kontakt auf über solch gewaltige Entfernungen – bis nach Orbana?«
»Und wie kam es überhaupt dazu, dass er in der Schweißöde landete? Damals hieß es, seine Leiche sei restlos verbrannt.
Man unkte, dass er wiederkehren würde, weil es keinen Beweis für seinen Tod gab. Diese Stimmen verloren sich im Laufe der Monate. Jetzt hat niemand mehr mit einer Rückkehr gerechnet. Und ausgerechnet in der Hölle von Abanfül taucht er wieder auf«
»Wir werden ihm diese Fragen schon bald stellen«, gab ich mich überzeugt.
Ohm fixierte mich mit einem fragenden Blick. Ich schwieg, und er ging los.
Bald ließen wir den Sandstreifen hinter uns und tauchten in eine der schmalen Gassen ein.
Nach dem Aufenthalt im Lager fiel mir sofort auf, dass eine völlig andere Atmosphäre herrschte.
Es war schmutziger, unordentlicher. Und da war noch etwas. Etwas nicht Greifbares. Ich konnte es nicht an bestimmten Details festmachen, der Eindruck entstammte eher vagen Gefühlen. Aggression lag in der Luft. Gewaltbereitschaft.
Ich dachte an die Worte, mit denen der Kahle sich am Morgen verabschiedet hatte. Hütet euch vor dem Springer und seinen Schlägern. Diesmal werde ich nicht bereitstehen und euch beschützen. Ohm hatte ihm daraufhin versichert, dass wir sehr wohl auf uns selbst aufpassen konnten.
Wir näherten uns zwei heftig debattierenden Gestalten. Ein Terraner stritt mit einem Topsider. Der Echsenartige stieß ihm vor die Brust, dass er wankte und mit dem Rücken gegen die Außenwand einer Hütte prallte. Das Material ächzte, und in der Dachkonstruktion knackte etwas, als breche gleich alles zusammen.
Als der Topsider uns bemerkte, stieß er einen unwilligen Laut aus und blieb wortlos stehen. Der Terraner fuhr sich über die Schulter und verzog vor Schmerzen das Gesicht, schwieg jedoch ebenfalls. Einträchtig standen die beiden nebeneinander und fixierten uns mit Blicken, bis wir an ihnen vorübergegangen waren.
Selbst dann hörte ich keinen Laut von ihnen. Es drängte mich, über die Schulter zurückzusehen, doch ich unterdrückte diesen Impuls. Der Preis der Popularität , dachte ich. Wahrscheinlich hatten die beiden mich erkannt und beschlossen, dass es wichtiger war, über meinen Aufenthalt in der Schweißöde nachzudenken, als die Auseinandersetzung fortzuführen.
Wir gingen weiter, passierten Dutzende von Gestalten, ohne dass uns jemand ansprach. Einige gafften uns an, andere ignorierten uns.
In der Nähe der Gladiatorenarena hielten sich merklich weniger Personen auf. Im Lager hatten wir uns den Weg genau beschreiben lassen, um uns nicht in der verwirrenden Vielfalt der Abzweigungen und der immer gleichen Gassen zu verlieren.
Was wir zu sehen bekamen, war enttäuschend.
Vor uns lag ein etwa vier Meter breiter und mindestens doppelt so tiefer Graben. Dahinter befand sich scheinbar nichts außer dem
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