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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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    Der Empfang begann so, wie ich es erwartet hatte. Naats, die man in Fantasieuniformen gezwängt hatte, begrüßten Aizela und mich förmlich. Ein kleines Wesen mit unglaublichem Brustumfang, das die Rolle eines Zeremonienmeisters spielte, geleitete uns in die Vorhalle und kündigte uns laut dröhnend an. Wankend marschierte es auf seinen dünnen Beinen schließlich zum Eingang zurück und pumpte seinen Leib währenddessen erneut auf, um die nächste Gesellschaft in Empfang zu nehmen.
    Vielerlei Blicke richteten sich auf uns. Ich sah Argwohn und Neugierde, aber auch den einen oder anderen angewidert verzogenen Gesichtsausdruck.
    »Ah, da sind ja unsere Ehrengäste von Lepso«, begrüßte uns der dicke Debakil. Überschwänglich verbeugte er sich vor mir und meiner bezaubernswert geschminkten Begleiterin. Er schob sich zwischen uns, fasste uns vertraulich an den Armen und führte uns weiter in den riesigen Saal, dessen Decke von sinnverwirrenden, sich stetig ändernden Farbklecksen verziert war.
    »Ein bezauberndes Retro-Design, nicht wahr?«, säuselte der Zollbeamte. »Diese Farbmuster wurden einem mehr als eintausend Jahre alten Katalog entnommen. Sie erregen unter meinen Gästen mehr Aufmerksamkeit, als ich jemals zu hoffen gewagt hätte.«
    Ich musste an mich halten, um dem aufgeblasenen Gockel nicht augenblicklich die Wahrheit ins Gesicht zu schreien. Stammten diese Bilder doch aus dem Bestand jener Spiele, die große Teile des Volks in eine Phase der Dekadenz begleitet hatten. Diese dauerte mehrere hundert Jahre und besiegelte den Niedergang des Großen Imperiums.
    Ich hörte nicht weiter auf das uninteressante Geschwafel des Dicken und überließ es Aizela, passende Antworten zu finden. Es erschien mir wichtig, mir ein Bild von der Lebensweise der »besseren Leute« auf Sadik zu machen. Wir mussten wissen, wie diese Kolonialarkoniden tickten, um an unser Ziel zu gelangen.
    Es herrschte Opulenz, wohin man auch blickte. Arkonidinnen mit hochgetürmten Perücken ließen sich von Schweberobs Luft zufächeln. Auf winzigen, kaum fußgroßen Filzschwebern glitten sie durch den Raum, blieben da und dort stehen und tauschten Komplimente aus. Deren Männer hielten sich bevorzugt in der Nähe des Barbereichs auf. In Zwiegesprächen verdienten sie wohl soeben jene Geldsummen, die ihre Ehefrauen und Mätressen wenig später wieder ausgaben. Ich hatte diese Dinge schon zu oft gesehen, um mich von scheinbarer Freundlichkeit und geheucheltem Interesse an anderen Dingen als jenen, die dem Gott Mammon dienten, täuschen zu lassen.
    »Dies hier ist Ulja da Tromin«, drangen Debakils Worte plötzlich zu mir durch. »Er ist der Lieblingsneffe unseres geliebten Patriarchen, Gart da Tromin.«
    Hellwach geworden, konzentrierte ich mich auf den tapir-gesichtigen Arkoniden mit den abstehenden Ohren, deren Spitzen von einem abartig veranlagten Schönheitschirurgen mit leise klingelnden Platinschellen verbunden worden waren.
    Hinter ihm blickten zwei insektoide Söldner über die Köpfe der Gesellschaft hinweg. Trotz ihres ungewohnten Aussehens in diesem von Lemurerabkömmlingen frequentierten Saal gaben sie sich unbeteiligt und gelangweilt, als wollten sie sich am liebsten aus der Aufmerksamkeit der Anwesenden wegdenken . Wie ich anhand langjähriger Erfahrung festgestellt hatte, zeigten alle Bodyguards des bekannten Universums dieses Verhaltensmuster.
    »Ulja da Tromin hat besonderes Interesse an Eurer Ankunft gezeigt«, fuhr Debakil ehrerbietig fort. »Ich sprach von der Schönheit Eurer Begleiterin und dem zweifelsohne genauso schönen Bankkonto, das mir in Euren Unterlagen begegnete.« Er nickte kurz zum Abschied und verschwand in der Menge. Der Dicke wirkte erstaunlich flink für seine Masse.
    »Ich konnte während meiner langen Berufsjahre bereits da und dort ein gutes Geschäft machen«, sagte ich, um das Gespräch mit meinem Gegenüber sofort in die richtige Richtung zu dirigieren. Schließlich galt es, die baldige Abschiebung zu verhindern oder hinauszuzögern. »Erzabbau ist eines meiner liebsten Interessensgebiete.«
    »Ich verstehe«, murmelte der da Tromin kaum verständlich. »Wir legen normalerweise keinen großen Wert auf neue Kontakte. Wussten Sie das nicht, Patriarch? Dann haben Sie es wohl versäumt Ihre Hausaufgaben zu machen.«
    Erst jetzt sah ich die Operationsnarben und dass seine Kiefer aus implantierten Metallteilen bestanden. Er musste einem furchtbaren Unfall zum Opfer gefallen sein, der ihn den unteren

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