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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Khasurn der da Tromin tilgen und mir mein früheres Leben zurückgeben?«
    Natürlich konnte ich das nicht. Kein Wesen würde die Narben, die so tief saßen, jemals heilen können.
    »Du willst mir also sagen, dass dir längst alles egal geworden sei?«
    »So ist es.« Sie lehnte sich zurück. Ihr Hosenrock rutschte nach oben und gab den Blick auf ihre nackten, geschwollenen Unterschenkel frei.
    »Warum hast du nicht den Freitod gewählt?« Ich spürte, dass ich völlig unbefangen über derartige Dinge sprechen konnte. Es gab wohl nichts, was Ylve innerlich berühren konnte.
    »Deswegen«, antwortete sie und rieb kreisförmig über ihren Bauch.
    »Was bedeutet, dass du doch noch in der Lage bist, etwas zu empfinden.«
    »Stimmt. Ein Gefühl ist in mir geblieben.«
    Ich nickte ihr zu. Mutterinstinkte waren eine der stärksten Mächte des Universums. Nur in den seltensten Fällen wurden sie verleugnet. Ylve wollte ihr Kind zur Welt bringen. Egal, unter welchen Umständen. Dafür lebte sie weiter.
    »Es ist das Kind des da Tromin«, flüsterte sie. »Er erkor mich zu der Auserwählten, die Ärzte platzierten seine Spermien in meinem Unterleib, behandelten und umsorgten mich, wie man es mit einer Zuchtstute macht. Ich war nicht die Mutter des Kindes, sondern lediglich jenes Wesen, das es austragen durfte.« Sie setzte sich mühsam auf. Der inaktive Metallarm erschwerte ihr jede Bewegung. »Aber meine Wächter wurden nachlässig. Ich nutzte eine Gelegenheit zur Flucht und verbarg mich in den Vorstädten Meotans vor den Truppen der da Tromin. Der Vater des Kindes in meinem Bauch muss verzweifelt nach mir gesucht haben. Doch ich war vorsichtig, trug Gesichtsmasken und verbarg den Kunstarm, so gut es ging. Eine Weile lang verkaufte ich meinen Körper auf dem freien Markt. Ich verdiente ausreichend. Es gab genügend Arkoniden, deren Triebe ich mit jenen Praktiken bediente, die ich beim da Tromin gelernt hatte. Doch irgendwann konnte ich meinen wachsenden Bauch nicht mehr verbergen, und die Geschäfte gingen schlechter.«
    »Hast du dir niemals überlegt, dir das Kind nehmen zu lassen?«
    »Eine Abtreibung?« Ylve lachte glockenhell. »Niemals!«
    Die Abgründe der arkonidischen Seele taten sich vor mir auf. Dinge, die ich einfach nicht verstand, nicht verstehen wollte, beherrschten diese seltsame Frau.
    »Irgendwann erwischten dich die Kopfjäger«, brachte ich die Geschichte zu einem logischen Ende. »Du stecktest in der Klemme. Du hättest dich als die Geliebte des da Tromin zu erkennen geben müssen und wärst zurück in deinen Elfenbeinturm gebracht worden.«
    Ylve schüttelte den Kopf »Falsch geraten, Händler. Denn ich meldete mich freiwillig für die Jagd nach Krummperlen und Pikasten. Ja, das hättest du dir nicht gedacht, wie? Wahrscheinlich bin ich die Einzige im Lager, die sich in die Gewalt dieser Monstren begeben hat. Und ahnst du, warum ich es tat?«
    Es schmerzte mich zutiefst, den Gedanken auch nur zu formulieren. Aber ich ahnte, worauf sie hinauswollte. Es erschien so abartig, so krank – und in der verdrehten Art und Weise, in der sie zu denken gezwungen worden war , fast schon wieder brillant.
    »Du bist hier im Sklavenlager eines da Tromin«, setzte ich also fort. »Vielleicht gehören diese Baracken sogar jenem, den du so sehr hasst. Du willst leben, um sein Kind in die Welt zu setzen. Es soll hier sterben oder als Sklave aufwachsen.«
    »So ist es. Der Wunsch nach Rache ist alles, was mir geblieben ist.«
     
     
    »Was bedeutet Moral für dich?«, fragte ich Ylve nach einer längeren Denkpause.
    »Sie hat keinerlei Bedeutung. In meinem Leben haben Sitten und ethische Ansichten niemals existiert.« Sie summte eine Melodie, blickte in die Ferne, als wäre sie ganz weit weg.
    »Aber du akzeptierst zumindest, dass andere Lebewesen über Moral nachdenken und nach ihr zu handeln versuchen?«
    »Manche Narren tun dies sicherlich.«
    Ich ignorierte das Zeichen der Zustimmung, das der Extrasinn zu Ylves Worten gab, und redete weiter: »Ist es denn tatsächlich Narretei, wenn man sich Gedanken über seine Umwelt macht und überlegt, wie man Dinge zum Besseren verändern kann?«
    »Damit man dies tut, muss man an das ›Bessere‹ auch glauben können.«
    »Sieh dich um, Ylve.« Ich deutete auf die Frauen und Männer, die erschöpft auf ihren Pritschen lagen. »Sie alle klammern sich an die Hoffnung, dieses Gefangenenlager zu überstehen. Sie wollen – im Gegensatz zu dir – überleben und eine neue Chance

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