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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Wächter machten sich einen Spaß daraus, jene zu bestrafen, die nicht schnell genug reagierten oder lernten. Sie entzogen dann den Schutzanzügen ihrer Opfer auf unbestimmte Zeit jegliche Energie. Die Bewegungsmotoren froren ein, die Sauerstoffzufuhr blieb aus, alle Lichter erloschen. Wenn man Glück hatte, blieb man wie angewurzelt auf dem Meeresgrund stehen. Wurde man jedoch von einem der hier so überfallartig auftretenden Strömungsgefälle erfasst, trieb man weiter hinab in die Dunkelheit und landete irgendwo zwischen rasiermesserscharfen Korallenbänken oder zwischen gewaltigen Quallenschwärmen.
    »Hilfe! Ich werde …«
    Es knackte in der Verbindung; fürchterliche Geräusche, die wir heute bereits mehrmals gehört hatten, ertönten. Ein Schutzanzug riss, Wasser drang ein, der in dieser Tiefe herrschende Druck zermalmte den Benutzer.
    Längere Zeit schwiegen alle. Kein Scheinwerfer bewegte sich.
    »Bleibt gefälligst in den Gruppeneinteilungen beisammen!«, schrie ich schließlich in mein Mikrofon. »Warnt euch gegenseitig vor den Gefahren, gebt euch Rückendeckung.« Ich musste sie wegreißen von all den Gedanken an den Tod, die sie nur noch mehr verunsichern würden.
    Ich landete im Sand, versank augenblicklich mehrere Zentimeter tief. Der Schwerkraftgenerator zeigte wieder einmal eine Störung an. Mit mehr als fünf Gravos drückte mich die Anzugpositronik in den Schlick.
    »Macht mit euren Übungen weiter, ihr Bastarde!«, tönte die verhasste Stimme Ezios über Funk. »Schon morgen beginnt der Ernst des Lebens. Bis dahin muss jeder Handgriff sitzen. Nehmt die Lanzen zur Hand, stecht mit ihnen auf die Dummys ein, deren Positionen euch die Positroniken angeben. Mindestens fünf von euch Kretins sind notwendig, um eine Haya so weit zu verwirren, dass sie ihren Magen öffnet und ihr den Wächterfisch aus dem Algendschungel herauslocken könnt …«
    Endlich sprach mein Anzug wieder an. Mühselig stapfte ich auf die nächstgelegene Gruppe zu. Mit schwerfälligen Bewegungen umrundeten meine Leidensgenossen soeben ein Unterwassergestrüpp, das angeblich einer Haya ähnelte. Ratlos stocherten sie mit langen, biegsamen Fühlern zwischen den Blättern umher, versuchten, gewisse Messpunkte, die von unseren Ausbildern vorgegeben wurden, zu treffen.
    Ich hielt mich mit meinen Kommentaren von nun an vornehm zurück und beschränkte mich auf versteckte Gesten. Ezio hatte mich ohnehin auf seiner Abschussliste. Er schien nicht besonders erfreut darüber gewesen zu sein, dass ich seine gestrige Züchtigung so gut überstanden hatte.
    Ein Marschbot stapfte an uns vorbei. In ihm saß ein Zweierteam, das als Kundschafter und zu unserer Unterstützung diente. An der Vorderseite des kugelförmigen Körpers stachen zwei Lanzen hervor, die die Hayas lähmen sollten. Die Marschbots mochten robuster und sicherer wirken; aber wenn sie einmal von Algententakeln umschlungen und ins Gestrüpp einer Haya gezogen wurden, standen die Chancen der Besatzungsmitglieder weitaus schlechter. Ohne unsere Hilfe würden sie sich niemals mehr befreien können. Das stark ätzende Kontaktgift der Wasserpflanze fraß sich selbst durch den gehärteten Stahl dieser Robotkörper.
    Ich hatte mich gefragt, warum man uns während der Arbeit das Tragen von Schutzschirmen verweigerte. Bis ich geflüstert bekam, dass sowohl die Haya als auch der Pikast äußerst empfindlich auf jegliche Form der Energiezufuhr reagierten. Die Krummperlen verloren ihren Glanz und wurden schrumpelig, die Lungenhaut der Pikaste starb ab. Beide Produkte waren nach einer derartigen Behandlung nichts mehr wert.
    Im Marschbot saß Ylve. Die Schwangere. Sie mühte sich redlich ab, mit ihrer einen Hand die Bewegungsmechanismen des metallenen Ungetüms zu steuern, während ihr Partner verzweifelt mit den beiden Lanzen umherruderte.
    Ylve arbeitete ruhig und zeigte deutlich mehr Geschick als ihr Partner. Kurz blickte sie aus ihrer seitlichen Glaskuppel.
    Erkannte sie mich?
    Möglich. Sie schien kurz zu nicken, um sich dann wieder in die konzentrierte Betrachtung ihrer Hebel, Knöpfe und des Touch-Pads zu vertiefen.
    Der Marschbot hinterließ tiefe Abdrücke im Sand, während er parallel zum Abhang entlangschwankte. Ich bedeutete einem Mitglied meiner Gruppe, seinen Fühler ein wenig auszufahren und während der Annäherung an die künstliche Haya möglichst ruhig zu bleiben.
    Ein weiterer Hilferuf erscholl, um genauso schnell wie der vorherige abzubrechen. Ich biss die Zähne zusammen

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