Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
auch an mir versuchen?«
    Ich reckte meinen Körper, legte die bucklige »Eli-Pattri-Haltung« ab, die ich bislang gepflegt hatte, und reckte das Kinn energisch vor.
    Sie starrte mich an; erschreckt und verwirrt.
    »Wenn ich nicht wüsste, dass …« Sie streckte zögernd die Linke aus, tastete suchend über mein zerrissenes Hemd.
    »Ein Zellaktivator lässt sich gut verbergen, wenn man es will«, sagte ich leise.
    Ylve zog die Hand so rasch zurück, als geriete sie in Gefahr, von einer giftigen Schlange gebissen zu werden. Ich hatte es tatsächlich geschafft, sie zu überraschen.

 
Kapitel 16
     
    Jonstar lebte lange. Die Tyarez-Haut schenkte ihm Jahrhunderte. Er sah Nada, ihre Kinder und deren Kindeskinder sterben. Er fand Weisheit und verlor den Respekt vor dem Leben. Er gewann ihn zurück und begann, sein Nichtsterbenkönnen zu hassen. Alle Gefühle nutzten sich ab, besaßen schließlich nur noch einen Abklatsch früherer Intensität.
    Die Tyarez-Haut umschloss ihn fest, ließ sich niemals mehr ablösen. Sie lernte von ihm, er lernte von ihr. Sie durchpumpte ihn mit dieser grässlichen Kraft, die niemals mehr enden wollte.
    Das Volk zollte ihm jeden Respekt, den er sich nur wünschte, und er verachtete es dafür. Denn eigentlich wollte er nichts anderes, als dazuzugehören.
    »Wie alt willst du werden?«, fragte ihn ein kleiner Junge mit leuchtenden Augen, der ihm auf der Straße begegnete. Nur die Kinder wagten es noch, mit ihm zu reden. Alle anderen wichen ihm aus. Ehrfürchtig verneigten sie sich vor ihm, blickten stets zu Boden und sprachen, wenn überhaupt, nur noch in der dritten Person von und mit ihm.
    »Ich wollte, ich wäre längst gestorben«, antwortete Jonstar mit Mund, Stimmbändern, Gaumen und Resonanzkörper, die alle von der Haut des Tyarez überzogen waren. »Die Ewigkeit ist es nicht wert, sie abzuwarten.«
    »Du sagst aber seltsame Sachen. Wird man seltsam, wenn man so alt ist wie du?«
    »Ich sehe die Dinge anders.« Jonstar seufzte tief. »Es macht keinen Spaß, alleine so alt zu werden.«
    »Warum gehst du dann nicht zu der Anderen?«
    »Zur Anderen ?« Jonstar blieb abrupt stehen. »Wen meinst du damit?«
    »Wusstest du das nicht?« Der Junge pfiff eine kleine Melodie, während er vergnügt davonhüpfte. »Eine Frau ist in der Nähe des Ewigen Sees aufgetaucht, die wie du eine Haut trägt.«

 
Kapitel 17
     
    »Es läuft besser, als ich dachte«, sagte Ohm Santarin.
    »Lass dich nicht täuschen.« Aizela räkelte sich auf der schmalen Couch ihres Privatbereiches. Sie bot selbst in dem plumpen Anzug ein Bild der Verlockung dar. »Das Anfangsmoment eines so großen Vorhabens wie das einer Revolution ist meist sehr stark, wenn die Unzufriedenheit groß ist. Das Geheimnis des Erfolgs liegt allerdings darin, das Volk so weit zu motivieren, dass es wirklich bereit ist, für eine Veränderung alles zu geben.«
    »Du redest so, als hättest du dich dein Leben lang auf diese Tage vorbereitet.« Aizela und er duzten sich seit mehreren Tagen. Auch wenn der Standesunterschied zwischen der Adligen und dem einfachen Agenten groß blieb, so schaffte das gemeinsame Vorhaben doch enge Vertrautheit.
    »Vater und alle, die jemals dem Khasurn vorstanden, sorgten dafür, dass die schandhaften Taten der da Tromin niemals in Vergessenheit gerieten. Wir wurden taktisch geschult und darauf konditioniert, den Umsturz auf Sadik mit allen Mitteln herbeizuführen.«
    »Aber Geld und Einfluss haben nie gereicht?«
    »So ist es.« Sie stand auf und drehte sich von ihm weg, als schämte sie sich.
    Nun – auch ihre Kehrseite bot einen netten Anblick.
    Ohm aktivierte den Bildschirm und betrachtete die Liste ihrer Agenten. Das Heer der Informationszubringer wurde immer größer – und damit auch die Gefahr, entdeckt zu werden. Sicherlich wusste man im Haus der da Tromin bereits, dass Unheil auf sie zukam. Die Kunst bestand darin, den Feind über die wahre Stärke der Revolutionsbewegung im Ungewissen zu lassen. Was bedeutete, dass außer Erikon und ihnen beiden niemand in alle Pläne eingeweiht werden durfte.
    Und dann war da natürlich noch Cymbal …
    Er war der große Unsicherheitsfaktor. Am liebsten hätte Ohm den fetten Mann, der eigentlich seine Mutter war, augenblicklich liquidiert. Irgendetwas hielt ihn allerdings davon ab. Auf eine perverse Art und Weise bereitete ihm das Spiel mit der Gefahr Freude. Würde Cymbal neuerlich zum Verräter werden? Würde er ihm dann endlich einen Grund geben, ihn zu

Weitere Kostenlose Bücher