Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit
Rudyn wurden von diesem Moment an von den angeworbenen Administralen und Technikern blockiert. Davon waren die meisten militärischen und speziellen Transmitter wie der des Rednerpultes allerdings nicht betroffen.
»Es beginnt«, sagte ich und gab dem USO-Spezialisten ein Zeichen. Shaef’al ben Rudir aktivierte den Sender. Ti Sun stand nervös neben ihrem Vater, der den Transportvorgang überwachte.
Etwas schob sich seitlich aus dem Plasmakörper des Botschafters. Es sah so aus, als bekäme Tingguely an seiner rechten Körperseite zwei zusätzliche Arme. Die als Heizelemente getarnten Transmitter-Komponenten schwebten zu Boden und fügten sich dabei zu einem U-förmigen Gebilde zusammen, dessen offene Seite nach oben wies.
Shaef’al ben Rudir formte mit den Fingern einen Kreis.
Die Strukturlücke stand. Das Grünsignal kam.
Wir aktivierten die Schutzmechanismen der Anzüge und liefen eine halbe Sekunde später durch den Torbogen.
Maximal eine Minute. Zwanzig Atemzüge.
Das Überraschungsmoment war auf unserer Seite.
Die programmierten Mikropositroniken der Anzüge katapultierten uns mit Hilfe der Gravopaks an zwei vordefinierte Punkte innerhalb der 60-Meter-Schirmglocke, in deren Zentrum Nastase an seinem Rednerpult stand.
Die beiden Freikorps-Wachen, zweifellos reaktionsschnelle Überlebensspezialisten, nahmen unsere Anwesenheit für den Bruchteil einer Sekunde zu spät wahr.
Die Zielautomatiken unserer Paralysatoren behielten die beiden Schwerbewaffneten im Fadenkreuz, während uns die Gravopaks seitlich in die Höhe rissen.
Die lähmenden Strahlen kamen fast in voller Stärke durch, ehe die Anzugschirmfelder der FBA-Männer vollständig hochfuhren. Der Freikorps-Mann, auf den ich die Waffe gerichtet hielt, drehte eine Pirouette und brach dort, wo er stand, zusammen.
Neife hatte weniger Glück; ihr Zielobjekt schaffte es, erst einen und dann noch einen Volltreffer zu landen, die beide von ihrem wild auflodernden Schirm absorbiert wurden, ehe sein Körper auf die empfangenen Paralysestrahlen reagierte. Er kippte vornüber. Seine Waffe polterte zu Boden. Der rote Teppich fing sofort Feuer, als er mit dem aktivierten Hochenergie-Feld in Berührung kam.
Die geladenen Gäste der Ehrentribüne realisierten erst jetzt, was geschah. Schreiend sprangen die meisten Diplomaten auf, nicht sicher, wem der Angriff eigentlich galt. Tingguely war längst in dem inzwischen umgepolten Transmitter verschwunden. Niemand schien es zu bemerken. Schwarze Rauchschwaden stiegen von den um sich greifenden Flammen auf.
Ich flog die ebenfalls vorprogrammierte, steile Parabelkurve und tat damit so, als wolle ich Neife zu Hilfe kommen. Dabei schoss ich in hohem Bogen über Nastases Kopf hinweg. Die Mikropositronik übernahm die Steuerung der staubgroßen Markierungssonde und meldete ihre erfolgreiche Platzierung an Nastases Metallgespinst mit einem akustischen Signal.
Sofort warf ich mich herum. Ich wechselte den Modus des Kombistrahlers, sah die Zielbestätigung und die Energie-Barrierenanzeige im Display der Helminnenseite und eröffnete das Feuer auf das Rednerpult.
Wie erwartet hatte Nastase inzwischen einen Individualschirm aktiviert. Die Energiestrahlen flossen wirkungslos an der blauleuchtenden Sphäre ab. Ich feuerte mit reduzierter Leistung. Die Schüsse konnten und sollten Nastases IV-Schirm nicht durchschlagen.
Noch dreißig Sekunden! , mahnte der Extrasinn.
Würde sich Nastase eigenhändig zur Wehr setzen? Oder würde er den Fluchttransmitter benutzen? Die Taktikauswertung, in die alle seine uns bekannten psychologischen Verhaltensmuster mit eingeflossen waren, hatte für die zweite Alternative eine Wahrscheinlichkeit von 93 Prozent errechnet.
Schließlich wusste er nicht, welche Möglichkeiten uns zur Verfügung standen. Und was unser eigentlicher Missionszweck war.
Neife griff von der anderen Seite an. Auch sie gab Dauerfeuer. Das Plastmaterial des Pultes zerfloss zu rußenden Fladen. Nastase war nun in den auf ihn hereinbrechenden Energiefluten nicht mehr zu erkennen, er bildete das Zentrum einer wabernden, knallenden Entladungsblase, deren lautes Knistern das Schreien der Ehrengäste übertönte.
Als die äußeren Schirmglocken fielen, sah ich unsere Chancen schwinden. Alarmsignale gellten über den Platz der Großen Einheit. Kampfpanzer stiegen auf. Robots näherten sich rasend schnell. Allein die von ihren Sitzen drängenden und nach allen Seiten rennenden Diplomaten verhinderten, dass die Kampfmaschinen
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