Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit
Trägerfolie erhalten, die in Form eines Hautpflasters überall am Körper getragen werden konnte. Der Datentransfer erfolgte über die Leitfähigkeit der Epidermis.
Derius loggte sich im Hearas-Netz ein. Ein handgroßes Holofeld baute sich etwa dreißig Zentimeter vor seinem Gesicht auf. Seine erste Anfrage erbrachte, dass es allein in Genzez fünfundsechzig Sarent’s-Filialen gab; zweihundertachtundneunzig waren es auf Rudyn insgesamt.
Suche nach gehäuften Erkrankungen von Magenschleimhaut und Galle , riet Cary.
Derius ließ die neue Frage kursieren.
Irgendjemand im Netz namens Abort’s Flame hatte Zugriff auf die statistischen Daten der Urdhana und scheute sich nicht, sie der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Ein Abgleich der Adressen derart erkrankter Patienten mit den Standorten von Sarent’s ergab bei einem angenommenen Einzugsradius von vier Kilometern eine Häufung gegenüber dem statistischen Mittel um 23 Prozent.
Das ist signifikant , kommentierte Cary. Die Stimme des künstlichen Extrasinns klang zufrieden.
»Was jetzt?«
Die Neuropeptide weisen eine gewisse Ähnlichkeit mit bestimmten illegalen Ara-Drogen auf.
»Woher weißt du das denn?«, fragte Derius verblüfft.
Vitali hat mich während der Testphasen zu Auswertungs- und Vergleichszwecken mit einigen medizinischen Standardbibliotheken ausgestattet. Die suchterzeugenden Peptidketten könnten diesen Quellen zufolge von Aralon stammen. Damit erheben sich zwei Fragen. Erstens: Gibt es eine Verbindung zwischen den Sarent’s-Filialen und Aralon? Zweitens: Wem gehört das Unternehmen überhaupt?
Derius gab die zweite Frage zuerst ins Netz. Er wurde unmittelbar weiterverlinkt und erhielt Zugriff auf eine Datei eines Rudyners, der sich selbst als einen merkantilen Historiker bezeichnete. Hier waren alle Unternehmen, die jemals auf Rudyn Fuß gefasst hatten, chronologisch aufgeführt. Ganz am Ende, mit der Jahreskennung von 3097, fand Derius unter dem Stichwort Sarent’s als Eigentümer die Firma Sarbur Inc. genannt. Mit Geschäftssitz auf Rudyn, Genzez, Edbarsk.
Sarbur Inc. hielt laut den Angaben einhundert Prozent der Anteile an Sarent’s und an Sarbur Pharmaceuticals.
Als Geschäftszweige von Sarbur Inc. waren der Vertrieb von Fleischerzeugnissen und der Handel mit Medikamenten angegeben.
Die Firmenleitung lag in den Händen einer Frau namens Leonida Mariah Treskowa. Die Eigentumsverhältnisse an Sarbur Inc. gestalteten sich im Verhältnis 80 zu 20. Achtzig Prozent der Anteile gehörten Leonida Mariah Treskowa selbst, die restlichen zwanzig einer außerplanetarischen Investorengruppe.
»Hilft uns das weiter?« Derius staunte in diesem Moment über sich selbst, wie schnell er sich an die Gegenwart der raunenden Stimme in seinem Ohr gewöhnen konnte.
Vielleicht. Mit welchen Medikamenten handelt Sarbur Pharma?
Derius schaltete das Hearas aus und aktivierte dafür sein Multikom-Armband. Über seinem linken Unterarm baute sich gleichfalls ein Holofeld auf, das ihn mit dem staatlichen Kom-Netz verband. Eine Suchabfrage nach Produkten der Firma Sarbur Pharmaceuticals nannte nur einen Namen: Genuin. Dabei handelte es sich nach Herstellerangabe um ein Biodrone , ein auf molekularer Ebene programmiertes und damit semiintelligentes Medikament gegen Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich, die vornehmlich auf Veränderungen im Erbgut basierten.
Derius versetzte das Armband in den Passiv-Modus.
Lass mich raten , umfloss Carys samtene Stimme sein Innenohr. Es wird zur Therapie eben jener Patienten eingesetzt, die zufällig zu häufig zufriedene Kunden bei Sarent’s sind.
Derius aktivierte sein Hearas erneut und loggte sich in dieselbe Urdhana-Datei wie vorhin ein. Leider kam er bei Abort’s Flame nicht weiter. Aber ein mithörender Hearas-User kannte einen, der jemanden kannte, der bei der Materialwirtschaft des Großklinikums arbeitete. Wenig später lag die Bestätigung vor: Seit 3098 lieferte Sarbur Pharmaceuticals bedeutende Mengen an Genuin in die Klinik.
»Mit anderen Worten«, fasste Derius kopfschüttelnd ihre Recherche zusammen, »Sarbur Inc. verursacht über die Burger von Sarent’s eben genau die Gen-Destabilisierungen, die Sarbur Pharmaceuticals mit Hilfe des Biodrones Genuin zu bekämpfen weiß.«
Exakt, mein Lieber , schnurrte Cary. Und der Clou daran ist: Die Neuropeptide, die den suchtähnlichen Heißhunger auf Sarent-Burger auslösen, bleiben unangefochten wirksam. Du wirst also nicht nur Stammkunde im Burgershop, sondern
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