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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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stärksten auf ein derart verlockendes Timbre.
    Warnung! , säuselte die Stimme weiter. Der Betreiber arbeitet mit einer Wahrscheinlichkeit von über 84 Prozent mit unerlaubten Aromaausschüttern! Die Menge des gebratenen Fleisches steht im krassen Missverhältnis zur Stärkte des wahrnehmbaren Duftes. Ich vermute versteckte Aromaspender im Umkreis von zweihundert Metern. Nach dem Unionseinzelhandelsgesetz ist dies illegal. Zuwiderhandlungen werden mit …
    »Danke, Cary«, murmelte Derius. »Ich habe verstanden.«
    Die Stimme schwieg. Natürlich war es Vitali gewesen, der dem weiblichen Extrasinn den Eigennamen Cary gegeben hatte.
    Sarent’s Burger wurde von einem blauuniformierten Gastroarbeiter betrieben; ihm standen vier Robotköche und vier Servierbots zur Seite. Die Gruppe der Administralen war schnell bedient, und Derius kam an die Reihe.
    Er suchte sich einen doppelt belegten Gnu-Burger aus, zahlte mit seinem Kreditchip und ging hinüber zu einer Bank, um die schnelle Mahlzeit im Schatten einer Arkonyalinde zu verspeisen. Der erste Bissen war wie immer der höchste Genuss. Er kaute mit Vergnügen, schluckte und nahm einen Schluck von der violett schimmernden Rudyncola.
    Du solltest das lieber nicht essen , raunte die weibliche Stimme.
    »Warum nicht?«, sagte Derius leicht schmatzend. »Wegen des illegalen Duftmarketings?«
    Das wäre ein Punkt. Ein zweiter ist die Zusammensetzung. Nach meiner Analyse enthält dein Gnu-Burger exakt 0,0 Prozent Gnufleisch. Dafür geben mir gewisse Regelmäßigkeiten in der Faserstruktur Grund zu der Annahme, dass es sich zur Hälfte um minderwertigstes Syntho-Fleisch handelt; der Rest sind mit Dopamin versetzte Pseudofette, die dir ein Wohlgefühl vermitteln, mit Spuren von moleküldesignten Gen-Destabilisiatoren, die als Geschmacksverstärker getarnt sind, und langwirkende Neurosuchtpeptide, die dir in spätestens drei Tagen den inniglichen Wunsch suggerieren, wieder einen Gnu-Burger essen zu wollen. Der Nährwert ist kaum der Rede wert; dafür schädigt die Zusammenstellung der einzelnen Komponenten direkt die Magenschleimhaut und deine Galle.
    »Aber es schmeckt doch fantastisch«, meinte Derius und hielt sich den angebissenen Gnu-Burger zweifelnd vor das Gesicht.
    Eine Schar Kinder lief lärmend auf den Fast-Food-Stand zu, begleitet von einer blauuniformierten Betreuerin und einer Robot-Nanny. Geschrei und Gerangel, wer zuerst bestellen durfte, drang über die Hecke.
    Das ist doch der Trick an der Sache , flüsterte Cary. Übrigens: Nicht mal das Salatblatt und die Dorolemgurke sind echt. Bei beiden handelt es sich um genumstrukturiertes Galympgras. Kostengünstig und – ungesund.
    »Gras?« Derius klappte den Burger auf, sah in das mehrschichtige Innere und schüttelte sich. Galympgras wuchs fast überall auf Rudyn.
    »Die Soße?«
    Enthält hochkonzentrierten Trilpiktgelee.
    Also auch noch ein Euphorisiakum. Zur Zeit war Trilpiktgelee bei Rudyns Kaffeetrinkern in Mode. So machte er nicht nur munter, sondern auch glücklich.
    »Und das Brötchen?«
    Du willst es nicht wissen , antwortete der künstliche Extrasinn.
    Derius warf den Rest seiner Mahlzeit in einen öffentlichen Konverter. Und einen bösen Blick in Richtung des hinter einer Hecke aufragenden Burger-Standes mit dem rotgelben S, das sich auf dem Dach drehte.
    »Was meinst du – soll ich den Betreiber anzeigen?«, fragte er leise.
    Würde das etwas bringen, wenn es mehrere, vielleicht sogar viele dieser Stände gibt?
    »Das ist ein Argument«, murmelte Derius. »Und es lässt sich nachprüfen.«
    Wie nahezu jeder Rudyner besaß auch Derius Manitzke ein Hearas . Das waren kleine, preiswerte Geräte, die man seit ungefähr zwei Jahren überall kaufen und sich ans Ohr klemmen konnte. Sie eröffneten dem Träger den Zugang zum Hearas-Netz, einer nichtstaatlichen, Rudyn umspannenden Community von Usern, die jede gewünschte Information lieferten, sofern sie in irgend einer Weise zugänglich war. Die Geräte waren Wegwerfprodukte; emsiger Gebrauch erschöpfte die Energiereserven schon nach etwa drei Tagen. Am vierten Tag zersetzten sich die vorwiegend aus organischen Materialien bestehenden Bauteile. Die Hardware zerschmolz zu einem Brei aus Zucker und Eiweißen und Mineraliengrieß. Die verwendeten Komponenten waren somit hundertprozentig abbaubar und ungiftig. Die Software mit Kennworten, Dialog- und Zerhacker-Programmen, Einlogg-Routinen und die gespeicherten Informationen blieben auf einer transparenten

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