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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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Mit nur noch knapp 250 Stundenkilometern flogen wir unterhalb der Gipfel an den Steilwänden entlang. Gympmost lag, den Koordinaten der Positronik zufolge, in östlicher Richtung etwa vierzig Kilometer entfernt voraus. Deutlich – in der Kontureinblendung der Frontscheibe – schob sich der Bergvorsprung aus der Flanke des Gebirges heraus. Vereinzelte weiße Flächen reflektierten das Licht unserer Landescheinwerfer: Schneefelder, die sich in tiefen Einschnitten gesammelt hatten; Ausläufer eines Gletschers; dann wieder nur hellaufleuchtendes Gestein, karg und vegetationslos; ein gefrorener See.
    Ich sah in der positronisch aufbereiteten und ins Fenster gespiegelten Tagdarstellung weder gebahnte Wege noch andere Spuren menschlicher Besiedelung, keinen Feuerschein, keine Hausdächer, nichts. Nur unberührtes, felsiges, karstiges Gebirge, tiefe Schluchten, in denen Wasserläufe mäanderten, mit Geröll gefüllte Canons, ganz selten spärlich wachsendes Gras. Dafür wucherte, selbst an den unmöglichsten Stellen, ein strunkiges Kraut; es schien sogar an senkrechten Wänden Halt zu finden und bedeckte weite Flächen mit einer Mischung aus bräunlichem Grün und violetten Tönen. Die Baumgrenze lag in diesen Breiten bei 3000 Metern; die Siedlung Gympmost, auf derselben Höhe gelegen, befand sich also im äußersten Bereich, an dem Menschen leben konnten, die auf Feuerholz angewiesen waren.
    »Wo willst du landen?«
    »Nicht direkt auf dem Dorfplatz«, beantwortete ich Triliths Frage. »Wir wissen nicht, ob wir willkommen sind.«
    Auch wenn ich annahm, dass einzelne Funkgeräte in Gympmost vorhanden und betriebsbereit waren, so hütete ich mich, die Funkanlage des Schwebers zu benutzen, um unsere Ankunft zu melden und um Landeerlaubnis zu bitten. Mit Sicherheit würden alle Frequenzen durch die rudynischen Sicherheitsorgane abgehört werden. Wir hätten ebenso gut gleich eine Grußbotschaft nach Genzez senden können.
    Zehn Minuten später schaltete ich die beidseitigen Booster ab. Das Getöse erstarb. Die plötzliche Stille klang als Klirren in den Ohren fort, zu dem sich das jähe Aufwimmern des Antigravs gesellte. Ich reduzierte die Geschwindigkeit, bis wir, leicht im Hangwind schwankend, auf der Stelle schwebten. Ich drehte den Paragleiter einmal um sich selbst. Deutlich sahen wir den gewaltigen Felsvorsprung, der wie der Bug eines Seeschiffes nach Süden ragte und sich in vagen Tiefen verlor. Das Plateau, ein dreieckiger Platz mit einer Kantenlänge von vielleicht zweihundert Metern, war mit teils buckligen, teils spitzen Gesteinsblöcken übersät. Auch hier sah ich keine Häuser im eigentlichen Sinn, dafür an den Felsen haftende, kugel- oder tropfenähnliche Gebilde aus einem mir unbekannten, an Leder erinnernden Material.
    Unterhalb dieser Siedlung, wenn es denn das Dorf war, das ich erblickte, schmälerte sich, ebenfalls wie bei einem Schiffssteven, der Fels. Beide Seiten strebten y-förmig aufeinander zu und fielen dann, scharfkantig wie der Rücken eines in den Planetengrund gerammten Dolches, mehr als einen Kilometer lotrecht ab, ehe das schrundige Gestein in den gekrümmten Bergausläufer überging, der aussah, als ob ein Riese unter dem Gebirge schlafe und seine zur Faust geballte Hand unter der Bettdecke hervorstreckte, um mit dem Zeigefinger auf die mehr als 800 Kilometer entfernte Hauptstadt Genzez zu deuten.
    Nur mit dem Antigrav landete ich den U-Schweber außerhalb des Dreiecks dicht an der Bergflanke – auf einem freien Schneefeld unweit dessen, was, den Koordinaten nach, Gympmost sein musste.
    Der Ortszeit nach war es wenige Minuten nach Mitternacht.
    Auf Terra und den anderen, nach Standardzeit rechnenden Welten schrieb man den 15. September, 22:33.
    Ponter Nastases erster Tag als potenziell Unsterblicher neigte sich dem Ende entgegen.
    Und ich hatte nicht die leiseste Ahnung davon, ob Lemy Danger überhaupt noch lebte.
    Das leicht abschüssige Schneefeld befand sich unterhalb einer überhängenden Steilwand. Es handelte sich keineswegs um frisch gefallenen Schnee, sondern um die Reste des in dieser Höhe noch nicht allzu lang zurückliegenden Winters. Wind pfiff uns um die Köpfe, als wir die Türen des Schwebers öffneten. Der harsche Schnee knirschte unter unseren Schuhen, als Trilith und ich nacheinander zuerst Oderich Musek und dann Neife Varidis dicht an die Felswand heranführten oder, in Neifes Fall, trugen.
    Unmittelbar an der Wand entdeckten wir einen häufig begangenen Trampelpfad, der

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