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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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höchstwahrscheinlich rechter Hand vom Dorf herführte und sich nach links längs der Felsen in die Höhen zog. Er war kaum einen halben Meter breit, dafür frei von Geröll. Obwohl der Wind hier weit weniger Angriffsfläche als auf dem offenen Schneefeld fand, wirbelte Oderichs Securfoliendecke um seine Schultern. Er hatte Mühe, sie einigermaßen festzuhalten. Wir ließen die beiden Verletzten auf dem Weg und im Schutz der überhängenden Wand zurück und machten uns daran, unser spärliches Gepäck aus dem Schweber zu holen. Der Paragleiter ruhte immer noch auf seinem Prallfeldkissen, die Innenbeleuchtung war eingeschaltet, die Landescheinwerfer tauchten die Strecke bis zur Felswand, vielleicht zwölf, fünfzehn Meter weit, in gleißendes Licht. Durch die harschige Oberfläche brachen unsere Bordstiefel, die zur ZGU-Uniform gehörten, immer wieder in weichere Schneelöcher ein und erschwerten das Stapfen.
    Der Wind fiel in schneidenden Böen vom Berg herab. Die Verletzten bedurften der Ruhe und vor allem der Wärme; wir mussten sehen, dass wir so schnell wie möglich Gympmost erreichten und dort Aufnahme fanden.
    »Das auch?«, unterbrach Trilith meinen Gedankengang. Sie deutete auf die kleine Nadlertasche, die Neife Varidis gehörte und die sie normalerweise unter ihrem Kleid am linken Oberschenkel trug. Als wir ihr die Iso-Kombination angezogen hatten, war die Tasche im Weg gewesen; jetzt lag das Holster mit der Waffe darin auf dem Beifahrersitz.
    Trilith trug das Energiegewehr, das sie einem Soldaten abgenommen hatte, geschultert. Sie griff sich auf mein Nicken hin auch den Nadler, schnappte sich das Paket mit Konzentratriegeln, das uns Patty überlassen hatte, hängte sich die zwei Feldlampen an den Gürtel, die zur Ausrüstung des Gleiters gehörten, und marschierte zum Trampelpfad zurück.
    Ich desaktivierte das Prallfeldkissen. Der U-Schweber sackte in den Schnee. Nacheinander löschte ich die Scheinwerfer und schaltete alle Kontrollen offline. Damit war der Paragleiter energetisch wieder vollständig tot. Das Schneefeld schimmerte nun grau; alles andere erstarb zu undurchdringlichem Schwarz.
    Ich kletterte aus dem Sitz und schloss die Tür. Der Kodegeber verriegelte das Gefährt. Der Schweber hatte uns wohlbehalten zur Planetenoberfläche gebracht. Ich würde zusehen, dass die Frachterpilotin ihn zurückerhielt. Ich drehte mich um, sah in den wolkenverhangenen Himmel hinauf. Einmal mehr dankte ich im Stillen Patty Ochomsova, weil sie uns aus einer großen Verlegenheit herausgeholfen hatte. Die USO würde sich ihr gegenüber erkenntlich zeigen. In einer sentimentalen Anwandlung klopfte ich auf den Schweber.
    Das schneidend-scharfe Impulsbündel des Extrasinns bohrte sich in mein Bewusstsein, noch während ich das Gleichgewicht verlor.
    Narr! Das Schneebrett! Es löst sich! Flieh! JETZT!
    Die Warnung kam zu spät. Es war, als ob jemand mir einen Teppich unter den Füßen wegzöge. Ich schwankte und sah Trilith vor mir wanken. Sie fiel mit dem Gesicht in den plötzlich welligen Schnee. Schneestaub wirbelte auf und begrub die wild mit den Armen rudernde Frau. Ein Schaben und Scharren … das gesamte Schneefeld setzte sich mit allem, was sich darauf befand, knackend und brechend in Bewegung.
    Der geparkte Schweber, Trilith, ich – wir rutschten erbarmungslos in Richtung der Bergkante, wurden von den Schneemassen unweigerlich immer näher an den Rand des Felsabrisses geschoben. Von dort, wo ich neben dem Paragleiter gestanden hatte, bis zu dem Punkt, von dem aus es nur noch in bodenlose Tiefen hinunterging, waren es vielleicht zwanzig Meter gewesen. Jetzt nur noch zehn Meter, acht, sechs …
    Trilith rang wesentlich näher am schneefreien und festen Weg um ihr Überleben. Ihr Kopf tauchte aus den Schneemassen auf. Mit einem gewaltigen Hechtsprung schnellte sich die Kämpferin aus dem brodelndem Weiß, erreichte sicheren Grund und warf sich herum. Unsere Blicke trafen sich. Ungläubig starrte sie mich kurz an. Dann schob sich der Paragleiter zwischen uns. Ich warf einen Blick über die Schulter. Deutlich sah ich den Schnee an der rasend schnell näherkommenden Kante abbrechen. In großen Brocken sackte der zusammengepresste Schnee in die Tiefe. An der Kante entstand ein glitzerndes Wallen. Ich stemmte die Füße so tief wie möglich in das unaufhaltsam talwärts gleitende, jede Haftung verloren habende Gemisch aus Eis und wildwabernden Kristallen, suchte irgendwie festen Grund oder auch nur einen noch so

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