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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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Kampfkünste des Wushu der Shaolin, die Übungen des Qigong … sie alle gingen, wie auch sämtliche Formen des arkonidischen Dagor, auf die eine Grundwahrheit zurück: Finde und wahre die Harmonie von Körper und Geist.
    Am Ende seiner Untersuchung tastete er Neifes Puls, doch zu meiner Verwunderung spürte er dem Herzschlag mit jedem seiner Finger einzeln nach, als fühle er mit dem Zeigefinger etwas anderes als mit dem Ringfinger. So nahm er Neife achtmal den Puls, nur seine Daumen setzte er nicht ein.
    Endlich richtete er sich auf »Das Gift sitzt tief«, sagte er. »Die Säure ist ins Blut gewandert. Wir müssen ihre Eigenschwingung anheben. Kräutersalben und Tinkturen helfen hier nur oberflächlich. – Was meinst du, Ti Sun: Raga Pranayama ?«
    Ti Sun nickte. Wieder holte sie ihre Flöte hervor. Kan Yu griff in seine Umhängetasche und tat es ihr nach.
    Beide Santuasi schlossen die Augen, konzentrierten sich. Wie auf ein Kommando holten beide zugleich Luft – und begannen zu spielen.
    Hatte mich das vorherige Lied schon so berührt, dass mir das salzige Sekret, mit dem Arkoniden auf starke Erregung reagierten, aus den Augenwinkeln getreten war, so nahmen mir die nun erklingenden Töne schlicht den Atem. Etwas wie silbernes Licht erfüllte den Kaibun. Jede Note schien wie eine Schneeflocke im Raum zu tanzen. Wenn es denn Schönheit gab, die sich in Tönen manifestieren konnte, dann wurde ich in jener Nacht Zeuge davon.
    Als die beiden Santuasi die Flöten absetzten, klang die Melodie in den Ohren und im Geiste nach.
    Neife schlief tief und fest.
    Ich wischte mir die Augen frei.
    Und ertappte Trilith dabei, wie sie das gleiche machte.
     
     
     
    Derius Manitzke; Vergangenheit
     
    Der 54 Kilometer lange Ugorh-Kanal wand sich durch Genzez, führte in düsteren Tunneln unter mittelalterlich anmutenden Burggebäuden hindurch, schlängelte sich entlang des Platzes der Großen Einheit, fand seinen Weg zwischen den gläsernen Citybauten ebenso wie zu den archaischen Wohnvierteln der ersten Siedlungswelle. Der größtenteils beidseitig begrünte Ugorh-Kanal verband alle Stadtteile der 16-Millionen-Stadt miteinander. Seine Wasser entstammten der Dwadunaj, die über ein Schleusensystem vom Kanal aus erreichbar war.
    An keiner Stelle war die Wasserfläche des Ugorh weniger als zweihundert Meter breit, mit seinen bepflanzten Uferstreifen sogar an die vierhundert Meter. Die Genzezer liebten ihn und seine Tragflächenboote, die in ihrem Design an Schwäne erinnerten. Sie waren langsam, umständlich und zweifelsohne anachronistisch. Sie bildeten die verkehrstechnische Entsprechung des architektonischen Stilwirrwarrs, der auch die Straßenzüge der Hauptstadt beherrschte.
    Neben ultramodernen Wohntürmen und Zweckbauten wie dem Urdhana-Großklinikum fanden sich künstlich aufgeschüttete Hügel, auf deren steilen Felsenklippen steinerne Wehrburgen hinter moosbewachsenen Mauernzinnen imaginären Feinden trotzen. Unter Touristen kursierte nachhaltig der Witz, in Genzez stünden nur deshalb so viele mittelalterliche Burgen, weil die Regierung einen abnormen Bedarf an Verliesen, Folterkellern und Zwangskerkern habe.
    Die sich der Anlagestelle nähernde Ugorh-Fähre trug den Eigennamen WANKEL. Das Tragflächenboot sank erst kurz vor der Mole auf seinen Rumpf herab. Die Bugwellen schlugen klatschend ans Ufer. Die Brücke des Bootes befand sich im »Schwanenkopf«; über eine sich wie ein Flügel ausbreitende Gangway verließen und betraten die Passagiere den Körper des stählernen Vogels.
    Derius Manitzke schloss sich den an Bord gehenden Menschen an. Die Benutzung der Fähren war frei; keinem Bürger sollte das Vergnügen der archaischen Fahrt vorenthalten sein. Derius suchte sich einen Sitzplatz unter der transparenten Glassitdecke. Schräg vor ihm ragte der schlanke Schwanenhals empor. Ein Vibrieren steigerte sich im Heckbereich zu einem satten Brummen – die Turbine sprang an. Ein Gong ertönte. Der Gangway-Flügel faltete sich wieder zusammen.
    »Herzlich willkommen an Bord der WANKEL«, erklang eine weibliche, wohlmodulierte Lautsprecherstimme, als das Tragflächenboot wieder ablegte und Fahrt aufnahm. »Die Ugorh-Fähren wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt. Gemeinsam sind wir stark – diesem Motto verpflichten sich auch Kapitän Plawath und seine Crew. Eine der größten Leistungen der Union …«
    Derius schaltete innerlich ab.
    Die WANKEL beschleunigte weiter.
    Der Rumpf erhob sich aus dem Wasser, bis nur

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