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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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das Ereignis seines Tages hätte sein können. »Und schnell fahren ist irre geil, Süßer.«
    Aus den Glassitfenstern sah Derius die entgegenkommende Fähre herannahen. Beide Boote dröhnten mit einer addierten Geschwindigkeit von rund 240 Stundenkilometern aufeinander zu. Beide Steuerleute schienen sich einen Spaß daraus zu machen, möglichst eng aneinander vorbeifahren zu wollen.
    Schnell! , drängte die Stimme des künstlichen Extrasinns. Wenn die Welle der zweiten Fähre den Rumpf unseres Bootes erreicht, ist es zu spät!
    Der Kapitän bedeutete ihm, die Brücke unverzüglich zu verlassen. Er tat dies, indem er mit der freien Hand wedelte. Mit der anderen führte er seelenruhig die Tasse zum Mund.
    Derius’ Blick flog über die Kontrollen.
    Noch nie hatte er sich in einer Fährenbrücke befunden. Noch nie hatte er überhaupt ein maritimes Gefährt gesteuert. Noch nie war er sich so hilflos vorgekommen.
    Er suchte nach einer Positronik, nach intelligenten Schaltsystemen, nach irgendwas , mit dem er etwas anfangen konnte.
    Nichts.
    Die Tragflächenboote waren durchgängig anachronistisch.
    Keine Servos, keine Sensoren, keine Audiobefehlseingabe.
    Es waren einfache Boote, wie sie eben vor Jahrhunderten gebaut wurden, ohne irgendeine Form von Hightech. Dafür zwei Dutzend Hebel. Diverse Rundinstrumente mit Zeigern . Du lieber Himmel. Positionsradar. Speedometer. Joysticksteuerung.
    Gebaut für Männer und Frauen, die wussten, wie man damit umgeht.
    Derius wusste es nicht.
    »Sag mir was!«, flüsterte er verzweifelt.
    Die Brünette hörte sein Flüstern und zwinkerte ihm zu.
    Ihm blieben vielleicht noch zehn Sekunden.
    Unten rechts, neben dem doppelten Bildschirm, der einzelne Knopf unter dem Display.
    Ein simpler, kleiner, runder Knopf zum Drücken .
    Derius zwängte sich an der immer noch schäkernden Frau vorbei und presste den roten Plastknopf in die Vertiefung.
    Das winzige Display darüber flammte auf: AUS.
    Das helle Singen der Turbine brach ab.
    Die WANKEL verlor sofort an Geschwindigkeit und sackte Sekunden später aufplatschend in ihr nasses Element zurück. Der Kopf des Schwans neigte sich gefährlich weit nach vorn.
    Derius wurde gegen die Rückenlehne der Steuerfrau gepresst.
    Die grünlichen Wasser des Ugorh-Kanals schäumten.
    Das entgegenkommende Tragflächenboot röhrte an Backbord vorüber. Der dortige Kapitän ließ die Schiffsirene aufheulen. Schwer klatschte die Bugwelle gegen den Rumpf der WANKEL.
    »Sind Sie wahnsinnig geworden?« Der Kapitän stellte seinen leeren Kaffeebecher ab. Der euphorisierende Inhalt hatte sich über seine blaue Uniform ergossen. »Das hat ein verdammtes Nachspiel, Mann!«
    Derius lehnte sich schwer gegen eines der Rundum-Glassitfenster. Sein Blick fiel achteraus zur Steuerbordseite. Ein gut drei Meter langer, unterarmdicker Ast mit etlichen Blättern daran schaute, halb losgerissen, unter dem Heckteil des Rumpfes hervor.
    »Das da«, sagte Derius matt und wischte sich die Haare aus der Stirn, »das da hätte Ihr schönes Boot zerrissen, wenn wir weitergefahren und in die Gegenwelle geraten wären.«
    Kapitän Plawath starrte auf das Wasser hinunter und vergaß darüber seine klitschnasse Uniform.
    »Schönen Tag noch«, sagte Derius, drehte sich um und schwebte den Schwanenhals hinab.
    Unten erwartete ihn ein finster dreinblickender Bootsmaat, der versuchte, das Chaos unter den Passagieren zu beseitigen. Über sein Multiarmband rief Derius zum zweiten Mal an diesem Nachmittag die Obhutskräfte des Ambar Utro. Er erreichte denselben Offizier wie eine Stunde zuvor. Er schilderte ihm den Vorfall und bat darum, die Besatzung der FELIX WANKEL auf übermäßigen Trilpiktgenuss zu untersuchen. Das gezeigte Verhalten des Kapitäns und seiner Crew bedeutete eine erhebliche Gefährdung der öffentlichen Sicherheit.
    Der Offizier mustere ihn nachdenklich.
    »Wie haben Sie eigentlich den Ast unter dem Boot bemerkt?«
    »Ich saß günstig, nehme ich an«, antwortete Derius. »Ich spürte das Schlagen des Holzes am Rumpf. Schon eine Sitzreihe weiter war es nicht mehr zu vernehmen. Jeder andere auf meinem Platz hätte es gewiss auch gehört …«
    »Und hätte selbstverständlich ebenfalls die richtigen Schlüsse gezogen.«
    Derius neigte den Kopf »Ich folgte wohl … meiner Intuition, Sir. Leider blieb keine Zeit für lange Erklärungen – die hohe Geschwindigkeit – Sie verstehen … Sonst mische ich mich nicht in die beruflichen Kompetenzen anderer Bürger ein.«
    »Ich

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