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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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noch die unter dem Boot befindlichen Tragflächen und die Heckturbine die Oberfläche berührten. Kinder schrien juchzend auf, als der Kapitän das Boot in eine gewagte Kurve legte; danach ging es mit voller Fahrt in einen Tunnel hinein. Die gewölbten Wände zuckten im Licht der Innenbeleuchtung und warfen das Brummen der Turbine mit röhrendem Echo zurück.
    Als das Tragflächenboot aus dem Tunnel hervorschoss, befand es sich mitten im Finanzdistrikt der Stadt. Eine Schlucht aus himmelwärts strebenden Fassaden, deren Höhe nur zu ahnen war, hüllte den Ugorh-Kanal in tiefe Schatten. Schon nahte die nächste Kurve. Heller Sonnenschein flutete das Innere der Fähre; Passanten winkten aus den Parkanlagen zu beiden Ufern.
    Ein längeres, fast schnurgerades Stück Kanal öffnete sich nach einer weiteren Kurve vor ihnen. Kapitän Plawath gab Vollgas. Die WANKEL flog nur so über das flirrende Wasser. Das Brummen kletterte höher und wurde zu einem feinen Singen. Weit voraus sah Derius den weißen Punkt einer anderen Fähre. Eine Brücke schwang sich über den Kanal. Der Finanzdistrikt blieb hinter ihnen zurück. An einigen Leuchtreklamen sah Derius, dass sie entlang der Randbereiche von Sambacha fuhren. Hinter dem Ende der geraden Strecke begann ein Wohnviertel, das nur aus baumbestandenen Burghügeln und darauf dräuenden Wehrtürmen bestand.
    Achtung! Fremdvibrationen! , hörte Derius in diesem Moment eine Stimme sagen, und er brauchte einen Atemzug, um sich an Cary zu erinnern.
    »Hier vibriert doch alles!«, gab Derius zurück.
    Die normale Eigenakustik der Fähre kann ich ausfiltern , sagte die Stimme in seinem Ohr. Was ich zudem wahrnehme, sind schlagende Geräusche unterhalb des Rumpfes, etwa mittschiffs.
    Derius lauschte, aber alles, was er mit seinen Sinnen vernahm, war das Brausen und Zischen des Wassers unter dem Boot und das Heulen des Fahrtwindes, der um den Schwanenhals strich. »Bist du sicher, dass es nicht doch typische Fährengeräusche sind?«
    Absolut. Dieses unrhythmische Schlagen begleitet uns erst seit Verlassen des Tunnels.
    »Was kann das sein?«
    Ich attestiere einen länglichen Fremdkörper, der sich unterbords an einer der Tragflächen verfangen hat. Vermutlich ein in den Tunnel getriebenes Stück Ast oder sperriger Müll. Etwas in der Art. Du solltest den Kapitän warnen.
    »Der wird mich wahrscheinlich auslachen.«
    Der weiße Fleck der entgegenkommenden Fähre wirkte wie ein perfektes Spiegelbild der WANKEL. Auch der Rumpf des sich schnell nähernden Bootes stand hoch auf seinen Tragflächen. Es ähnelte in dieser Position umso mehr einem gerade auf dem Wasser aufsetzenden Schwan. Die mitlaufende Bugwelle davor sah im Sonnenlicht aus wie eine Wand aus grünweißem Zuckerguss.
    Vielleicht. Sicher wird er nicht mehr lachen, wenn sich das Stück vom Unterschiff plötzlich löst und in die Turbine gerissen wird.
    »Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit?«
    Bei der Geschwindigkeit? Das kann jeden Augenblick passieren.
    »Mit welchen Folgen?«
    Möchtest du die entstehenden Kerntemperaturen wissen oder reicht es, wenn ich schlicht das Boot explodiert sage? Beeil dich!
    Derius stand auf und winkte einem der blauuniformierten Bordtechniker.
    »Verlangsamen Sie das Tempo«, rief er ihm zu. »Unter dem Rumpf befindet sich ein Fremdkörper.«
    Der erfahrene Bootsmaat lächelte.
    Schon wieder ein ängstlicher Passagier!
    Das stand so deutlich in seinem Gesicht geschrieben, dass Derius jede weitere Diskussion als absolut sinnlos erachtete. Er drängte sich an dem Maat vorbei und lief auf die Tür zu, die den Zugang zum Schwanenhals bildete.
    »He!«, hörte er den Mann hinter sich rufen. »Das Betreten der Brücke ist verboten!«
    Doch Derius war schon in dem aufwärts gepolten Antigravfeld, das ihn längs des Halses schräg nach oben trug und in dem winzigen Kommandoraum absetzte.
    Zwei Personen hielten sich im Schwanenkopf auf: eine brünette Frau, die steuerte, und ein Mann, der sich in dem zweiten Sitz lümmelte und eine Tasse Kaffee trank. Der ebenso süßliche wie aufdringliche Trilpiktduft erfüllte die ganze Brücke.
    Derius klopfte der Frau an den Kontrollen auf die Schulter. »Runter mit der Geschwindigkeit!«, brüllte er sie an. »Kapitän Plawath! Werden Sie sofort langsamer, oder das Boot explodiert!«
    Die etwa vierzigjährige Frau drehte langsam den Kopf und musterte Derius mit ungläubigem Blick.
    »Er ist der Käpt’n«, sagte sie mit einem Augenaufschlag, der unter anderen Umständen

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