Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
Vom Netzwerk:
ihm eröffnete, wer da in unserem Dawakaibun liegt, änderte sich die Lage. Was nicht bedeutet, dass er seitdem Fremde gern willkommen heißt.« Sie hob die leeren Hände und ließ sie wieder sinken, eine Geste der Ratlosigkeit. »Besonders Sie, Koramal, lehnt er mit einer Inbrunst ab, die mich verwirrt. Nun, ich weiß, er ist schwierig. Artur, meinen Vater, kann er als Nicht-Santuas nicht leiden. Mich sieht er als Unreine an. Beides kann ich noch irgendwie nachvollziehen. Aber in Ihrem Fall … Sie hasst er. Fragen Sie mich bitte nicht, warum. – Wissen Sie es?« Sie sah mich an, die mandelförmigen Augen weit geöffnet, die inständig baten, ihr zu vertrauen. Sie beugte sich vor, legte beiläufig ihre Hand auf meinen Unterarm.
    Wieder ein Moment der Wahrheit , flüsterte der Extrasinn. Sahaja!
    »Es tut mir leid«, sagte ich und spürte den Zellaktivator deutlich unter meinem Hemd. »Ich habe für Kala Bhairavas Abneigung keine Erklärung.«
    Sie zog die Hand zurück, atmete tief ein, stand unmittelbar auf.
    »Dann«, sagte sie leichthin, »wollen wir uns der Pflicht zuwenden. Es wird wieder Zeit für ein Lied, Neife. Einverstanden? Koramal, würden Sie uns bitte allein lassen?«
    Eingebildeter Narr! , schimpfte der Extrasinn. Sie weiß jetzt, dass du lügst. Hast du es immer noch nicht begriffen? Sie hört mit den Händen! Kan Yu tat es gestern, sie soeben – es sind heimliche Tests. Beide prüften den Wahrheitsgehalt deiner Worte über die Muskelspannung, während du sprachst. Du kannst ihnen nichts vormachen, sobald sie dich berühren. Sie nennen es Sahaja fragen. Du hast Ti Sun gerade zutiefst enttäuscht. Weshalb, Tor aller Toren, habe ich dich wohl vor dem Moment der Wahrheit gewarnt? Wozu hast du mich, wenn du nicht auf mich hörst?
    Ich holte tief Luft, erhob mich, ergriff meine neue Jacke und ging.
    In genau 23 Tagen, am 9. Oktober terranischer Zeitrechung, wurde ich 11.147 Standardjahre alt.
    Wütend über mich selbst schlug ich die Türhäute zurück und trat ins kühlmorgendliche Freie. Während ich in die Nebelfetzen starrte, folgten mir die Laute der Melodie, die aus dem Kaibun erklangen.
    Wieder erinnerten mich die eindringlichen Klänge an aufsteigenden Rauch, an den Duft harziger Hölzer, an die Behaglichkeit eines mich wärmenden Feuers, dessen golden schimmernder Schein Sicherheit verhieß und allen Schmerz vertrieb.
    Wie konnte ein schwacher Lufthauch, der über die Kante eines polierten Holzes strich, nur derart intensive Gefühle hervorrufen? Ich spürte, wie meine innere Ruhe schneller zurückkehrte, als sie verschwunden war, wie sich schon nach wenigen Takten die Wut in heitere Gelassenheit wandelte. Zuversicht erfüllte mich mit einem Mal, und die tiefe, zweifelsfreie Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein.
    Einmal mehr wischte ich mir das salzige Sekret aus den Augenwinkeln.
     
     
    Eine Stunde später suchte uns der alte Heiler auf. Kan Yu berichtete, der Nallathu und sein Gefolge hätten schon am frühen Morgen Gympmost verlassen und seien zum Berg Dokailasa aufgebrochen. Allein die Tatsache, dass es sich bei einem der beiden Verletzten um Neife Varidis handelte, hatte Kala Bhairava bewogen, auf Kan Yus Anwesenheit für einen Tag zu verzichten. Spätestens am folgenden Morgen sollte der Heiler der Gruppe folgen. Bis dahin hatte er den Auftrag, die verwundeten Rogiwnizu nach besten Kräften zu versorgen.
    »Wie lange werden Neife und Oderich bettlägerig sein?«, fragte ich.
    In sechs Tagen würde sich der Metabolismus von Ponter Nastase auf den Zellschwingungsaktivator einjustiert haben. Nach Ablauf dieser Frist würde er binnen zweiundsechzig Stunden an explosivem Zellverfall sterben, nähme ihm dann noch jemand das Gerät ab. Bei aller Skrupellosigkeit, mit der dieser Mann vorging, bei der Strafe, die er verdient und bei der Schuld, die er auf sich geladen haben mochte, wollte ich ihn dennoch nicht zu diesem grausamen Tod verurteilen.
    Wenn überhaupt, dann musste es mir gelingen, mich vor dem achten Tag in den Besitz des Aktivators zu setzen. Wenn nicht …
    Sentimentaler Narr! , schimpfte der Logiksektor. Er an deiner Stelle würde keinen Augenblick lang zögern, sondern ausschließlich die Gelegenheit nutzen, sobald sie sich ihm bietet – Frist hin oder her!
    Genau das eben macht den Unterschied zwischen ihm und mir aus! , versetzte ich scharf!
    Wir hatten uns um die beiden Betten herum im Halbkreis versammelt. Trilith war kurz vor Kan Yus Ankunft in das Genesungshaus

Weitere Kostenlose Bücher