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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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mussten über einen hervorragenden Klebstoff verfügen, der nicht nur ihre Kaibuns, sondern auch ihre Ärmel und Hosenbeine an Ort und Stelle hielt. Die Sachen passten, als wären sie für meine Körpermaße angefertigt worden.
    Als ich hinter dem Vorhang hervortrat, fühlte ich mich sehr viel besser.
    Ti Sun saß am Bett und half Neife beim Essen. Auch für mich stand eine Schale mit Suppe bereit; ich setzte mich auf einem fellbespannten Hocker zu den beiden. Die aromatische Suppe erinnerte an ein Gemisch aus terranischen Möhren, plophosischen Schnappmorcheln und swoofonschen Rennerbsen, mit einer Spur Curry verfeinert. Ich aß mit großem Appetit, obwohl die hiesigen Hülsenfrüchte im Gegensatz zu ihren Pendants auf Swoofon nicht versuchten, über den Rand der Schale zu klettern oder vom Löffel zu hüpfen. Die kleinen Beinchen rund um den Erbsenkörper zappelten nicht mal.
    »Es geht Ihnen besser, wie ich höre«, sagte ich. »Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    »Erzählen Sie mir, was passiert ist«, bat die Kalfaktorin. »Ich erinnere mich nur noch an das Bersten von Metall …«
    Ich berichtete ihr von unserem Zusammentreffen mit Patty, schilderte, warum und wie wir mithilfe des Schwebers das Holoi-Gebirge erreicht waren.
    Der Ansatz eines Lächelns glitt über ihr Gesicht, als ich erwähnte, dass wir bei den Santuasi gelandet waren. Ihre Muskeln zuckten immer wieder unkontrolliert; oft musste Ti Sun mit dem Löffel warten, bis sie ihn behutsam an Neifes Lippen halten konnte.
    »Ich habe«, sagte sie angestrengt, »gerade einen neuen Slogan für die Union entdeckt: Gute Taten zahlen sich aus. Wie finden Sie das?« Sie wollte lachen, ein Ansinnen, das in ein Verschlucken und Husten überging.
    »Vorsichtig, die Suppe ist heiß«, warnte Ti Sun.
    Neife keuchte und nickte. »In der Tat.«
    »Was meinen Sie?«, fragte ich.
    »Die Santuasi«, antwortete Neife. »Ich habe mich immer wieder im Rat der Kalfaktoren für sie verwendet. Das Zugeständnis ihrer Minderheitenrechte stand mehr als einmal in den letzten Jahren zur Disposition. Vor allem Dhium Lavare waren sie ein Dorn im Auge.«
    Die Kalfaktorin für soziale Belange , half der Extrasinn aus.
    »Muss sich die Union denn vor den Santuasi fürchten?« Ich konnte den milden Spott in meiner Stimme nicht ganz unterdrücken.
    »Natürlich nicht. Ich bin sogar der Ansicht, dass ihre Existenz mehr Nutzen bringt als schadet.«
    »Vergessen Sie das Essen nicht«, verlangte Ti Sun, die der Kalfaktorin geduldig Löffel um Löffel reichte.
    »Ich esse ja. Viele Rudyner sehen in der Lebensweise der Santuasi eine Alternative zu ihrem eigenen Leben.« Sie schluckte den letzten Rest Suppe hinunter. »Und damit erfüllt ihr – vielen Dank, Ti Sun – eine wichtige Aufgabe – ein Fakt, den Dhium nie sehen konnte. Ihr zeigt, dass es eine Alternative gibt. Und ihr zeigt, dass Rudyn, dass die Union sehr wohl mit dieser Alternative umgehen kann. Gerade weil es euch als Minderheit gibt, fühlen sich viele in der Mehrheit wohl.
    Gerade weil eure völlig andere Lebensweise tatsächlich existiert, besteht für jeden jederzeit die theoretische Möglichkeit, solch ein Leben zu wählen. Dieses ich könnte ja erfüllt damit eine wichtige Funktion: Die des ich brauche aber nicht . Gäbe es euch nicht, man müsste euch erfinden. Nein danke, ich bin satt. Wirklich.«
    »Kala Bhairava sprach gestern Nacht von einem Abkommen zwischen Ihnen und den Santuasi«, sagte ich.
    »Abkommen ist zuviel gesagt. Ich habe ihn lediglich wissen lassen, dass wir den Santuasi ihren Frieden garantieren, wenn sie sich nicht in die Belange der Union einmischen, gleich welcher Art.«
    »Daher rührt die Furcht unseres Nallathu«, warf Ti Sun ein, während sie die Schalen zusammenstellte. »Er hat diese Bedingung als Drohung aufgefasst.« Sie machte eine kreisende Handbewegung, die Neife, Oderich und mich als Gruppe umfasste. »Ihnen und Ihren Freunden Hilfe zu leisten … erfüllt das nicht den – wie sagen Sie dazu? – den Tatbestand der Einmischung in die Belange der Union?«
    Neife richtete sich ein wenig in ihrem Bett auf. »Der Nallathu ist hier? Wegen mir?«
    Ich verneinte und schilderte ihr kurz die Art unseres Zusammentreffens mit Kala Bhairava.
    Ti Sun räumte derweil das Geschirr fort, stapelte es in einem Korb und kehrte an das Bett zurück. »Als er erfuhr, dass Sie sich sogar als Feinde der Union betrachten und verfolgt werden, fürchtete er namentlich Ihre Vergeltung, Neife. Erst als Koramal

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