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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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Läufe ihrer altertümlichen Waffen richteten sich auf mich, doch die Klinge an Kettats Halsschlagader hielt sie zurück.
    »Genug!«, donnerte Kan Yu. »Ihr drei! Runter mit den Waffen. Nehmt den Narren auf und schleppt ihn zum Wasserfall. Oder bleibt hier, wenn ihr wollt. Alle anderen – lauft, so schnell ihr könnt!«
    Damit setzte er die Menge in Marsch, und in höchster Eile drängten sich alle über den schmalen Bergpfad in Richtung des nahen Wasserfalls. Viele hatten ihre Wabyren bei sich, und so wuselte und schlängelte es obendrein zwischen den Beinen. Immer wieder stolperte jemand. Ein weinendes, vielleicht siebenjähriges Mädchen rief verloren nach seiner Mutter. Ich hob es auf den Arm und hastete mit den anderen den Weg entlang. So gut es ging, hielten sich Neife und Oderich an meiner Seite. Doch der eilige Marsch erschöpfte rasch ihre Kräfte; sie wurden langsamer, die Dorfbewohner drängten sich an uns vorbei, und bald schon befanden wir uns am Ende des Zuges. Mit zusammengebissenen Lippen schleppten sich Neife und Oderich vorwärts.
    Zur Linken stieg der Berg steil an, zur Rechten fiel er nur wenig flacher in unergründliche, bewaldete Tiefen ab. Der Weg war kurvig, stellenweise fünf, meist aber nur zwei Meter breit und an den Rändern mit jetzt niedergedrücktem Haidumkraut bewachsen. Wir hatten den Einschnitt in der Bergwand und damit die Kehre des Weges noch nicht ganz erreicht, als wir ein tiefes Brummen hörten. Es kam von der Dorfseite her, doch ich konnte seine Ursache nicht erkennen. Zuviel Staub, von zu vielen Füßen aufgewirbelt, lag in der Luft.
    Als wir um die Kehre bogen, lag der Einschnitt unmittelbar rechts neben uns. Senkrecht fielen die Felswände ab. Der ansteigende Weg verschmälerte sich auf nur noch einen Meter Breite. Die Gympmoster liefen jetzt hintereinander. In etwa hundertfünfzig Meter Entfernung rauschte der breite Wasserfall. Feine Gischt hing wie Nebel in der Tiefe. Das Wasser traf von oben donnernd auf eine Felsplatte auf, die den Weg überdeckte. Schäumend stürzten sich die Wassermassen von dort herab, wölbten sich wie ein Dach über dem schmalen Pfad.
    Ich sah die Gympmoster einen nach dem anderen unter dem Fall verschwinden.
    Wir vier, Neife, Oderich, das Mädchen und ich, waren die letzten. Wir wurden durch die Beschaffenheit des Weges gezwungen, von jetzt an vorsichtiger und langsamer zu gehen. Der Pfad wurde stetig schmaler, war bald nicht mehr als ein nur noch schulterbreiter Saum. Mit jedem Schritt wurde das Tosen des Falles lauter, jeder Atemzug wurde feuchter und kälter.
    Als wir noch etwa fünfzig Meter vor uns hatten, spürten wir einen starken Luftzug, der an unseren Kleidern zu zerren begann. Ein Heulen lag plötzlich in der Luft, das sich binnen weniger Augenblicke zu einem infernalischen Toben steigerte. Von der Kaskade wurden dichte Schlieren fortgetrieben, armdicke Schnüre aus fliegendem Wasser; sie klatschten gegen die Felswände, rissen kleinere Felsbrocken und Haidumkrautstrünke los, die auf den Weg prasselten und jeden Schritt erschwerten. Im Nu waren wir bis auf die Haut durchnässt. Gebückt drängten wir uns an der Felswand entlang. Das Mädchen in meinen Armen begann zu zittern und wieder zu weinen. Ich versuchte es mit meinem gebeugten Körper zu schützen und zugleich zu beruhigen, doch vergeblich. Schmerzhaft prallten mir fliegende Steine, Erdklumpen und Wurzelreste gegen Kopf und Schultern.
    Neife krümmte sich, nur noch als undeutliche Gestalt wahrnehmbar, zuvorderst gegen den Wind. Oderich beugte sich hinter ihr, auf Armeslänge, die Zähne zusammengebissen. Ich folgte dichtauf Der schmale Weg war mit einem Mal knöcheltief mit Wasser überspült. Zu dem zerrenden Sturmwind kam das Fließen des Wassers, das wie eine Strömung über den Saumpfad schoss und mir jeden Augenblick die Beine fortzureißen drohte. Ein Fehltritt, und es war um mich geschehen. Ein Moment der Unaufmerksamkeit, und ich würde zu einem Spielball der Elemente werden.
    Der Luftdruck des näherkommenden Schiffes und des durch ihn verursachten seitlichen Sogs peitschte immer mehr sprühende Gischtmassen gegen den Fels, an dem entlang wir uns hangelten. Ich hatte nur eine Hand frei, um nach haltgebenden Vorsprüngen und Schründen zu tasten und mich mühsam daran längs zu ziehen; der andere Arm umklammerte das Kind. Seine nassen Haare schlugen mir ins Gesicht. Staub, in der Gischt zu feinstem Schlamm geworden, warf sich mir mit immer heftigerer Wucht entgegen.

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