Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit
Orkan.
Irgendwann brach die Nacht herein.
Warte nicht auf mich heut’ Nacht
Trilith Okt; Gegenwart
Der Wabyren zog die Psi-Kämpferin heraus auf den Pfad und dann nach links, in die Richtung, in der Atlan den U-Schweber unweit des Dorfes geparkt hatte.
Pöör schnüffelte und grunzte, verschmähte aber die am Wegesrand wachsenden Haidumkrautstauden. Er verhielt kurz an der Stelle, an der sie in der Nacht zuvor von den Santuasi aufgegriffen worden waren. Er züngelte, schnaufte zufrieden und zog Trilith weiter mit sich fort.
Gemeinsam gingen sie an Pattys gelbschwarzem Schweber vorüber, für den der Wabyren weder Augen noch Zunge hatte.
Er ignoriert ihn, weil er nicht Teil seiner Welt ist , dachte Trilith. Sie hatte während ihrer Ausbildung in der GAHENTEPE Berichte von primitiven Völkern vernommen, die technisches Gerät von notgelandeten Raumfahrern nicht sehen konnten, weil sie dafür keinen Namen hatten. Obwohl es direkt vor ihnen stand, nahmen sie es nicht wahr.
Der Pfad umrundete die Bergflanke und mündete dann in ein sattelartiges Hochtal, das mit spärlichem Gras und Unmengen von Haidumsträuchern bewachsen war. Trilith hörte irgendwo unter den Wurzeln Wasser fließen, sah aber in dem dichten Gestrüpp keinen Bach, obwohl sie plötzlich Durst verspürte.
Pöör zog weiter. Trilith hielt immer noch den langen Schwanz des Wurmwesens in der Hand.
»Wo willst du hin, Junge? Falls du ein Junge bist, meine ich.«
Pöör gab ein Quieken von sich und schlängelte sich einmal um Triliths Beine. Dann hob er den Kugelkopf und witterte in den Wind.
Trilith kraulte seinen Nacken und schaute ins Tal hinauf. Der Weg wand sich in Schlangenlinien zwischen moosigen Steinen und Sträuchern bis zur Sattellehne hinauf, wo er zwischen zwei senkrechten, gewiss dreißig Meter hohen Felsblöcken verschwand, die wie ein Tor die Landschaft diesseits und jenseits des Sattelkamms trennten. Der Pfad führte allem Anschein nach drüben wieder hinab.
Es war der Weg, den der Nallathu und seine Gruppe am frühen Morgen genommen haben mussten. Trilith stieß auf Kothaufen und paarige Hufspuren, die höchstwahrscheinlich von den rinderähnlichen Reittieren stammten, die sie am Morgen beobachtet hatte.
Pöör gab einen hohen Laut von sich, den sie nur mit ihren besonderen Sinnen wahrnehmen konnte.
»Du bist unruhig, nicht wahr?« Sein trällerndes Pfeifen klang wie eine Bestätigung. Sie ließ den Schwanz los, und Pöör setzte seine Krallen ein, um sich geschickt auf einen mannshohen Findling zu ziehen. Seine Zunge fuhr blitzschnell heraus und wischte Trilith über das Gesicht.
»Du Schlingel«, sagte sie lachend. Pöör grunzte zufrieden und glitt auf den Weg zurück. Er tapste voraus und setzte sein Schnüffeln fort.
Zwei Tage , dachte Trilith.
Im Grunde war ihr die Wartezeit gleich. Sie wusste Lalia Bir relativ sicher in der Obhut der GAHENTEPE, und solange Trilith fortblieb, würde die Schiffspositronik Lalias künstlichen Komazustand aufrechterhalten.
Um das Druckmittel zu wahren.
Sobald sie allerdings den Zellaktivator in Besitz genommen hatte, würde sie in der Lage sein, die allumfassende Kontrolle des Schiffes zu brechen. Sie würde Lalia den Aktivator anlegen und die Schwester aus der GAHENTEPE schaffen. Irgendwie. Auf irgendeinen Planeten. Es war egal. Wichtig war nur, dass sie beide damit dem Joch des geheimnisvollen Wesens entkamen, das sich als ihr »Herr« aufspielte und sie seit ihrer Geburt aus der Ferne nach Belieben manipulierte.
Sobald Lalia nicht mehr im künstlichen Koma gefangen lag und genesen konnte – und eine Gefangene, eine Geisel war sie ohne jeden Zweifel! –, sobald Trilith dieses Druckmittel des Unbekannten im Hintergrund unterlaufen hatte, würden sie beide endlich frei sein.
Mithin gab es keine Alternative.
Sie würde Ponter Nastase stellen. Ob nun heute, morgen oder in acht Tagen. Es war einerlei. Er hatte den Aktivator weder verdient noch ihn sich rechtmäßig angeeignet. Ob er nun dabei starb, wenn er ihn wieder verlor, war unerheblich. Es war ein Risiko, das Zellaktivatorträger eingingen.
Sie würde das Gerät niemals einem anderen überlassen.
Schon gar nicht diesem sentimentalen Narren, der sich Lordadmiral der USO nannte. Auch wenn Trilith seine Beweggründe nachvollziehen konnte. Auch er wollte einem Freund helfen. Aber ging sie dieser Freund etwas an? Nein.
Lalia war ihre Gefährtin, eine Schicksalsgenossin, deren namenloses Leid ihr eigenes spiegelte. Die wie
Weitere Kostenlose Bücher