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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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Die letzten Meter tastete ich mich blind und auf den Knien rutschend an der Wand entlang.
    Ob Oderich noch vor mir war? Ich wusste es nicht. Schmutziges Wasser wurde mir ins Gesicht und bis durch die zusammengepressten Lippen getrieben, so stark, dass ich mich ebenso gut inmitten eines Taifuns auf offener See hätte befinden können.
    Ich lag auf den Knien, rutschte, hielt mich irgendwo verbissen fest. Das Mädchen umklammerte mich mit aller Kraft seiner kleinen Hände. Rechts neben mir befand sich der Wasserfall oder vielmehr das, was von ihm übrig war: Verwehende Fetzen, die mit schlagender Wucht zur Seite gerissen wurden.
    Ich schob mich millimeterweise vorwärts, erblickte in einem momentanen Umschlagen des Windes den Höhleneingang höchstens anderthalb Meter links vor mir im Fels: Eine doppelt mannshohe, kreisförmige Öffnung, aus der verzweifelte Gesichter lugten. Offene Münder schrien; ich verstand kein Wort.
    Arme streckten sich mir entgegen; jemand erfasste das Mädchen. Sie war gerettet.
    Eine neuerliche Umlenkung des Sturms nahm mir im nächsten Moment wieder jede Sicht. Ein Schwall eiskalten Wassers ergoss sich über mich. Die abfließende Flut ließ mich mehrere Meter auf dem Bauch zurückgleiten. Noch berührte ich den Boden. Aber ich drohte, gänzlich vom Wasser angehoben und fortgespült zu werden. Ich griff, tastete, krallte die Finger blind an den felsigen Untergrund, spreizte die Beine, während ich unaufhörlich auf dem Wasserfilm rutschte. Für einen Moment kam ich dem Abgrund gefährlich nahe. Mein rechter Fuß ragte über den Rand ins Leere hinaus. Diesmal, schoss es mir durch den Sinn, würde mir kein Schweber und kein noch so altersschwacher Antigrav mehr helfen. Endlich fühlte ich einen Schrund, dann einen Riss, in dem die Finger Halt fanden.
    Ich kam auf die Knie, drückte mich eng an die Wand, stemmte mich mit aller Kraft dem Sturmwind entgegen, robbte erneut zur Höhlenöffnung. Noch drei Meter, noch zwei. Der letzte war der schwerste. Unmittelbar vor dem Eingang klatschten heftige Wasserschlieren gegen den Stein, schufen mal eine tanzende, sprühende Barriere, dann einen Strahl, als hielte ein antiker Feuerwehrmann sein voll aufgedrehtes C-Rohr auf diesen Punkt gerichtet. Ich wartete, hoffte einen geeigneten Moment abzupassen, eine Lücke in den Gischtfontänen zu nutzen.
    Da steigerte sich das Brüllen der Elemente zu einem qualvollen Laut. Die Vibrationen durchliefen meinen ganzen Körper und fanden ihre höchste Resonanz in meiner knöchernen Brustplatte. Ob es diese Schmerzen waren oder die bevorstehende Erschöpfung – jäh wurde mir das hämmernde Pochen meines Zellaktivators bewusst.
    Ein Schatten fiel Sekunden später über das Gebirge. In nur knapp drei Sekunden orgelte der Schlachtkreuzer eine unüberschaubar große Fläche aus violett schimmerndem Rudynit in wenigen hundert Metern Höhe über mich hinweg. Die Luft um mich herum flatterte, kam plötzlich aus mehreren Richtungen gleichzeitig.
    Ich raffte mich auf und warf mich in den Grotteneingang, noch während der Schatten über den Einschnitt hinweg raste.
    »Weiter nach hinten!«, rief ich. »Tiefer in die Höhle. Tiefer!«
    Ich schob die Vordersten vom Eingang fort, schubste und drängte.
    Ich wusste, das eigentliche Chaos würde erst noch kommen, würde ein Stück weit hinter dem Schiff toben, dort, wo die Wirbelschleppen wieder ineinanderstürzten.
    Neife kauerte neben Oderich auf dem Boden, zitternd, frierend, am Ende ihrer Kraft.
    Ich lehnte mich an die nackte Felswand. Horchte. In wenigen Augenblicken würde uns die Zone der Verwirbelung erreicht haben.
    Mit einem alles gewaltigen Donnerschlag brach das Inferno über unseren Köpfen herein.
    Der felsige Höhlenboden, die ganze Höhle schien zu schwanken.
    Steinmehl rieselte von der Decke. Größere Brocken tanzten zwischen unseren Füßen. Etliche, die standen, taumelten oder fielen hin.
    Wie die anderen hielt ich mir die Ohren zu; jede Verständigung war unmöglich.
    Wer dort draußen war, hat es nicht überlebt! , drang die mentale Stimme durch. Er hat das Volk der Santuasi mit einen Schlag vernichtet. Bis auf wenige Ausnahmen, die ebensolches Glück hatten wie ihr. Ponter Nastase kennt keine Skrupel mehr. Du musst ihn aufhalten! Acht Tage hin oder her. Trilith hatte völlig Recht.
    Hatte? , fragte ich beklommen zurück.
    Narr! Glaubst du im Ernst, du siehst sie lebend wieder?
    Ich wusste darauf keine Antwort. Müde lauschte ich dem unablässig tobenden

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