Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht
Ganze vielleicht ein paar hundert Meter unter dem Null-Level der Kunshun-Siedlung.«
Generatoren, Kabel, Scheinwerfer, Transmitter, Spezialanzüge, Antigravtornister und jede Ausrüstung zur Bergung unter schwierigen Umständen , zählte der Logiksektor nüchtern auf.
Ich traf in Gedanken bereits eine Auswahl unter meinen Spezialisten.
»Wir warten auf einen jungen MEINLEID-Aktivisten, der sich entschlossen hat, mit uns und Adams zusammenzuarbeiten. Er ist, hoffentlich, mit seiner Geliebten mit der Airjet zu uns unterwegs. Seid freundlich zu dem Paar.«
»Wann soll die Aktion starten, Sir?«, fragte Nachim und schob sein leeres Geschirr zusammen.
Ich blickte auf die Uhr, warf Zuckerwürfel in meinen Kaffee und antwortete: »Sobald unser Führer in die Unterwelt eingetroffen ist.«
Adams und ich waren übereingekommen, zunächst die unverdächtige AVIGNON zum Zentrum unserer Bemühungen zu machen. Die Stadtverwaltung hatte die Raumhafenleitung verständigt und durchgesetzt, dass den Händlern und Gästen des Schiffs Sonderbehandlung garantiert wurde. Cada und Nachim bereiteten einen Laderaum für unsere Mission vor und aktivierten ein Dutzend Roboter. In meiner Kabine hatte ich Tristan Lis Aufnahmen des Fundes studiert. Auch ich konnte keines der Zeichen lesen, aber ich erinnerte mich an eine wissenschaftliche Auseinandersetzung, bei deren Ausarbeitung ich geholfen hatte. Das war irgendwann um 2100, am Rand eines Historischen Kongresses gewesen.
Damals ging es um die Deutung von minoischen Schriftzeichen, von den Historikern Terras als Linear A und Linear B bezeichnet. Man hatte sie auf Kreta und Santorini ausgegraben, aber nie enträtselt. Es war mir zu jener Zeit gelungen, ohne zwanghafte Selbstversunkenheit, mich einiger der symbolhaft gezeichneten Silben zu entsinnen und große Lücken in der Dechiffrierarbeit der Forscher zu schließen. Die Zeichen auf der Muschel und der konkaven Steinplatte ähnelten stark jenen minoischen Runen.
Mitten in unserer Diskussion über die voraussichtlichen Erfordernisse der Mission meldete sich die Ortungszentrale.
»Luella Tarra, Sir«, sagte die schwarzhaarige Spezialistin mit der strengen Knotenfrisur vom Holodisplay der Messe, »in der oberen Schleuse sind gerade unsere Gäste eingetroffen. Sollen wir sie zu Ihnen bringen, oder kommen Sie herauf?«
»Bringen Sie Li und Zara zu uns«, antwortete ich. »Vermutlich haben sie nichts gegen einen starken Kaffee einzuwenden.«
»Sofort, Chef.«
Auch mein fotografisches Gedächtnis hatte seine Grenzen. Viele Erinnerungen waren von dicken Sedimentschichten der Zeit und anderer Erlebnisse bedeckt. Jeder Vorstoß in die Tiefe gestaltete sich schwierig und aufwendig. Seit dem Treffen im Drugstore versuchte ich, mich an Vorgänge zu erinnern, die etwas mit diesem ungewöhnlichen Fund zu tun haben mochten. Vergebens. Der Extrasinn schwieg beharrlich. Cada Legove und Nachim machten an meinem Tisch Platz, als Luella Tristan und seine Gefährtin hereinführte. Luella legte einen dünnen Stapel Folien auf meinen Tisch.
Ich begrüßte die MEINLEID-Leute, deutete auf das Büfett und sagte: »Willkommen an Bord. Hunger, Durst oder nur Appetit? Dort drüben gibt’s alles. Ihr seid hier in Sicherheit, auch Sie, junge Frau.« Ich machte eine umfassende Armbewegung, stellte die beiden vor und fügte hinzu: »Jeder an Bord wird jede Ihrer Fragen beantworten. Also, Tristan Li, wo können wir am einfachsten in die Unterwelt eindringen, und wie schaffen wir das Fundstück problemlos hier ins Schiff?«
»Danke, Sir«, sagte Tristan und setzte sich neben Olgej. Sie hielten sich bei den Händen.
Luella tippte mit dem Zeigefinger, den zwei breite Platinringe schmückten, auf die Folien und erklärte leise: »Vor ein paar Minuten sind die von der GCC und der Stadtverwaltung eingetroffen. Mehr Unterlagen konnten sie nicht finden. Kunshun total.«
»Danke. Gute Arbeit.« Ich sah die Pläne und Bilder durch und legte drei davon vor Li auf die Tischplatte. »Angeblich kennen Sie jeden Ein- und Ausgang, Li. Wie gelangen wir ungesehen in das unterirdische Labyrinth hinein?«
Danach wandte ich mich an Nachim Emcheba und erkundigte mich: »Haben Sie auch an Deflektoren und Mikro-Fluggeräte gedacht?«
»Werden gerade getestet, Sir, und in den Laderaum IV gebracht.«
Wir wechselten einen kurzen Blick. Während Tristan die Pläne studierte, holte die kleine Olgej, die eine monströse Brille trug, Essen und Getränke vom Büfett. Ihr Verhalten deutete
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