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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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auf Hyperaktivität hin. Tristan drehte und wendete die Pläne, spielte mit seinem langen Zopf, zuckte mehrere Male mit den Schultern und deutete schließlich auf ein langes, ungewöhnlich schmales Lagerhaus.
    »Hier fehlt die halbe Glasfassade. Drinnen gibt’s Materiallifte, die aber längst außer Betrieb sind. Unter dem Dach, in den ehemaligen Büros und Überwachungsräumen, verstecken sich manchmal unsere Leute.«
    »Und Sie finden von dort aus den Weg zum Sarkophag?«
    »Ja, ich bin fast sicher. Er ist allerdings doppelt so lang und schwieriger als der, von dem ich Ihnen berichtet habe.« Aus der Innentasche der Jacke zog er einen flachen Handheld und klappte ihn auf. Als sich ein Holo aufgebaut hatte, reichte er ihn mir über den Tisch. Luella, Cada und Nachim beugten sich über meine Schultern und betrachteten die winzige, aber scharfe Darstellung von Hallen, Kammern, Rampen und Schächten. »Bei einigen Kanälen bin ich nicht ganz sicher. Aber ein Kanal endet in Hades 3.«
    »Also, meine Damen und Herren«, rief ich grinsend. »Wir fliegen mit dem Gleiter bis hierher und dann mit eingeschalteten Deflektorschirmen und den Antigravtornistern einschließlich unserer Ausrüstung durch die Fassade, sichern unsere Position und folgen unserem jungen Anführer in die Tiefe der städtischen Gründungsgeschichte. Tristan Li, ich und vierzehn Freiwillige. In sechzig Minuten?«
    »Start in Laderaum IV«, schloss Nachim Emcheba, salutierte überaus lässig und verließ die Messe. Tristan befand sich gegenwärtig in einer Hochstimmungsphase, denn er zeigte sich völlig unbeeindruckt von unserem zielgerichteten Vorgehen. Olgej Zara saß schweigend neben ihm und hatte offensichtlich tagelang gehungert, denn sie leerte inzwischen die Teller und Schalen zum zweiten Mal. Ich richtete die Aufmerksamkeit Tristans mit einer Handbewegung auf Olgej.
    »Ihre Freundin sollte im Schiff bleiben. Hier ist sie so sicher wie in einem Banksafe. Überdies haben wir eine exzellent ausgestattete Medoabteilung und eine tüchtige Medikerin. Einverstanden?«
    »Ja, gern«, antwortete Olgej undeutlich und griff nach einem Früchtecocktail. Die Ordnung und selbst die Einrichtung einer Raumschiffsmesse schienen ihr fremd zu sein. Sie lächelte ein wenig, obwohl sie sich sichtlich unbehaglich fühlte. »Danke, Sir. Ich bin gesund. Und gleich bin ich satt.«
    Der schwere Gleiter, für USO-Einsätze ausgerüstet, hatte die Piste verlassen, war höher gestiegen und landete jetzt zwischen den Bergen aus Gebäudetrümmern, abgesägten Ästen und ausgelichtetem Buschwerk eines städtischen Betriebs, der die Parks und das Grün der Verkehrsadern pflegte. In die Schirme der Deflektorgeneratoren gehüllt schwebten die Mitglieder des Teams und fünf Allzweckroboter aus der Luke und nahmen hintereinander Kurs auf die halb zerstörte, schmutzige Glasfassade am Kopfteil der aufgegebenen Fabrik.
    Aus den Unterlagen Delis Loscons, des Vertreters Homer Adams’, wussten wir, dass auch diesem Gebäude am Rand Kunshuns der baldige Abriss drohte. Die Mauern waren mit Hunderten verblichener Graffiti übersät. Tristan schaltete den Deflektor aus und landete neben mir auf dem schuttübersäten Boden der Anlage. Die Lichtkegel der Handscheinwerfer zuckten durch den Raum und zeichneten scharfe Bahnen im Staub. An den Wänden verliefen breite, schmutzige Regenspuren.
    »Dort hinüber«, rief Tristan unterdrückt und ging auf ein System von Stahlträgern zu, über denen Maschinen, Zahnschienen, Seiltrommeln und Flaschenzug-Elemente, stählerne Stufen und Geländer, zu erkennen waren, zwischen blinden Glassitscheiben und schräg in den Angeln hängenden Türen. Wir folgten ihm. Jeder trug Teile der umfangreichen Ausrüstung. »Dort oben: die Verstecke. Auf der anderen Seite der Wand ist der Wartungsschacht für den Materiallift.«
    Im Zickzack, zwischen leeren Maschinensockeln und armdicken Kabeln, die im Nichts endeten, folgten wir ihm durch knöcheltiefem Staub und Schmutz und hinterließen tiefe Spuren. Ein Taubenschwarm flatterte auf und entwich durch große Öffnungen im Dach. Tristan blieb vor einer Mauer stehen, leuchtete die Bausteine an und zog nach einigem Zögern zwei Steine aus der Wand. Dahinter tauchte ein öltriefendes Handrad auf. Der junge Ex-Aktivist stemmte die Stiefel in den Schmutz und begann zu drehen.
    Langsam, unter grässlichem Knarren und Schleifen, schob sich die getarnte Tür zur Seite.
    »Das Loch ist nicht groß genug«, sagte Nachim neben mir.

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