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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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»Wenn die Muschel wirklich drei Meter Durchmesser hat.«
    »Das hab ich auch nicht behauptet«, verteidigte sich Tristan. »Wenn mir jemand leuchtet, versuche ich es mit dem Tornister.«
    Wir schleppten unsere Ausrüstung in einen großen, ehemaligen Werkstattraum und schlossen die Tür. Binnen weniger Atemzüge fingen wir zielstrebig zu arbeiten an. Ein Generator wurde aufgestellt, vier Scheinwerfer angeschlossen und eingeschaltet, die den Raum mit Helligkeit fluteten. Tristan nahm Nachim und mich an den Oberarmen und zog uns auf ein baufälliges Geländer zu, das auf fragile Weise einen Schacht sicherte.
    »Wie tief, Tristan?«, erkundigte ich mich und leuchtete nach unten.
    Er machte eine unsichere Geste und sagte: »Vielleicht fünfzig Meter.«
    Zwei Spezialisten begannen zu hantieren. Kurz darauf schwebten vier kugelförmige Lichtelemente in den Schacht und verharrten nahe einer Wand in Zehnmeterabständen. Tristan grinste und schüttelte den Kopf, als die Kugeln aufflammten und den Schacht ausleuchteten.
    »Wenn ich so viel Licht gehabt hätte …«, murmelte er erstaunt und verdrossen.
    »Zwei Mann bauen den kleinen Transmitter auf und einen Abwehrschirm«, ordnete ich an. »Das erleichtert auf jeden Fall den Rückweg.«
    »Schon dabei, Chef.«
    Nachim, Tristan und ich aktivierten die Tornistertriebwerke, schwebten über das Geländer hinweg und langsam in die Tiefe. Tristan steuerte das Gerät, als habe er tagelang damit geübt. Aber er blieb vorsichtig, bis wir, an sechs seitlichen Zugängen am Liftschacht vorbei, den Boden des Wartungsschachtes erreicht hatten. Auch hier landeten wir zwischen Trümmern in einer Staubwolke.
    Ich hustete und rief dann: »Wenn es zu staubig wird – dafür haben wir unsere Atemmasken.«
    »Es wird gleich nass werden«, versprach Tristan, richtete seinen Scheinwerfer aus und führte uns in einen Seitenstollen, der glatte Wände hatte und leicht abwärts führte. Wir, dreizehn Männer und Frauen, folgten ihm, brachten Bildfunkreflektoren an und hefteten an einigen Stellen Leuchtscheiben an die Wände. Unsere Schritte und die leisen Kommandos erzeugten in dem Stollen ein verwirrendes Gemenge aus Lärm und Echos. Es gab hier tatsächlich weniger Staubwolken. Dafür lief an einigen Stellen des Tunnels Wasser herunter. Nach zweihundert Schritten versperrte nackter Fels den Korridor.
    »Dort entlang«, befahl Tristan. Wir bogen scharf nach rechts ab, folgten einer spiraligen Rampe und kamen in einen kreisförmigen Schacht mit einem Durchmesser von etwa zehn Metern Durchmesser. Er führte in schwarze Tiefe. An einer Seite verliefen mannsdicke Rohre und ehemals farbige Kabel nach unten.
    Tristan leuchtete eine Reihe stählerner Griffe an und sagte: »Die Griffe sind sicher. Ich hab jeden benützt und überprüft. Aber dank der Tornister geht es einfacher.«
    »Was erwartet uns dort unten?«
    »Eine seltsame Welt, Sir«, antwortete Tristan und berührte mit der Hand die Kontrollen des Tornisters. Er zeigte auf die Rohre und legte den Finger auf die Lippen.
    »Was geht hier vor …?«, wollte Nachim wissen und runzelte die Stirn. Noch bevor Tristan antworten konnte, ertönten im Inneren der Rohre seltsame Geräusche. Ein Gurgeln begann irgendwo hoch über uns, bewegte sich in den Rohren abwärts und veränderte, während es sich entfernte, seine Tonhöhe. Ein zweiter Laut folgte, ein dritter. Sie ergaben eine dröhnende, polternde Melodie. Ich glaubte, die Vibrationen der Rohre oder der Schachtwand spüren zu können. Einige Minuten lang hämmerten die Geräusche auf uns ein und erfüllten den Schacht mit ihrem harten, verstörenden Getöse. Es ertönte eine helle, fanfarenähnliche Tonfolge, eine Art Akkord, wie aus schlanken Orgelpfeifen.
    Plötzlich rissen alle Laute ab. In unseren Ohren blieb ein dünnes, schrilles Klingeln. Dann breitete sich Stille aus.
    »Ein Luftstrom, unterbrochen durch Wasser, durch das er geleitet wird.« Nachim versuchte eine Erklärung.
    Tristan zuckte mit den Schultern und schwebte ins Zentrum des Schachtes. Langsam, mit summenden Projektoren, umgeben vom Licht unserer Scheinwerfer, sank er abwärts.
    Luftstrom? Möglicherweise, sagte ich mir und folgte ihm. Wir sanken etwa fünfzig Meter hinunter und kamen an Dutzenden kreisrunder und eckiger Einmündungen vorbei. Die Anlage diente früher als Fallschacht für Wasser oder Abwasser, das aus dem südlichen Teil des Kunshun-Stadtrandes abgeleitet worden war. Doch das war sehr lange her. Jeder Winkel, jede

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