Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht
Wohnung bringen. In sechs Stunden brauche ich Sie. Was haben Sie mit Olgej vor? Sie ist immerhin ein Sicherheitsrisiko für uns alle.«
Li befand sich offensichtlich in einer Hochphase, denn er zeigte bei diesen sachlichen Fragen und Vorschlägen keine unbrauchbaren Emotionen.
Er hatte bisher schweigend zugehört, ein paar Mal genickt und wandte sich nun an mich. Die Illusionsmaschinen projizierten langweilige und kaum bewegte grafische Muster in einen Dreifachsonnen-Untergang an den Scheinhorizont des Drugstore .
»Wie kann ich sie, so schnell wie möglich, in Ihre Obhut bringen, Sir?«
»Sie schleppen Olgej Zara aus Ihrem gemeinsamen Liebesnest per Gleiter, oder von Adams Männern eskortiert, zum Raumhafen, also in die AVIGNON.«
Er zögerte, dann sagte er:
»Ich habe eine flugfähige Airjet. Sie wird bis zum Raumhafen durchhalten, übrigens … welchen Hafen? Olgej kann mit mir mitfliegen. Das fällt am wenigsten auf.«
»Atlan Space Port, logischerweise«, sagte Adams knapp.
»Entschuldigung, Sir. Ich bin kein Raumfahrer.«
»Man sieht’s«, erwiderte ich ironisch. »Fliegen Sie mit Olgej zum Schiff. Sprechen Sie alles mit den Männern ab, die Sie zurück nach Kunshun begleiten.« Ich stand auf und breitete die Arme aus. »Und du, Homer, lässt alle Archive durchsuchen, die etwas mit dem Sirius River und der frühen Bauphase Terrania Citys zu tun haben könnten.«
Er nickte. Ich wusste, ich konnte mich auf ihn verlassen. Wenn es Informationen gab, er würde dafür sorgen, dass wir sie fanden.
In den Jahren nach 3102 war die »Weiße Stadt« am Landepunkt der STARDUST geplant und gebaut worden. Damals nannte Perry Rhodan sie noch »Galakto-City«. Längst, nach vielen Angriffen und teilweiser Zerstörung, war Terrania City das stolze Herz aller Terraner. Viele Teile der Bebauung waren liebevoll restauriert worden. Altes mischte sich in reizvoller Synthese mit Hochmodernem. Dass marodierende Gruppen durch die Stadt zogen und selbst vor geplantem Mord nicht zurückschreckten, machte mich mehr als betroffen. Tristan schien das Ausmaß der Zerstörungen und die Bedeutung für mich noch nicht ganz begriffen zu haben.
Ich führte einen kurzen, inhaltsschweren Dialog mit dem Extrasinn und schloss: »Wir müssen uns auf Sie verlassen können, Tristan Li. Enttäuschen Sie uns nicht. Im Augenblick sind wir drei das wichtigste Bollwerk gegen die Anarchie.«
»Weil ich’s weiß«, sagte er und nickte verständig, mit einem schüchternen Lächeln, »bin ich hier. Ich tu alles, mein Bestes, notfalls mein Äußerstes.«
»Das ist die richtige Überzeugung im Krisenfall«, bestätigte ich lachend. Meine persönliche und wissenschaftliche Neugierde auf den Austernmuschel-Sarkophag aus unergründlicher Vergangenheit kletterte in eine fast schmerzhafte Höhe. Einer von Adams Leibwächtern hatte längst alles bezahlt. Wir verließen das fast leere Drugstore und schwebten in verschiedenen Richtungen auseinander.
Fünf meiner AVIGNON-Spezialisten waren tatsächlich nach Frankreich unterwegs, in die Burgund, nach Beaune, Montrachet und anderen Städten mit hoher Weinkultur. Dort kontaktierten sie USO-Agenten und kauften Spitzenweine. Ich saß mit ungefähr einem Dutzend Frauen und Männern in der Messe, bei einem reichhaltigen Frühstück. Mir gegenüber erfreute sich Nachim Emcheba, der Cheflogistiker, an Fleischbällchen, fettem Rührei, schwarzer Camána und krossen Speckscheiben.
Während er genussvoll kaute, hörten er und ein Dutzend USO-Spezialisten unterschiedlicher Aufgabengebiete mir zu. Nachim nickte bei jedem fünften Wort. Ich erläuterte so ausführlich wie nötig und so knapp wie möglich die Probleme, die wir zu lösen hatten.
»Das Wichtigste: Bürgerkriegsähnliche Verhältnisse in der terranischen Hauptstadt rufen schneller, als uns lieb ist, galaktische Verwicklungen hervor. Ich weise nur ungern und daher kurz auf die absplitternden Sternenreiche hin: Fracowitz-Systemstaaten, Ross-Koalition, Imperium Dabrifa oder die Zentralgalaktische Union. Sie haben mit unserem gegenwärtigen Problem kaum etwas zu tun, aber auslaufende politische Wellenfronten könnten zu unserem Nachteil gereichen.«
»Eine Energiestation und mehrere transportable Transmitter sind an Bord, Sir. Wie groß ist dieses … Muschelproblem?«, erkundigte sich Nachim, ein schlanker Mann mit flinken Augen und kantigem Gesicht.
»Rund drei Meter Durchmesser. Dreißig Kilo schwer, laut Tristan Li«, antwortete ich. »Und das
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