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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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diese Partikel, die aus abgestorbenen Organismen bestanden und seit Anbeginn der Zeit auf den Meeresboden rieselten.
    Wir fuhren durch Planktonfelder, eine Schlammwolke, vorbei an winzigen Unterwasservulkanen, die schwarzen Rauch ausstießen, und an denen sich ausgedehnte Lebensgemeinschaften bizarrer Wesen angesiedelt hatten.
    »Wir bleiben vorläufig fünfzig bis hundert Meter über dem Grund«, hörten wir Kapitän Akilles Stimme. »Übernehmen Sie die Steuerung der Robots.«
    »Verstanden und umgeschaltet,« erklärte Fedlin.
    Die Tauchroboter gingen tiefer, bewegten sich auseinander und fuhren vor uns her, vielleicht zehn Meter über dem Schlammboden. Was ihre positronischen Augen sahen, sahen auch wir in Echtzeit und ohne Qualitätsverlust in unseren Holos.
    Wieder unterbrach die Stimme des Kapitäns das gespannte Schweigen in der kleinen Ortungszentrale. Er sagte mit einer Spur Besorgnis: »Über unserem Boot – ihr könnt es nicht sehen oder orten – schwebt mit etwa gleicher Geschwindigkeit ein Schatten. Ein großer Körper, wie ein Riesenwal. Aber wir messen Metall in diesem … Ding. Erschreckt nicht, wenn wir Ausweichmanöver fahren müssen.«
    Das Summen des Antriebs wurde leiser. Das Boot verlangsamte seine Fahrt. Wir warfen uns beunruhigte Blicke zu. Ein Wal mit Metalleinschüssen? Ich dachte an Moby Dick, den Weißen Wal, der Dutzende stählerner Harpunen in seiner Haut mitschleppte. Unsinn! Aber eine reizvolle Vorstellung. Das Boot begann leicht zu schwanken und sank tiefer; langsam schob sich von hinten eine dunkle Masse in den oberen Bereich unserer Ortung. Das Boot wurde noch langsamer, und das »Ding« zeigte sich undeutlich im Streulicht unserer Scheinwerfer.
    Einer der Operatoren, Benje, murmelte: »Ein Riesenvieh! Das kann kein Wal sein. So tief …?«
    Der Riese überholte uns mit behäbigen Bewegungen seiner sichelförmigen Flossen. Ein Scheinwerfer schwenkte herum und richtete sich auf den Koloss. Unbehaglich sah ich, dass er länger war als unser Boot. Seine Flanken waren übersät von gelben Muscheln, das Licht brach sich in mächtigen Facettenaugen. Auf großen, kreisförmigen Flächen des Körpers erkannten wir undefinierbare Gegenstände, die tatsächlich wie wirre Anhäufungen von Schrott aussahen. Schlangenähnliche Auswüchse, einzeln und in Bündeln, wuchsen aus der grauen Haut. Auf dem Rücken hatte er eine Reihe von weißen Buckeln bis zur Schwanzflosse. Ihre Spitzen schienen von innen heraus blau zu glühen.
    Es war schwer, seine wahre Größe abzuschätzen, aber unter einem Bündel langer Fühler öffnete sich ein riesiger Rachen, voller weißer Stummelzähne. Es gelang unseren beiden Ortern, gescannte Maßangaben ins Hologramm einzuspeisen. Die Facettenaugen leuchteten in allen Regenbogenfarben. Aus den Winkeln des Rachens schoben sich meterlange Scheren, öffneten und schlossen sich. Dann drehte sich der Riesenkörper, der uns völlig überholt hatte, nach rechts. Die Bewegung wirkte wie ein Angriff. Eine senkrechte Fluke kam ins Bild, bewegte sich plötzlich kräftig hin und her und beschleunigte den Giganten, der jetzt hinter den Bergungsrobots herjagte, sich nach links drehte und von vorn auf uns zukam.
    Wir hatten das Tier in seiner ganzen Länge gesehen. Selbstverständlich liefen die Kameras mit. Jeder von uns wusste, dass es ein solches Lebewesen, sei es nun ein Fisch oder Meeressäuger, in den Meeren Terras nicht geben durfte. Der Riese kam direkt auf uns zu, es wirkte wiederum wie eine Attacke. Der Rachen war so groß, dass zumindest der Bug des Bootes hineinpasste, die Scheren, doppelt mannslang und dicker als ein Meter, schienen uns von den Seiten packen und zermalmen zu wollen.
    Dieser Gigant entstammt keinem Zweig der terranischen Evolution. Ist er von einer anderen Welt eingeschleppt worden? , fragte der Extrasinn.
    Möglicherweise als Jungfisch, dachte ich, oder er ist das Ergebnis wissenschaftlicher Experimente, die aus dem Ruder gelaufen sind? Magnetische Felder in Walflanken? Die Natur ging seltsame Wege, aber auf solchen Pfaden wandelte sie sicherlich nicht. Darüber sollten sich, wenn wir davonkamen, die Meeresforscher die Köpfe zerbrechen. Ich bereitete mich auf einen Zusammenprall vor und wusste, dass wir, ein Forschungs-U-Boot, unbewaffnet waren.
    Sämtliche Scheinwerfer erloschen, die Holos flackerten. Mit ohrenbetäubendem Zischen wurden die Ballasttanks mit Pressluft ausgeblasen. Der Bug hob sich, die Maschinen arbeiteten unter Höchstlast und

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