Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain
informiert bin, nicht mal die besten USO-Spezialisten gefeit.«
»Ich bin zuversichtlich, dass wir Gale bald einholen.« Ich war es tatsächlich.
»Ihr Bande von Idioten!« Gretas Geschrei war bis in den hintersten Winkel der Zentrale zu vernehmen. »Wie konnte das passieren? Kommandant, du bist für diese Schweinerei verantwortlich.«
»Ich habe davor gewarnt, zwei Bauten der Kanacht auf einmal zu transportieren«, verteidigte sich Karim Shoutain. »Der Leistungsfähigkeit des Traktorstrahls sind Grenzen gesetzt.«
»Ausreden! Nichts als Ausreden. Ich kann es nicht mehr hören. Halt deinen Mund!«
Shoutain schwieg. Unter ihrem Befehl blieb ihm keine andere Wahl. Ein Holo hatte den Absturz des Gebäudes so hautnah übermittelt, dass Greta den Eindruck hatte, mitten in dem angerichteten Chaos zu stehen und Dreck im Mund zu schmecken. Aus dem Bereich der Kraftfelder geraten, war der Bau zerbrochen und in sich zusammengefallen. Die Trümmer lagen in weitem Umkreis am Rand von Neu-Kunshun verstreut. Sie hatten ein paar neugierige Kanacht, die dem Landemanöver beigewohnt hatten, unter sich begraben.
Greta fasste sich an den Kopf. Wie sollte sie das ihrem Volk erklären? Gar nicht. Sie hatte keine Erklärungen nötig. Sie würde eine Rede halten, dem die inzwischen auf über viertausend Einwohner angewachsene Dorfbevölkerung ergriffen lauschte. So wie immer. Das änderte nichts an der Unfähigkeit der Leute, mit denen sie sich umgab. Offenbar lag ihnen daran, Gretas Volk zu dezimieren. Das war ein Affront, den sie sich nicht bieten ließ. Wutschnaubend musterte sie Shoutain. Er saß in seinem Sessel wie ein Häufchen Elend.
Beruhige dich , riss sich Greta zusammen. Du brauchst ihn.
»Landen!«
Das Beiboot ging am Rand der Stadt nieder, nahe der Unglücksstelle. Greta sammelte ihre Leibgarde um sich und verließ das Schiff, um sich vor Ort einen Eindruck über die Stimmung zu verschaffen, die unter den Kanacht herrschte. Sie war so schlecht, wie sie befürchtete. Die kleinwüchsigen Wesen waren völlig eingeschüchtert. Als ihre Herrin nahte, schlossen sie sich zusammen und erwarteten sie. Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit schwiegen sie nicht ergriffen, sondern redeten durcheinander.
Staub in der Luft machte die Szene unübersichtlich. Die Kanacht erschienen als düstere Masse, deren Identität diffus blieb. Jeder, der zweifelhafte Ziele verfolgte, konnte sich in dieser Menge verstecken und auf den richtigen Moment warten, um über die Herrscherin herzufallen. Greta trug einen schweren Kombistrahler an ihrer Seite. Wenn sie einen Kopf entdeckte, der nicht nach Kanacht aussah, wenn sie ein Gesicht zu sehen bekam, das ihr nicht gefiel, würde sie die Waffe als Argumentationshilfe einsetzen, um sich missliebige Personen vom Hals zu schaffen.
Nein, so einfach ging das nicht. Dies war ihr Volk. Sie konnte nicht einfach darauf schießen, noch durfte sie nach dem Unglück weitere Kollateralschäden in Kauf nehmen.
Greta schärfte sich ein, keine Fehler zu begehen. Mit Feingefühl kam sie in dieser Situation weiter als mit markigen Parolen, die sie in Kunshun bei den MEINLEID-Anhängern so gern benutzt hatte. Dort waren sie auf fruchtbaren Boden gefallen. Hier war Fingerspitzengefühl gefragt.
Obwohl sie durch ihre Körpergröße ohnehin über die Kanacht hinwegschaute, stieg sie auf ein Trümmerteil, auf dem sie sicheren Halt fand. Sie fühlte sich ergriffen bei dem Anblick, der sich ihr bot. Zahlreiche Wesen, die ihr gehorchten und an ihren Lippen hingen, standen dort, wo sie hingehörten. Zu ihren Füßen. Greta breitete die Arme aus und sah sich in einer messianischen Pose, die ihr gefiel. Die Kanacht waren entsprechend beeindruckt. Ihre Unterhaltungen erstarben, Ruhe trat ein.
»Ich bin bei euch, meine Kinder«, begann sie. »Beruhigt euch. Ein tragisches Unglück ist geschehen, an dem niemand eine Schuld trägt. Manchmal geschehen furchtbare Dinge, doch gemeinsam überstehen wir sie. Ich habe die meisten von euch hierher geführt, und ich trauere mit euch. Doch ich bin bei euch und werde euch nicht verlassen. Ich schenke euch meine Kraft und Stärke, denn ich weiß, dass ihr mich braucht.«
Ein Windstoß heulte auf, ausgerechnet jetzt. Wie konnte die Natur Orgochs es wagen, sie zu unterbrechen? Ein Mensch zwischen den Kanacht erregte Gretas Aufmerksamkeit. Ihr Verfolger hatte sie wiedergefunden. Sie hielt den Atem an und fürchtete, dass ihre Beine nachgaben. Ihr Verfolger fand sie immer wieder. Sie
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