Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain
Ich reimte mir zusammen, was geschehen war. Gale war dafür verantwortlich. »Wir sind auf ein leeres Dorf gestoßen, und nun das. Greta geht in zwei Schritten vor. Zuerst entführt sie die komplette Bevölkerung eines Dorfes und bringt sie an einen Ort ihrer Wahl, anschließend holt sie die Häuser.«
»Das geht nur auf eine Weise«, folgerte Legove. »Mittels Traktorstrahlen und mit Unterstützung stabilisierender Kraftfelder. Diese Frau ist ganz schön ehrgeizig.«
Er sprach aus, was ich dachte. Gales Ambitionen kannten keine Grenzen. Wir erkundeten die Umgebung, ohne weitere Hinweise zu erhalten. Diesmal fanden wir keinen Kanacht, den die Wahnsinnige übersehen hatte. Ich bemerkte Ermüdungserscheinungen bei meinen Leuten. Die wochenlangen Märsche forderten ihren Tribut. Havedge, dessen Zusammenbruch ich längst erwartet hatte, hielt sich tapfer. Die Anstrengungen mobilisierten körperliche Reserven, die man ihm nicht ansah.
»Wir machen eine Pause«, ordnete ich an und hielt Ausschau nach einem geeigneten Standort. Ich entschied mich für ein paar Felsformationen, die wir zuvor durchsucht hatten. »Die Vorsprünge bieten guten Sichtschutz gegen Entdeckung aus der Luft.«
»… und gegen neugierige Blicke bei ärztlichen Behandlungen«, sagte jemand.
Ich ignorierte den Einwand.
»Was erwarten Sie, Sir?«, wunderte sich Taffy.
»Dass Gale mit der ESHNAPUR kommt, um die beiden verbliebenen Gebäude fort zu schleppen.«
»Glauben Sie tatsächlich, dass sie sich noch mal blicken lässt?«
Inzwischen zweifelte ich nicht mehr an der Gewissenhaftigkeit dieser Furie. »Sie macht keine halben Sachen. Greta wird kommen.«
Wir aßen und tranken. Ich überschlug die Nahrungsmittelkonzentrate, die uns verblieben waren. Sie reichten schätzungsweise für eine weitere Woche, danach mussten wir uns anderweitig orientieren. Ich sehnte mich nach einem kulinarisch perfekt zubereiteten Stück Fleisch, dazu ein guter Rotwein. Cyriane gab mit durch Blickkontakt ihren Wunsch zu verstehen, uns für eine Stunde vom Rest der Gruppe abzusondern und im Gewirr der Felsen eine sinnliche therapeutische Maßnahme zu absolvieren. Die Energie der Ärztin und ihre Besorgnis um mein Wohlergehen nötigten mir Respekt ab, denn sie besaß keinen Zellaktivator, der sie mit seinen belebenden Impulsen versorgte.
Ich schüttelte den Kopf. »Ausruhen. Jeder von uns braucht seine Kraft«, sagte ich so unverfänglich, dass keiner unserer Kameraden über meine Worte ins Grübeln geriet.
Drays gab sich Mühe, ihren enttäuschten Gesichtsausdruck zu verbergen. Es gelang ihr nicht ganz. Ich kaute auf einem Konzentratriegel herum, ein mechanischer Akt, und spähte in die Richtung, aus der ich Gale erwartete. Meine Geduld wurde auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Zwei Stunden vergingen, ohne das etwas geschah. Der Kommandant äußerte seine Zweifel am Sinn unseres Wartens und plädierte dafür, unseren Marsch fortzusetzen. Nach einer weiteren Stunde tendierte ich dazu, seinem Drängen nachzugeben, da entdeckte ich in der Ferne den Kugelraumer.
»Deckung! Die ESHNAPUR kommt.«
Wir versteckten uns unter Felsvorsprüngen. Ich wählte eine Position, von der aus ich das Siedlungsgelände der Kanacht im Auge hatte. Wenige Minuten später war der Kreuzer heran, und es geschah das, was ich voraussah. Die Häuser vibrierten leicht und erhoben sich mit Tonnen von Sand und Gestein in die Luft. Der Traktorstrahl der ESHNAPUR arbeitete, das Feld wirkte. Die Effizienz, mit der diese Frau vorging, beeindruckte mich. Auf der Erde hatte ich sie nur durch Kaltblütigkeit und Rücksichtslosigkeit kennengelernt. Allein mit diesen Attributen wurde man ihr nicht gerecht. Inwieweit sie aus eigenem Antrieb handelte, blieb dahingestellt. Ich ging davon aus, dass Gasuijamuo bei ihrem Vorgehen seine metaphysischen Finger mit im Spiel hatte.
Es dauerte keine zehn Minuten, bis die beiden Kanachthäuser hundert Meter unter der ESHNAPUR in der Luft hingen und der Kreuzer Fahrt aufnahm. Er flog in die Richtung zurück, aus der er gekommen war.
»Sie hatten recht, Sir«, gab Legove zu. »Wie hilft uns das? Wir haben keinen Vorteil durch die Bestätigung bekommen.«
»Das haben wir sehr wohl. Wir kennen die genaue Richtung, wo wir nach Gale suchen müssen.« Außer mir ahnte niemand, wie vage Waheijathiu zuletzt geblieben war, wenn es darum ging, mir den Weg zu weisen. Meine Vermutung, dass er Gasuijamuo nicht mehr richtig wahrnahm oder sich abschottete, um von seinem Feind
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