Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain
irgendwer sonst jemals eine so fürsorgliche Ärztin an seiner Seite gehabt hatte.
Ich streckte einen Arm aus. »Sehen Sie auch, was ich sehe?«
»Das sieht aus wie eine Kuppel«, drängte sich Havedge vor. »Nach unserem Wissen gibt es auf Orgoch keine Kuppelbauten.«
Drays schüttelte den Kopf. »Sie sollten ihr Museum öfter verlassen und sich in der Wirklichkeit umsehen, Kurator. Das ist keine Kuppel.«
»Sondern der obere Pol eines Kugelraumers.« Ich litt also mitnichten unter Halluzinationen. Wir hatten die ESHNAPUR gefunden.
»Befindet sich dort Gretas Lager?«
»Könnte sein, dass das Schiff bei einem Dorf steht, das sie zu ihrem Hauptquartier gemacht hat«, bestätigte ich Havedge. »Ebenso gut ist möglich, dass sie in der Wildnis gelandet ist, um eine Mission durchzuführen.«
»Was würde das bedeuten?«
»Weiter auf Schusters Rappen.«
Der Kurator stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich rufe Ihre She’Huhan an, dass uns dieses Schicksal erspart bleibt.«
»Schaden kann es nicht, Kurator. Wie auch immer, ab sofort ist es vorbei mit offenem Marsch. Die ESHNAPUR steht sicher nicht ständig im Alarmzustand. Ein paar Holos werden aber aktiv sein, um die Umgebung zu überwachen. Wenn Gale uns entdeckt, schießt sie uns ab wie die Tontauben. Wir nutzen die natürlichen Gegebenheiten, um uns anzuschleichen.« In zwei Kilometern Entfernung lag östlich von uns ein Wald. »Dort hinüber«, wies ich meine Leute an. »Köpfe unten halten.«
Wir liefen in die angegebene Richtung, bis wir den Waldrand erreichten. Ich wünschte Havedge etwas Unterstützung durch die von ihm bemühten She’Huhan. Er war wesentlich langsamer als Legove und ich, die wir den Gatusain trugen. Aber es gab Probleme, derer nicht einmal die Sternengötter der Arkoniden Herr wurden.
Der dichte Wald gestattete nur ein paar Meter Sicht. Die dichten Kronen ließen kein Licht durchdringen. Hinter jedem der mächtigen Stämme konnte sich unsere ganze Gruppe verstecken. Ein tiefes Grollen, das dem Kurator Beine machte, drang aus dem Inneren des Waldes. »Niemand bleibt zurück. Ständigen Sichtkontakt halten.«
Das Gelände stieg an. Der Untergrund war von moosartigem Belag überzogen, der feuerrot schimmerte. Wir stiegen über einen Bach, der, aus dem Wald kommend, talwärts floss. An seinem Ufer erhoben sich mannshohe Insektenbauten, um die wir einen großen Bogen machten.
»Die Wurzeln sind hier besonders ausgeprägt«, sinnierte Sashmo Task. »An unserer Absturzstelle gab es jede Menge davon.«
»Das entspricht unseren Beobachtungen. Anscheinend gibt es keine Stelle auf Orgoch, wo man sie nicht findet. Es würde mich nicht wundern, wenn sie sogar die Gewässer durchziehen.« Ich zweifelte daran, dass die Wurzeln nur von den Bäumen stammten. Sie waren viel zu weit verbreitet, wuchsen auch dort, wo es weit und breit keine Bäume gab. Vielleicht handelte es sich um eine eigenständige Pflanzenspezies, deren Lebensbereich der gesamte Boden dieser Welt war.
Ständig sah ich Richtung ESHNAPUR und erwartete, dass sie abhob und davonflog. Es geschah nicht. Als wir auf der Hügelkuppe standen, waren meine Befürchtungen wie weggewischt. Der Kreuzer war in seiner ganzen Pracht zu sehen. Er parkte unweit eines Kanachtdorfes. Einer Stadt, wäre richtiger gewesen. Sie besaß beachtliche Ausmaße. Ich unterschied drei konzentrische Ringe in der Bebauung. Den inneren bildeten meiner Einschätzung nach die Häuser der hier Geborenen, die sich nach außen hin anschließenden Ringe waren später hinzugefügt worden, und zwar auf eine für Orgoch untypische Weise. Unterwegs hatten wir es selbst erlebt.
»Hier hat Gale die Gebäude aus anderen Dörfern gebracht«, sprach ich meine Überlegung aus.
»Nach den Kanacht aus diesen Dörfern«, sagte Taffy. »Da unten wimmelt es von ihnen. Wozu dieser Aufwand?«
Ich konnte es mir gut vorstellen. Die größenwahnsinnige Gale versuchte herauszufinden, wie weit sie gehen konnte. »Greta testet an, wie viele Individuen sie kraft ihres Geistes unter Kontrolle bringen und behalten kann.«
»Sie glauben wirklich, dass sie alle Kanacht da unten kontrolliert?«
»Beherrscht. Darum geht es ihr.« In Kunshun hatte sie eine eindrucksvolle Demonstration ihrer durch den Gatusain ausgelösten Fähigkeiten geliefert. Die Kombination mit ihrer Machtbesessenheit war fatal für alle, die ihr unterstanden. Tristans Freundin Olgej war der beste Beweis gewesen.
»Also müssen wir aufpassen, dass sie uns nicht ebenfalls
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