Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain
Kanacht sind schlafen gegangen«, sagte sie lächelnd.
»Das sind gute Neuigkeiten.« Ich ging vor bis zu den ersten Bäumen. Die Nacht war dunkel, die meisten Lichter heruntergebrannt. Eine rotglühende Positionsbake markierte den Nordpol der ESHNAPUR.
»Nehmen Sie ein Messer mit, Sir.«
Ich wehrte die Waffe ab. »Ich will keinen Kanacht verletzen.« Ich duckte mich und lief los.
»Wenn Sie sich in der Dunkelheit ein Bein brechen, komme ich und hole Sie«, hörte ich noch, dann war Stille. Nicht einmal die Schreie von Nachttieren waren zu vernehmen.
Ich mir ein Bein brechen. Ich lächelte in mich hinein. Die Dunkelheit der Nacht war ein wertvoller Verbündeter, den ich bereits als Gos’athor auf der Flucht vor den Schergen Orbanaschols und bei meinem Kampf um den Thron des Tai Ark’Tussan schätzen gelernt hatte.
Ich hatte mir den Standort des Beiboots eingeprägt. Obwohl ich so gut wie nichts sah, fand ich es auf Anhieb. Gelang es mir, darin einzudringen, standen wir taktisch weitaus besser da. Meine Hoffnung war vergeblich. Das Boot war positronisch verriegelt, wie ich schnell herausfand. Ich murmelte einen sumerischen Fluch und schickte mich an, zu meinen Leuten zurückzukehren. Ich zögerte. Wenn ich das tat, war mein Ausflug vergeblich gewesen. Und dann? Am nächsten Morgen, bei Helligkeit, konnte ich keinen zweiten Anlauf wagen, selbst wenn der Pilot das Beiboot tagsüber offen stehen ließ. Vom Waldrand herunter hätte man mich zehnmal entdeckt und ausgeschaltet.
Ich war hier, also war es das Beste, ich blieb es auch. Warum nicht die Deckung des Beiboots nutzen? Die Kanacht wagten sich nicht nahe genug heran, um mich zu entdecken, wenn ich mich tarnte. Mit einem oder zwei Terranern kam ich klar, wenn ich schnell genug reagierte. Ich hob unter dem Heck des Boots eine Mulde aus. Der Boden war hart, und ich bedauerte, nicht Drays’ Angebot mit dem Messer ergriffen zu haben. Ich trug Reisig und Holz zusammen, kroch in die Grube und bedeckte mich mit dem Tarnmaterial. Zum Glück herrschten milde Temperaturen.
Trotzdem bereitete ich mich auf eine unangenehme Nacht vor.
Greta allein an Bord
»Heute Abend bringst du das Beiboot wieder mit an Bord«, zischte Gale. »Du trägst die Schuld, wenn es da draußen beschädigt wird.«
Heyburn war sich keiner Schuld bewusst. »Du selbst hast den Piloten abgezogen und zum Steineschleppen abkommandiert. Ich bin zu Fuß gegangen, weil ich ihn gestern nicht mehr gefunden habe. Da waren Tausende Kanacht. Ich kann doch nichts dafür, dass der Kerl sich nicht getraut hat, ohne mich zu fliegen, und ebenfalls zu Fuß gegangen ist. Ist ja auch nicht weit.«
»Darum geht es nicht.«
»Liebe Güte, Greta. Was soll dem Beiboot passieren?«
Heyburn kannte den Blick, den sie ihm zuwarf. Es war besser, keine weiteren Entschuldigungen vorzubringen, auch wenn er noch so sehr im Recht war. Gretas Launen waren bekannt. Svin fragte sich, was sie mit dem Stellvertreter des Kommandanten anstellte. Seit Tagen hatte niemand Jorim Kilshasin gesehen. Lebhaft konnte er es sich vorstellen. Er sollte sich eine Frau aus der Besatzung zulegen. Gestern war ihm eine Blondine aufgefallen, die es ihm angetan hatte. Zuerst würde er seinen Charme spielen lassen. Wenn das nicht half, könnte er Greta bitten, etwas nachzuhelfen, immerhin waren sie alte MEINLEID-Genossen, und außerdem wurde sie auch nicht freiwillig von Jorim bedient. Eine hervorragende Idee, fand Svin, aber im Moment untauglich. Bei Gretas Laune war es sinnlos, mit ihr darüber zu sprechen. Dafür musste er sie in besserer Stimmung abpassen.
Er schloss sich dem Strom der Raumfahrer an. Greta schien Gefallen daran zu finden, sie aus dem Schiff zu schicken und mit Jorim allein an Bord zu bleiben. Vielleicht trieben sie es in der Zentrale, auf Karim Shoutains Kommandopult. Noch eine Vorstellung, die ihm gefiel. Heyburn brach in schallendes Gelächter aus.
Im Dorf herrschte emsige Geschäftigkeit. Die Kanacht waren ein munteres Volk. Auf Dauer konnte er sich trotzdem nicht vorstellen, unter ihnen zu leben. Das Positivste war, dass er sie weit überragte. Es verlieh ihm ein Gefühl von Macht. Er durchquerte das Dorf und blieb vor der Baustelle stehen. Ein paar Dutzend Kanacht waren versammelt. Sie blickten ihn an.
»Was ist hier los?«, fragte Heyburn. »Wieso arbeitet ihr nicht?«
»Ich habe in der Nacht das Gewissen Orgochs vernommen«, wagte sich einer vor.
»Das Gewissen Orgochs?« Dieser Unsinn fing schon wieder an.
Weitere Kostenlose Bücher