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Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Titel: Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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nämlich in das Vakuum und die absolute Kälte des Leerraums. Vielleicht war das besser, als von dem Unbekannten, dem Unheimlichen verzehrt zu werden, von dem Grauen, das sich an Bord geschlichen hatte. Eine Stimme erklang, menschlich und laut, auch sie unverständlich. Sie kam aus der Richtung, wo der Abgrund ganze Arbeit geleistet hatte. Niemand hielt sich dort auf, weil dort nichts mehr existierte. Gretas Zähne bohrten sich in ihre Unterlippe. Der Schmerz verklärte ihren Blick. Als sie Sekunden später wieder sehen konnte, hatte die Schwärze vertrauten Eindrücken Platz gemacht.
    Dies war die Kommandozentrale der ESHNAPUR, immer noch. Sie war unverändert, hatte keinen Ausschnitt eingebüßt, kein Besatzungsmitglied verloren. Gretas Finger zitterten. Sie versuchte die einzelnen Personen zu erkennen und zu verstehen, was sie sagten. Es gelang auch jetzt nicht. Das Entsetzen hielt die Frau weiterhin gefangen, hatte nur in seiner Intensität nachgelassen.
    »Ich muss … in mein Quartier. Ich brauche …« Hatte sie die Worte wirklich ausgesprochen?
    Sie begriff, dass ihr Geist ihr etwas vormachte. Sie fühlte sich elend und schwach. Immerhin kehrte die Erinnerung zurück. Mit ihr kam die Ernüchterung über das eigene Versagen. Nichts war geblieben von der Selbstsicherheit, mit der Greta den gestrigen Angriff auf Atlan befohlen hatte. Die Erfolglosigkeit hatte sie zunächst kaum gestört, denn sie sah sich dem Arkoniden weiterhin überlegen. Inzwischen verkrampfte sich ihr Magen bei der Erinnerung an die Niederlage, die sie hatte einstecken müssen. Um nichts anderes handelte es sich. Statt sich des Verfolgers zu entledigen, war sie gezwungen, weiter zu fliehen.
    Dazu diese Vision mit all ihren Schrecken.
    Es war sinnlos! Diese Flucht, ihr Anrennen gegen das Unvermeidliche, all ihre Pläne. Wie sollte sie mit einem Jäger in ihrem Rücken, der nicht weniger entschlossen war als sie selbst, eine neue Welt erobern? Ihr blieb nicht einmal die Ruhe, überhaupt nach einem geeigneten Planeten Ausschau zu halten. Sie schloss die Augen, von geistiger Müdigkeit übermannt, und ließ sich treiben. Warum nicht aufgeben? Was würde es ändern? Alles! Sie gab sich einen Ruck. Ein Leben in Gefangenschaft war schlimmer als der Tod. Sie würde innerlich zugrunde gehen, besiegt von einem verhassten System und von Gegnern, die sie zeit ihres Lebens bekämpft hatte. Niemandem stand ein Triumph über Greta Gale zu.
    Greta schlug die Augen wieder auf, die Lider schwer wie Blei. Sie stützte die Unterarme auf die Lehne des Kontursessels und stemmte sich in die Höhe. Die Vorstellung, vor denen, die sie unterworfen hatte, ein erbärmliches Bild abzugeben, verlieh ihr neue Kräfte. Sie setzte einen Fuß vor den anderen, stolperte Richtung Ausgang. Die Raumfahrer in der Zentrale waren zu Schemen mutiert, die sich wie hinter einem halbtransparenten Vorhang bewegten. Ihre Stimmen drangen wie aus weiter Ferne herüber. Satzfetzen, Wortfragmente, mehr war nicht zu verstehen.
    Sie fand sich im angrenzenden Korridor wieder, getrieben von einem Widerstreit der Gefühle. Depression, Leere und Mutlosigkeit standen Zuversicht auf Besserung, Wille und Geltungssucht gegenüber. Es gab nur einen Weg, dorthin zu gelangen, wohin sie wollte. Die Austernmuschel war das Instrument, ihn zu ebnen. Inzwischen hätte sie ihr Quartier blind gefunden. So ähnlich kam sie sich vor, auch wenn sich ihr Blick mit jedem Meter mehr klärte. Die Realitätsverschiebung, die sie durchlebt hatte, wurde abgelöst von einer kreatürlichen Furcht vor dem unsichtbaren Verfolger.
    Greta sah sich um, unwillkürlich ihre Schritte beschleunigend. Die Korridorbeleuchtung illuminierte weichen Lichtschein mit harten Schatten. Schatten huschten über den Boden, Schatten verharrten an der Wand, Schatten warfen wiederum eigene Schatten, die diffus und wieder zu Licht wurden. Es war wie im Drogenrausch.
    »Aus dem Weg!«, stieß sie aus. »Verschwindet, ihr alle!«
    Niemand durfte sich ihr in den Weg stellen, nicht in diesem einsam liegenden Korridor und nicht in ihrem Leben. Doch der verdammte Arkonide hatte es gewagt und würde es wieder tun, sobald sie ihm die Gelegenheit dazu gab. Gretas Gedanken jagten sich. Sie verwünschte ihn, gleichzeitig beeindruckt von der Hartnäckigkeit, mit der ihr nachsetzte. Ein Mann wie er gab niemals auf. Das hob ihn aus der Masse heraus. Er wäre ein guter MEINLEID-Anführer an ihrer Seite gewesen, viel besser als Simmi. Atlan begehrte sie, nur

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